Daredevil #5: Ein Leben in Angst (Panini)
Dieser Sammelband von Panini enthält die US-Hefte #23-#27.
Mehr oder weniger konnte der Anwalt Matt Murdock, auch bekannt als der Mann ohne Furcht: Daredevil, sein Umfeld davon überzeugen nicht wahnsinnig zu sein. Er hat sich auch mit seinem alten Freund und Kanzleipartner Foggy Nelson versöhnt. Gerade noch rechtzeitig um ihm beizustehen. Schließlich wird seinem Freund zur selben Zeit eine Krebserkrankung diagnostiziert. Gerade jetzt will er natürlich für ihn da sein, doch seine Vergangenheit holt ihn ein. Erst einmal räumt er mit Kirsten auf und während seiner Abwesenheit verwüsten abgerichtete, blinde Hunde mit den selben Kräften wie Daredevil seine Kanzlei. Dies ist nur einer von vielen Vorfällen, die auf einen unerkannten Feind von Matt zurückzuführen sind. Kurz darauf wird er aus dem Nichts attackiert und zwar von einem neuen Feind, mit dem Namen Ikari. Sein Kostüm und sein Kampfstil erinnern nicht nur zufällig an den Mann ohne Furcht, irgendein alter Erzfeind des Daredevils hat ihn mutwillig erschaffen, indem er den Strahlenunfall reproduziert hat, der Murdock erblinden lies und ihm gleichzeitig die superempfindlichen Sinne bescherte. Was er allerdings noch nicht ahnt: Ikari hat nicht nur alle Fähigkeiten des Devils, sondern ist zugleich nicht seines Sehsinns beraubt. Ikari ist Murdock haushoch überlegen, tötet ihn allerdings nicht und lässt ihn völlig verängstigt schwerstverletzt liegen. Es dauert nicht lange bis aus dem Mann ohne Furcht ein panisches Häufchen Elend wird und schon wird es für ihn wieder ziemlich schwer jemanden davon zu überzeugen wirklich nicht wahnsinnig zu sein. Zum Glück hat er viele Freunde und denkt immer einen Schritt voraus.
Mit dem, in diesem Sammelband enthaltenen Heften, bringt Mark Waid zu Ende, was er schon seit Anfang seines Daredevil Runs aufgebaut hat. Alles was er bisher im neuen Daredevil Volume erdacht hat, gipfelt in einem packenden und mitreißenden Finale. Waids Können zeigt sich schon allein darin, wie er es hinbekommt alles Fäden miteinander zu verflechten ohne das man das Gefühl bekommt es wäre erzwungen. Stattdessen erscheint die Handlung gesund gewachsen und glaubwürdig an diesen Punkt gelangt zu sein. Auch die Konfrontation mit seiner eigenen Origin und auch seinen eigenen Fähigkeiten ist clever und am Ende äußerst spannend. Murdocks Intelligenz, sein kämpferisches Geschick, der Zusammenhalt mit seinen Freunden, aber auch seine dunkle Seite finden gleichermaßen Erwähnung. All diesen zentralen Plotelementen wird viel Raum gelassen um zu wirken, wodurch die Handlung zwar durchaus stringent erzählt wird, dabei aber komplex bleibt ohne überladen oder unnötig kompliziert zu wirken. Eine kleine Nebengeschichte dieses Arcs beschäftigt sich näher mit Foggys Erkrankung und zeigt wie er etwas Mut bekommt, als er mit ansieht wie Kinder den Schrecken ihrer Krankheit kurzzeitig vergessen indem sie sich in eine phantastische Comicwelt versetzen in der Helden wie Hulk und Iron Man den Krebs auf dem Schlachtfeld bekämpfen. Einige sehr herzliche und warme Momente, die sich hier gut einfügen können, aber auch als One-Shot perfekt funktionieren können.
Es wäre nicht wirklich schwer noch zig weitere tolle Einfälle zu präsentierren, die Waid in diese Hefte einbringen konnte. Vollkommen zu Recht wurde diese Serie mittlerweile diverse Male mit Preisen ausgezeichnet. Das hohe Niveau ist aber nicht nur Waid zu verdanken, der wirklich großes leistet, denn auch Zeichner Chris Samnee trägt mindestens genauso viel zum Erfolg dieser Daredevil Reihe bei. Dessen Artwork gehört zu den schönsten Arbeiten die man seit langem im Mainstream Comic Bereich gesehen hat. In den letzten Jahren gab es wirklich nur sehr wenige Comicreihen die eine derartige Klasse so lange aufrecht erhalten konnten. Jeder Kampf ist ein wunderschön choreographierter Tanz, jeder Dialog wird in Panel gebettet, die selbst normale Gespräche aufregend oder atmosphärisch erscheinen lassen. Wichtig ist dabei auch Waids Zurückhaltung. Nie benutzt er mehr Worte als nötig wären. Dies zeugt davon das er nicht nur das Medium für das er arbeitet verstanden hat, sondern auch das er sein Ego nicht über die Kunst stellt. Soll heißen: Wenn er etwas durch die Zeichnungen von Samnee verdeutlichen kann, dann tut er das auch. Dadurch ist das Tempo wiederum unheimlich angenehm und gerät nie ins stocken. Ein Traum sind auch die Farben von Javier Rodriguez, auf den ersten Blick viel zu bunt und warm für einen düsteren Titel wie Daredevil, durch Schattierungen und in Kombination mit der unheilsschwangeren Stimmung der Zeichnungen aber verblüffend passend. Die Variant Cover können es nicht immer wirklich bringen und fangen den Stil der Reihe nicht so recht ein, bei den von Samnee persönlich entworfenen Covern kann auch nur großes Lob ausgesprochen werden. Jedes für sich ein meisterhaftes Kunstwerk und nichts was man in dieser Form von einem Major wie Marvel erwarten würde. Wundervolle Kompositionen, perfekt aufgeteilter Platz, Farbspielereien, Ideen mit großen Negativflächen und alles nicht angestrengt künstlerisch, sondern in einem Stil der wieder Spaß an Comics machen kann. Großartig!
9,5 von 10 Kreise, die auf den Täter zeigen