Blast #3: Augen zu und durch (Reprodukt)
Ein neuer Tag in Untersuchungshaft für den unter Mordverdacht stehenden Polza Manzini. Eines Tages gab der psychisch schwer erkrankte Mann sein normales und erdrückendes Leben auf und lief vor allem davon. Darauf folgte eine Odyssee durch die französische Pampa, wo er mit Obdachlosen in Wäldern lebte und sich überall herumtrieb, sich besoff und mit Drogen zu ballerte. Dieser verzweifelte Selbstfindungstrip endete vermeintlich jedoch mit dem Mord an der jungen Carole, weshalb er jetzt auch in Untersuchungshaft sitzt. In seiner Erzählung ist er nun an einem wichtigen Moment angelangt. Nämlich bei seinem zweiten längeren Aufenthalt in einer Psychiatrie, in der er auch Roland kennenlernte, Caroles Vater. Seine Flucht aus der Klinik führte wiederum zu schrecklichen Geschehnissen, die vielleicht zu dem führten, weshalb er letztlich von der Polizei gesucht wurde.
Was Manu Larcenet (Die Rückkehr aufs Land) mit “Blast” erschaffen hat tut weh. Jede Seite ist ein kleiner Stich in die Seele. Gestochen wird der Leser von einem spitzen Bleistift, mit vergifteter Mine. Larcenet boxt seine Leser in den Magen und manchmal scheint er dabei fies zu lächeln. In der Welt des Blasts scheint es keine Hoffnung zu geben, selbst Farben sind nur selten anzutreffen und das einzige, was nicht deformiert und widernatürlich aussieht ist die Natur selbst. Wenigstens die Tiere und Pflanzen wissen was sie wollen. Wen es aber erwischt, der muss alleine diesen Nachmittag überstehen.
Alleine will man in den Alpträumen von Manu jedoch nicht gefangen sein, denn jede Sekunde kann bereits den Tod bedeuten. Der rastlose Psychothriller mit seinem ebenso rastlosen und vielleicht auch unverstandenen Hauptprotagonisten wirft einige Rätsel auf und es wird auch nicht klar in wiefern der Comicautor und seine Figur uns anlügen oder wie weit die Beiden mit ihren Zuhörern spielen und ihnen eine Falle stellen. Die Zeichnungen sind mal fein, dabei gerne auch mal hübsch, manchmal aber auch einfach nur ein Farbklecks der verunfallt ist. Das Ergebnis davon ist teilweise ein Krimi, teilweise ein psychologisch dicht erzähltes Drama und ein kleiner Ausflug in die Philosophie, deren voller Umfang noch nicht ganz klar wird. Auch nach drei Bänden kann ich nicht so ganz abschätzen was ich zu erwarten habe und nur langsam wird klar was bisher geschehen ist. Gerade hier liegt das Suchtpotential von Blast, denn man muss einfach wissen was wirklich geschehen ist.
Blast ist anstrengend, depressiv und ein unangenehmes Lesevergnügen. Regt gleichzeitig zum Nachdenken an und hinterlässt einen ganz besonderen und vermutlich einmaligen Eindruck, der zum Teil auch unser Verständnis von Ästhtik in Frage stellt.
9 von 10 Tomaten mit Cape