Freitag, 25. April 2014

Vita Obscura (Avant Verlag)


Vita Obscura (Avant Verlag)

Entführte Regisseure, blinde Musikgenies und der Kaiser von Amerika und einige andere Gestalten mit ungewöhnlichen Lebensgeschichten sind die Zutaten von Simon Schwartz‘ „Vita Obscura“

Das Buch versammelt die monatlich in der Berliner Wochenzeitung „Der Freitag“ erschienenen Comicstrips.
Als Inspiration dienten Schwartz die frühen Sonntagsseiten der 1910er bis 1920er Jahre. Dabei alleine belässt er es aber nicht. Hier bekommt jeder Strip seine eigene, individuelle und auf Inhalt, Zeitraum oder Herkunft der Biografien zugeschnittene visuelle Handschrift verpasst. Beispiel? Die Geschichte „London Calling“ um den Geschäftsmann Robert McCulloch ist als Union Jack gestaltet, bei der die freien Stellen zwischen den Kreuzen die Panels darstellen. Oder das Kapitel „Der Entdecker“, das als asiatische Schriftrolle gestaltet ist und nur Tuschezeichnungen enthält.

So vielfältig die visuelle Gestaltung ist, so vielfältig stellt sich auch die Auswahl der Biographien dar.
Schwartz gelingt es sowohl witzige, als auch traurige Lebensgeschichten auszuwählen und schafft es neben reinem Unterhaltungswert auch wirkliches Interesse für die Menschen hinter den Biographien zu erwecken. Die Auseinandersetzung mit der jeweiligen Lebensgeschichte macht auch neugierig auf die jeweilige Periode und ehe man sich versieht findet man sich bei Wikipedia wieder, um etwas über burmesische Herrscher zu lesen.

Welcher Fakt genau eine interessante Lebensgeschichte ausmacht wird nicht so ganz klar und liegt wahrscheinlich auch eher im Auge des Betrachters. Gut, dass Simon Schwartz eben dieses Auge hat und uns einige absurdesten Vitas präsentieren kann. Einiges hat man vielleicht schon mal gehört oder gelesen, wie beispielsweise die Geschichte um den koreanischen  Regisseur Shin San-ok und dessen Film "Pulgasari" (Vor kurzem ja erst von Jörg Buttgereit als Hörspiel umgesetzt), aber vieles wird einem neu sein und gerade das macht den Reiz aus.

Der Avant Verlag veröffentlich das Buch mal wieder in einem schönen Hardcover, dieses Mal im länglichen Format, was in Anbetracht durchaus sinnvoll ist.

Ein wirklich herrliches Buch, das sowohl das Interesse an den vorgestellten Personen erwecken kann, als auch aufmuntert sich selbst auf die Suche nach interessanten Biographien zu machen.

8 von 10 Gurkenkönigen