Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung #32 - 1602 (Hachette)
Enthält die gesamte Miniserie “1602” #1-#8.
Wie gewohnt finden wir uns auf diesen Seiten im Marvel Universum weiter. Etwas ist allerdings falsch gelaufen. Jedenfalls schreiben wir das Jahr 1602 und plötzlich tauchen Superhelden wie Beast, Spider-Man, Nick Fury und andere in einer altertümlichen Barock Version auf. Irgendwas ist in der Zeit durcheinander gekommen und hat die Helden 400 Jahre zu früh geboren. Gemeinsam müssen sie nun herausfinden was mit dem Zeitraumgefüge geschehen ist und vermutlich so die gesamte Galaxie vor ihrem Untergang retten. Gleichzeitig gilt es aber auch die Versionen des 17. Jahrhunderts von Dr. Doom, Magneto und anderen Schurken abzuwehren.
An Neil Gaiman hat man aufgrund seines Rufs der ihm als Buchautor und vor allem als Comicautor einer vielgefeierten Serie wie Sandman große Erwartungen geknüpft. Vor allem wenn er dann doch erstmals für Marvel arbeitet. Als Comicleser, der als Kind die Anfänge von Helden wie Thor, X-Men, Spider-Man und so weiter miterlebt hat, wollte er durch seine Arbeit beim Verlag eben diese Charaktere nehmen, die mit ihm gemeinsam groß geworden sind und sie in völlig neue Abenteuer führen.
In seinen Schreibprozess für die achtteilige Miniserie “1602” vielen auch die Terroranschläge des 11. September, wegen denen er Weg von großer Action wollte. Er wollte, dass die Helden die Probleme nicht mit Gewalt und Explosionen bewältigen und das auch ansonsten nichts zu den Anschlägen zurückverfolgt werden kann. Deshalb wohl auch das 17. Jahrhundert und Europa als Handlungsort.
Die bekannten Marvel Figuren lässt er hier auf reale Monarchen treffen und auch so manche realhistorische Randnotiz ist zu entdecken. Ansonsten sind unheimlich viele Charaktere ins barocke Zeitalter verfrachtet worden. Viele davon so, dass jeder sofort versteht um wen es sich dabei handelt, wie zum Beispiel bei Daredevil und den X-Men, andere Figuren wie zum Beispiel Captain America haben lediglich einen esoterischen Kern beibehalten. Wiederum ganz andere Figuren werden zum Teil nur angedeutet und sind somit feine Kleinheiten die es sich lohnt zu entdecken.
Meine einzigen wirklichen Kritikpunkte könnten sein, dass es bei ein Figuren etwas zu plump geraten ist, wie sie in diese Welt verfrachtet wurden. Gleichzeitig gerät die Handlung oftmals zu sehr in den Hintergrund, da man zu sehr damit beschäftigt ist die Anspielungen auf das reguläre Marvel Universum zu entdecken. Trotzdem sind die Ideen bei Figuren wie dem Hulk oder Magneto total genial und schon allein die Anschaffung dieses Bands wert.
Optisch fallen zu aller erst einmal die wahnsinnig hübschen Cover auf, die Scott McKowen in Porzellanerde geschabt hat. Aber auch der Innenteil des Comics ist sehr schön geworden. Schließlich war hier Niemand anderes verantwortlich als Andy Kubert (Damian - Der Sohn von Batman), der sich viel Mühe gibt einen klassischen Malstil mit dem eines modernen Comics zu kombinieren. Sieht ziemlich cool aus, auch wenn meiner Meinung nach nicht jedes Charakterdesign ein Treffer ist. Die Mimik ist für die Epoche vielleicht etwas zu übertrieben, ansonsten sind die Hintergründe schön geraten und die Seiten hübsch angerichtet. Mit einer etwas gesetzteren Farbgebung hätte man da aber auch noch ein wenig mehr rausholen können.
Insgesamt ein sehr cooles Konzept, das in einer stimmigen Miniserie spannend und unterhaltend umgesetzt wurde. Ein paar kleinere Makel gibt es zwar schon, trotzdem handelt es sich hierbei um eine einzigartige Comicarbeit die so nicht öfter zu finden ist.
Auch dieser Hardcoverband von Hachette kommt mit einigen Extras. Es gibt ein Vorwort und Bonusmaterial wie Hintergründe zur Entstehung, eine Covergalerie und einen Überblick über die weiteren 1602 Geschichten.
8 von 10 geifernde Geier