Kommissar Fröhlich #2: Abgründe (Epsilon)
Ein unbekannter Killer macht den Norden des Landes unsicher! Er entführt junge Frauen und entfernt ihnen chirurgisch, noch bei lebendigem Leibe ihr Herz. Nicht schön so was. Natürlich ein Fall für Kommissar Fröhlich, der sich mit Tumba an den Fall macht. Jemand wie dieser rundliche Bulle hat natürlich auch keine Skrupel für die Lösung des Falls andere Leben aufs Spiel zu setzen. So setzt er seine Kollegin Stolz als Köder ein und verliert sie natürlich prompt. Nun ist sie in den Händen des durchgeknallten Killers und wenn Fröhlich seinen unförmigen Körper nicht rechtzeitig in Wallung bringen kann, kommt jede Hilfe zu spät.
Freitag, der 13. Für viele ein Unglückstag und selbst Fröhlich, der mit drei Ex-Frauen und einem Sohn gestraft ist, der gerne Revoluzzer spielen möchte, kommt es an diesem unheilvollen Tag so richtig dicke. Aber auch Tumba bekommt sein Fett weg. Richtig deftig wird es aber erst im Namengebenden dritten und letzten Fall des zweiten Albums. Tumba und somit auch Fröhlich werden erneut mit einem Fall konfrontiert, der eigentlich schon 2012 sein Ende hätte finden sollte. Ein tot geglaubter Killer taucht plötzlich wieder auf und Fröhlichs Ermittlungen führen die beiden Ermittler zurück an einen alten Tatort und sogar zurück bis zum Jahr 1994.
In seiner Körperfülle ragt er nicht wirklich an seinen Helden Kommissar Fröhlich heran, aber zur Zeit ist das deutsche Comicurgestein Stephan Hagenow mindestens so umtriebig wie seine Kreation. Nicht nur, dass er gleich zwei vollkommen selbsterstellte Fröhlich Alben bei Epsilon auf den Markt kloppt, mit Mac Trap #3 wird die Geschichte des Rattenmeute Universums zu Ende gebracht und mit Gundero hat er sogar eine ganz neue Italo-Western Story auf Lager. Alles töfte, gerne mehr davon. Um den anderen Kram kümmern wir uns aber an einem anderen Tag, jetzt geht es erst mal an den zweiten großformatigen Fröhlich.
Auf den 48 Seiten löst der unsympathische Verbrechenskämpfer gleich drei Fälle. “Unglückstag” ist dabei ein kleiner humorvoller Einschub, während “Herzloser Fall” und “Abgründe” ausgewachsene Geschichten, mit teilweise komplexeren Ermittlungen sind. Auch wenn gerade “Abgründe” ein mehrschichtiger Fall mit einigen Wendungen ist, steht weiterhin Fröhlich im Mittelpunkt. Der Antiheld dieses Comics ist weiterhin widerlich, politisch unkorrekt, sexistisch und in jedem Punkt eine miese Type, die man nicht um sich haben möchte. Am Ende löst er jedoch jeden Fall und er rettet einigen Leuten das Leben. Neben einem bitterbösen zynischen Erzählstil fordert diese Darstellung der Hauptfigur die Leser zum reflektieren über eben diese heraus. Es ist nämlich weiterhin nicht so einfach sich zu Fröhlich zu positionieren. Er macht seinen Job zwar immer irgendwie gut, ist aber trotzdem ein großer Arsch, der eigentlich richtig schlimme Dinge verdient hätte. Trotzdem ist man manchmal auf seiner Seite und auch wenn nur, damit die Schurken keinen anderen mehr schaden können.
In den Zeichnungen versteht Hagenow es wieder vorbildlich den zynisch bösen Erzählstil auch optisch rüberzubringen. Die Figuren sind meist stark überzeichnet und manchmal fast schon Parodien von sich selbst. Alles ein wenig ironisch angehaucht und auch sich selbst nimmt man nicht so ernst. Gleichzeitig ist die Panelaufteilung meist intuitiv und intelligent gelöst und vor allem daran wie geschickt er die negativen Flächen platziert. Beeindruckend ist genauso, wie der gute Stephan auch jetzt, wo er gerade so viele Feuer im Eisen hat, alles vom Schreiben bis zu den Farben alleine macht, nur das Cover ist nicht von ihm selbst, sondern vom Kollegen Carsten Dörr.
Fröhlich steht auch beim zweiten mal das schicke Hardcover Album gut, die kleinen schwarzweiß Zeiten vermisse ich zwar schon ein wenig, aber auch in Farbe ist der Comic eine tolle Sache.
7,8 von 10 Herzschüsse