Was tun Bands, die
ihren Zenit überschritten haben und deren Versuche an alte Erfolge
anzuknüpfen nur wenige Früchte trugen? Genau, sie machen einen
Konzertfilm. Metallica entschieden sich dazu, jegliche Register zu
ziehen. Während die vier Herren die Show ihres Lebens geben, wird
Roadie Trip (Dane DeHaan) losgeschickt, eine essenziell wichtige
Besorgung zu machen. Was zuerst wie eine sehr simple Aufgabe
erscheint, wird jedoch bald zu einem Albtraum, zerfällt die Stadt
doch außerhalb des Konzertsaals allmählich ins Chaos...
Mit Nimród Antal
haben sich die Herren einen nicht gänzlich unbekannten Regisseur ins
Boot geholt. Motel und Predators kann man durchaus als Erfolge
zählen. Was der Herr hier jedoch in Zusammenarbeit mit Metallica für
einen Schmonsens zusammengeschrieben hat, ist fast schon frech.
Irgendjemand hätte doch merken müssen, dass das zusammenhangsloser
Mist ist, der willkürlich in das Konzert eingestreut wird. Ich
schaue in deine Richtung, Peter Mensch!
Dabei fängt es
eigentlich alles superb an. Die Bandmitglieder werden ungemein
daneben vorgestellt. Hetfield kommt mit seinem Hot Rod an, Hammetts
Gitarre blutet, Trujillo macht den Crab Walk in einem Zimmer aus
Verstärkern und Ulrich organisiert. Herrlich überzogen und lässt
auf ein etwas selbstironisches Abenteuer hoffen. Leider verpufft
diese Selbstironie, sobald Konzert und "Geschichte"
beginnen.
Die Bühnenshow
ist grundsätzlich nett gedacht, da unheimlich viele der
Showelemente, die Metallica in den Dekaden ihres Schaffens so
nutzten, erneut Verwendung finden. Das führt zum einen dazu, dass
die Bühne allein einen zweistelligen Millionenbetrag verschlang, und
zum anderen ein wenig Zirkus-Atmosphäre aufkommt. Auch, wenn die
Show überladen erscheint, ist das zu verkraften. Die Jungs haben
sichtlich Bock und es ist auch einfach schön zu sehen, dass Ulrich
nach so vielen Jahren immer noch sichtlich erfreut und ein wenig
überrascht über die Geräusche seines Instruments ist.
Die Setlist ist
ganz ordentlich und beinhaltet im Prinzip alle Songs, die man bei
solch einem Unterfangen erwartet. Von Hit the Lights und For Whom the
Bells Tolls bis zu One und Enter Sandman sind die großen Hits alle
dabei. Klugerweise fand kein einziges Lied von St. Anger seinen Weg
zu diesem Spektakel.
Leider kommt nie
das Gefühl auf, einem Live-Konzert beizuwohnen. Die teils etwas
wahllose Folge von Bildern ist zwar qualitativ auf hohem Niveau,
wurde jedoch mit einem Sound unterlegt, der auch genausogut aus dem
Studio stammen könnte. Da kann man noch so schön in 3D drehen und
eine Mordsshow abziehen - ohne Live-Sound hat der Zuschauer auch
keine "Live-Experience".
Die Geschichte um
Trip ist letztlich nur eine lose Aneinanderreihung von Gegebenheiten
und Symbolen, die irgendwie für irgendjemanden krass und cool
erscheinen sollen, jedoch so gut wie immer ins Nichts führen. Da
treffen Aufständische aufeinander, da gibt's coole Hinrichtungen,
Wolkenkratzer fallen in sich zusammen und Trip zündet sich an. Ganz
großes Kino. Die einzigen Elemente, die die Episoden miteinander
verbinden, ist Trips Suche nach einer Tasche und sein Antagonist -
ein Reiter, der am liebsten mit Stricken arbeitet und generell keine
nachvollziehbare Motivation dazu hat. Findige werden sicherlich
Interpretationsmöglichkeiten erarbeiten können, allerdings wird das
meiste derart plump vorgebracht, dass einem schnell die Lust daran
vergeht, sich über eventuelle Inhalte Gedanken zu machen.
Auf Länge eines
Musikclips funktioniert solch ein halbgares Allerlei gerne mal.
Gerade, wenn die Bilder den Inhalt des Lieds oder die Stimmung der
Musik irgendwie einfangen. Bei Through the Never ist leider ersteres
nie der Fall und letzteres nur sehr selten.
Neben dem ca. 93
minütigem Film bietet die Blu-ray von Ascot Elite noch jede Menge
Bonusmaterial, welches einen umfangreichen Einblick in die Entstehung
gibt. Es ist schon interessant zu sehen, welcher Aufwand für diese
Produktion betrieben wurde. Die 3D Effekte der eben soviel dimensionalen Version sind ein ganz nettes Gimmick, aber ein gewißer Mehrwert, der ebenfalls enthaltenen 2D Variante ist nicht unbedingt gegeben. Außerdem liegt der Blu-ray noch die Setlist bei.
Metallica -
Through the Never ist kein Spielfilm, keine Dokumentation und kein
Live-Mitschnitt. Was ist Through the Never eigentlich? Ein 32
Millionen Dollar teurer, mit 93 Minuten viel zu lang geratener
Performance-Videoclip. Irgendwie sowas.
5,1 von 10
ferngesteuerte Schlagzeuger