Übel Blatt #1 (Kazé Manga)
Die Grenzstadt Rielde Velem ist gleichermaßen ein Ort der Hoffnung, wie auch der Verzweiflung. Hinter der perfekt gesicherten Bergstadt liegt vom Krieg verbranntes Land. Nichts lädt dort zum Leben ein. Auf der anderen Seite findet man das gelobte Land, den einzigen sicheren Ort, der von den sieben Helden geschützt wird. Die Menschen, die im Nichts leben würden alles tun um auf die sichere Seite hinüber zu kommen. Doch auf diese Menschen warten an den Toren die unüberwindbaren Befestungen, sowie die heiligen Kriegermönche. Nur wer die hohen Wegzolle, sowie Bestechungsgeld bezahlt darf die Stadt durchqueren. Beim Versuch sich selbst rüber zu schmuggeln finden täglich viele Personen den Hinrichtungstod. Ein Schicksal, das auch die kleine Piepsie erwarten soll. Weil sie auf ihrer Seite nichts mehr hat, nicht mal eine Familie, versucht sie als blinde Passagierin in einem Frachtschiff durch die Stadt zu kommen. Kurz bevor man sie jedoch umbringen kann, kommt der junge Krieger Keinzell ihr zur Hilfe, doch auch er soll umgebracht werden. Der spitzfindige Schmuggler Wid, kann mit einigen Edelsteinen das Problem allerdings fürs Erste aus der Welt schaffen. Kurz darauf attackiert man sie dennoch und sie fliehen in das Etablissement von Althea, die Wid versprochen hat ihn auf die andere Seite zu bringen. Doch nun sind die Mönche hinter ihnen her.
Neben “Claymore” ist es in Sachen Dark Fantasy ganz schön mau in der deutschen Mnga Landschaft und da erwähnte Serie seit einigen Ausgaben relativ langweilig dahindümpelt ist mir “Übel Blatt” eine gern gesehene Abwechslung. Leider beginnt die Story mit einem Flashback der als riesiger Spoiler angesehen werden kann. Wir erfahren somit schon auf den ersten Seiten vieles, das ich gerne erst später erfahren hätte. So weiß ich nämlich schon jetzt davon wie viel auf der vermeintlich guten Seite falsch gelaufen ist und das Keinzell ein Geheimnis hat und das er mit den sieben falschen Helden noch ein Hühnchen zu rupfen hat. Da schmeißt man gleich das gesamte Potential für Wendungen weg, nur um eine milde schockierende Einführung zu bekommen.
Der Plot selbst ist nichts besonderes, einige Underdogs kämpfen sich durch und bilden eine Allianz gegen eine korrupte klerikale Ordnung, aber es gibt schlechtere Fantasy Klischees. Jedenfalls wird jeder Mangaleser die Versatzstücke aus vielen anderen Geschichten kennen, sie werden hier nur etwas anders zusammengesetzt. Langweilig ist es jedoch nicht. Fraglich aber worin hier der besondere Reiz liegen soll. Könnte jedenfalls nach einigen Ausgaben sich schon totlaufen.
Optisch wirkt vieles auf eine sympathische und gar nicht mal negative Art etwas altbacken. Gerade die Charakterdesigns erinnern teils stark an “Record of Loddos War” ohne allerdings deren Qualität zu erreichen. Die Hauptfiguren sind aber allesamt leicht wieder zu erkennen. Dafür ist die Action modern und blutreich geraten, es gibt sogar ein paar kleinere Splattersequenzen und in folgenden Bänden dürfen wir uns schon mal auf gute Monsterdesigns einstellen. Am besten haben mir hier dran jedoch die Hintergründe gefallen, die teilweise architektonisch schöne Bilder und aufwendige Schraffuren, sowie tolle Schattenspielereien. Gerade wenn es düster wird kann der Manga gut punkten. Mal sehen wie es weitergeht, als Start vielleicht etwas holprig, aber nicht schlecht.
6,8 von 10 leckere Menschen