Der kleine dicke Ritter Oblong Fitz-Oblong (1963) [S.A.D.]
Es war einmal vor langer Zeit, weit entfernt im Ritterlichen Reich im Ost-Westen. Dort herrschte ein Herzog (Walter Oehmichen) dank der Hilfe seiner tapferen Ritter. Jeder von ihnen beschützte das Reich vor den grausamen Drachen und als Beweis ihrer tapferen Kämpfe brachten sie die Schwanzspitzen der Bestien mit nach Hause. Irgendwann war dann Oblong Fitz-Oblong (Walter Schellemann) an der Reihe seine Heimat zu beschützen. Doch der etwas alte und schon dick gewordene Ritter tötete den Drachen nicht einfach, sondern dressierte ihn sogleich. Nach dieser tapferen Leistung wurde er auf die Bolligru-Inseln gesandt, wo er den bösen Baron Bolligru (Sepp Strubel) und dessen Freund Schwarzherz (Heinz Günter Kilian) in ihre Schranken weisen sollte. Alleine war es ihm allerdings nicht möglich. Letztlich war er doch nur ein ziemlich schwacher Kämpfer und hatte nur sein gutes Herz und sein Köpfchen zur Verfügung. Zum Glück musste er nicht lange allein kämpfen, denn die unterdrückten Bewohner der Insel, sowie die Dohle Dollfuß (Margot Schellemann) und Wilhelm der Dachs (Max Bößl) freundeten sich bald mit ihm an. Gemeinsam wurde es zwar noch lange nicht zu einem leichten Kampf, Bolligru holte sich nämlich Unterstützung durch Drachen und sogar Piratten denen es nach Rum dürstete, aber Oblong hatte immer einen cleveren Plan in petto.
1963 produzierte die Augsburger Puppenkiste sechs Episoden des kleinen dicken Ritters für den hessischen Rundfunk. Die Drehbücher stammten einmal mehr von Manfred Jenning (Der Löwe ist los), der diesmal ein englisches Hörspiel von Robert Bolt für das Puppentheater adaptierte. Wem der Name bekannt vorkommt irrt sich übrigens nicht, denn bei Robert Bolt handelt es sicht tatsächlich um den selben Herren, der auch die Vorlagen für “Lawrence of Arabia” und “Doktor Schiwago” schrieb. Diese sechs, allesamt noch in schwarz-weiß gehaltenen TV-Folgen zeigen den kleinen und dicken Ritter in vielen harten Situationen, die das Leben als Ritter so mit sich bringt. Immer wieder kämpft er mit List und Tücke gegen den bösen Baron, ärgert sich mit finsteren Drachen herum, verscheucht Piratten und weiteres Gesocks.
Viel Zeit bekommt er allerdings auch damit herum sich mit den übrigen Bewohnern zu befreunden, die Kirche wieder aufzubauen und sich mit der Dohle und dem Dachs anzufreunden. Neben dem herzensguten Ritter ist auch eben dieser Dachs das unglaublich süßeste an der ganzen Serie und die tolle Synchronarbeit von Max Bößl (Der Räuber Hotzenplotz) macht ihn noch besser. Auch Oblongs süßer, dressierter Drache sorgt für den Einen oder Anderen herzerwärmenden Moment. Jede Folge ist etwas über 20 Minuten lang geworden und hält eine in sich geschlossene Geschichte bereit, die allerdings auch etwas zur fortlaufenden Handlung beiträgt, in der es darum geht den Baron von der Insel zu vertreiben.
So ist jede Folge für sich ein putziges Abenteuer, die Serie insgesamt ist aber ebenso unterhaltend und stet kurzweilig. Die Geschichte lebt von ihren liebevollen Charakteren, denen man nur das beste wünscht. Zu solch einer tollen Serie wird es aber erst durch die versierten und talentierten Sprecher. Die Puppenkiste hält für diese Produktion großartige Sprecher bereit. So sind neben Max Bößl auch das Ehepaar Schellemann vertreten, die hier beide ihre Karriere in der Puppenkiste begonnen hatten. Da wäre dann noch Sepp Strubel (Die Opodeldoks) und Heinz Günter Kilian (Ein Herz und eine Seele). Alles tolle Sprecher. Nicht weniger gut war Harald Schäfer (Kater Mikesch), der hier ebenfalls sein Debüt feiern dürfte, allerdings nicht als Sprecher, sondern als Regisseur. Erwähnenswert wären ansonsten noch die aufwendigen Sets, die teilweise schon sehr an spätere und größere Produktionen herankommen. Hat mir sehr gut gefallen der dicke Ritter und so dürften diese sechs Folgen schon sehr bald zu einer meiner liebsten Puppenkisten-Produktionen der farblosen Ära werden.
Die DVD von S.A.D. hat ein hübsch aufbereitetes Bild zu bieten und auch der Ton ist gut. Optionen gibt es leider keine, Bonusmaterial ebenfalls nicht. Ein Wendecover ist jedoch vorhanden.
7,8 von 10 Drachen, die auf der Nase balancieren können