Billy Bat #7 (Carlsen Manga)
Eine Fledermaus hält die Welt in Atem. Nicht nur das die fiktive Comicfledermaus Billy Bat in Print und Fernsehcartoon Form abertausende Menschen jede Woche unterhält, seine reale Vorlage zieht heimlich alle Strippen der wichtigsten Ereignisse auf der Erde und das schon seit Anbeginn der Menschheit. Nur wenige bekommen davon überhaupt etwas mit und sind dazu in der Lage die Fledermaus überhaupt sehen zu können. Als Retter oder Zerstörer der Welt hat sie Kevin Yamagata ausgesucht. Ein amerikanischer Comicautor mit japanischen Wurzeln. Zur Zeit soll er in Dallas Präsident Kennedy vor dem Tod schützen und Lee Harvey Oswald soll wiederum Kevin das Leben retten, denn mit ihm würde auch die Welt zu Grunde gehen. Doch das große Unglück kann nicht verhindert werden. Ein Schuss auf der Elm Street tötet den Präsidenten. Kevin überlebt diesen Tag allerdings. Nun werden weitere Figuren wie der Golden Cola Vertreter Tony Goodman und die japanischstämmige Studentin Jackie endlich ins große Geflecht ihrer Bestimmung gewebt.
Bisher sind in Japan 13 Sammelbände von Billy Bat erschienen, ein Ende ist soweit ich weiß noch nicht in sicht. Bei uns erschien die Tage der siebte Band und eigentlich sieht es schon jetzt so aus als wäre die Handlung schon bald zu Ende. Mit Kevin Goodman, dem kleinen Sohn das Cola Vertreters und dessen afroamerikanischen Ehefrau, führt Naoki Urasawa schon einen Nachfolger für den erwachsenen Kevin ein. Heißt also, dass der kleine die Prophezeiung der Fledermaus weiterführen könnte sobald er Zeichnen kann. Bedeutet auch, dass Yamagata ab diesem Zeitpunkt sterben könnte ohne die Welt zu ihrem Ende zu bringen. Also könnte selbst für den Fall, dass der dritte Weltkrieg getriggert wird die Handlung unter Umständen auch ohne den Comiczeichner weitergehen. Die Möglichkeiten sind zahllos und eigentlich immer spannend. Schon in einem der nächsten Bände wird dann wohl die erste Mondlandung thematisiert werden müssen, schließlich muss ja jemand das Fledermaus Symbol auf dem Mond entdecken.
Oswald beschützt von nun an Kevin und auch Jackie um sie vor einer großen Verschwörung zu beschützen. Genial wird Urasawas Metathriller an dieser Stelle indem er John Frankenheimers Politthriller “Seven Days in May” in die Handlung einfließen lässt. Er kopiert in einer Szene sogar den Trailer ziemlich genau. Hier wird wieder deutlich mit welcher Vernarrtheit er Ereignisse und Pokulturelle Anspielungen auf Werke der Zeitepoche in der Billy Bat spielt gemeinsam mit seinem Ko-Szenaristen Takashi Nagasaki einflechtet. Der Film aus Rod Serlings Feder (Twilight Zone), basierend auf einem Buch von Fletcher Knebel, mit Kirk Douglas und Burt Lancaster in den Hauptrollen, basiert auf Edwin Anderson Walker, einem rassistischen und antikommunistischen Agitator, der Putschgedanken gegenüber Kennedy hegte. Auch er wurde vom späteren Kennedy Attentäter Lee Harves Oswald, also vom echten, nicht dem aus dem Manga, verletzt. An dieser Stelle werden die Ebenen die von Realität zu Fiktion übergehen unzählig und teilweise nicht mehr ganz auseinander zu dröseln. Gerade wer wirklich Interesse daran hat alle Verschwörungstheorien hinter dem Kennedy Attentat mit verschiedenen Fiktiven Werken zum Thema und der Realität vermischt zu sehen kann bei diesem Band viele Stunden verbringen um jede Querverstrebung und Metaebene zu untersuchen. Wahnsinnig spannend und auch wenn es der bisher wohl gradlinigste Band ist, gab es vorher noch keinen der so viel Denkstoff gab und derartig vielschichtig daherkam.
Außerdem sind nun alle Schicksale der bisher etablierten Charaktere auf irgendeine nachvollziehbare Weise miteinander verbunden. Ein weiterer wichtiger Pluspunkt dieser Reihe. Denn wo andere Mystery Autoren sich und den roten Faden verlieren, behält Naoki den Überblick und verbindet letztlich doch alles logisch miteinander. Eine wahre Freude und gar nicht mal so verkopft wie man denken würde. Sogar für etwas Humor und leichte Momente ist hin und wieder Zeit. Ebenfalls wichtig, damit man den Figuren näher kommen kann. Ich kann wieder nur meine Empfehlung aussprechen, gerade da der Manga auch optisch durchgehend auf höchstem Niveau zu betrachten ist.
Hochklassiger Manga, der den Leser stets fordert und zum mitdenken auffordert. Keine leichte Kost für zwischendurch, trotzdem kurzweilig und nie zu schwermütig. Billy Bat bleibt der beste Manga der zur Zeit auf dem deutschen Markt zu bekommen ist.
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