Pjöng Jang (Reprodukt)
Guy Delisle geboren in Kanada erzählt in seinem Comictagebuch “Pyongyang” von seinen Erlebnissen während seines zweimonatigen Aufenthalts in Pjöong Jang der Hauptstadt Nordkoreas (hätte jetzt niemand erwartet oder?).
Guy Delisle Werk, aus dem Jahre 2005, in dem er auf 184 Seiten das Erlebte in simple aber ausdruckstarke Panel wiedergibt, war damals mein erster Comic von ihm. Darin erzäht davon, wie er damals für ein französisches Animationsstudio arbeitete, das wie viele andere westliche Studios die Animationsarbeit an nordkoreanische Zeichner outgesourced hat. So kam es das er nach Nordkorea reisen musste um dort die Arbeit der dortigen Angestellten zu überwachen und gegebenenfalls die Fehler korrigieren zu lassen. Mit einem Discman und George Orwells berühmten Roman “1984” begab er sich deshalb in ein Flugzeug Richtung Nordkorea. Dort angekommen stellt er schnell fest das zwei Monate eine lange Zeit sind wenn man nicht aus dem Hotel kann ohne einen von der Regierung gestellten Begleiter an seiner Seite zu haben. Er erlebte hautnah das “1984” an manchen Orten der Welt mehr Realität denn Science Fiction ist. Eine der Fragen die sich ständig stellen ist dabei, ob die Bevölkerung wirklich an all das glaubt was Kim und seine Regierung propagiert oder nur aus Angst dieses Theaterstück mitspielt.
Guy Delisle porträtiert auf verständliche Weise ein Land das sich nach außen als perfekt darstellt in dem aber eigentlich nichts richtig ist. Das Gefühl an einem Ort zu sein an dem man nichts nach eigenem Willen entscheiden kann und das Leben in vorgegebenen Bahnen verläuft wird dem Leser sehr greifbar dargestellt, ohne besserwisserisch zu sein oder zu bewerten was er sieht. So wird dem Leser eine eigene Meinung zugestanden. Anders könnte man das Thema wohl auch nicht angehen zumindest nicht wenn man den Leser für klug genug hält selbst Schlüsse aus den Dingen die dort vorgehen zu ziehen. Sein Zeichenstil ist einfach, reduziert und genauso wie seine Dialoge bestens pointiert. Trotz all der Trostlosigkeit und dem grauen Alltag, ist auf den Humor stets verlass. Der groteske und melancholische Erzählstil wird davon aber nicht weiter beeinflusst.
Wer Interesse an Comics und oder an einen ungewöhnlichen Blick auf Nordkorea hat sollte unbedingt mal reinschauen!
9 von 10 niedergelegte Kränze