Billy Bat #13 (Carlsen Manga)
1931, in der Nähe von Berlin. Albert Einstein genießt einen spätherbstlichen Abend auf einer Parkbank. Adolf Hitler setzt sich zu ihm, er betrauert seine verstorbene Nichte und bittet Einstein darum die Zeit zurückzudrehen. Beide reden über eine Fledermaus, die nur sie sehen können. 20. Juli 1969, die Astronauten Edwin Aldrin und Neil Armstrong landen mit der Apollo 11 als erste Menschen auf dem Mond. Gleichzeitig sieht ein alternder japanischer Monsterfilmregisseur in Housten eine seiner alten Aufnahmen im Fernsehen. 1981, New York. Der junge Graffitikünstler Kevin Goodman, Erbe des Golden Cola Imperiums wird von Audrey zu ihrem Vater Chuck Culkin gebracht. Kevin soll den aktuellen Billy Bat Zeichner ablösen, der damals Kevin Yamagatas Arbeit übernahm, nach dem Kevins Eltern damals auch ihren Sohn getauft haben. 1. September 1923, Japan. Ein kleiner Junge, Sohn marxistischer Eltern, lernt die Grausamkeit der faschistischen japanischen Geheimpolizei und die unheimliche macht einer mysteriösen Fledermauszeichnung kennen.
Auch nun, nach ganzen 109 Kapiteln und dreizehn Sammelbänden hat Naoki Urasawas Metathriller kein bisschen von seinen Reizen eingebüßt. Munter schicken Autor/Zeichner Urasawa und sein Co-Szenarist Takashi Nagasaki die vielen Charaktere wild umher durch die verschiedenen Jahrzehnte, vermischen Realität mit Comicgeschichte, wechseln über in Rückblenden und führen zwischendurch die tatsächlich aktuelle Geschichte weiter. Es werden Verschwörungstheorien aufgestellt, logisch entkräftet und neue aufgestellt. Super spannend. Am stärksten sind wohl das Aufeinandertreffen von Hitler und Einstein, sowie die Reise ins Japan der 1920‘er Jahre. Dort bekommen wir endlich die Origingeschichte eines wichtigen Charakters, was wiederum mit wahrheitsgetreuen Erzählungen um ein schreckliches Unglück und den Kampf der japanischen Regierung in der Vorkriegszeit, gegen die „Demokratische Jugend“, die heutige Kommunistische Partei Japans, übrigens mit 400.000 Mitgliedern die weltweit größte nicht regierende kommunistische Partei. Wie immer gut recherchiert und toll ins Konstrukt der Serie eingefügt. Einzig Kevin Goodman könnte für Kritik sorgen, da er als derzeitige Hauptfigur leider einer der langweiligsten Figuren der gesamten Serie darstellt und eher unbeteiligt durch die Handlung wandelt.
Die Zeichnungen sind genauso wie die Handlung weit über dem Standardniveau langlebiger Mangaserien. Herausragend ist vor allem der Detailreichtum, der beachtliche Recherchearbeit benötigen muss, da immer wieder Epochen und Handlungsorte gewechselt werden. Trotzdem wird auch optisch auf kulturelle, zeitliche, architektonische oder popkulturelle Eigenheiten geachtet und alles korrekt in Szene gesetzt. Die Charakterdesigns sind eigenständig und weit weg von gewohntem Einheitsbrei, jede Figur immer wieder erkennbar und das bei mittlerweile weit über 100 agierenden Figuren. Die Seiten sind meist spannend arrangiert und Bewegungsabläufe werden leicht verständlich, dennoch künstlerisch anspruchsvoll umgesetzt.
Spannung, Stimmung, Politik, Geschichte. Hier gibt es alles was ihr von einem anspruchsvollen Historien/Meta-Krimi erwarten könnt. Wie auch die Male zuvor ein ernstgemeinter Tipp an alle Mangaleser mit etwas mehr Anspruch.
8,3 von 10 verschüttete Manifeste