Marvel Exklusiv 108: Thanos (Panini)
Dieser Band enthält die gesammelte Miniserie Thanos Rosing #1-#5.
Thanos, der einzige Sohn des genialsten Forscher und Herrscher über den größten Saturn Monds, Titan, heute in allen Galaxien als personifiziertes Todesurteil gefürchtet. Aber auch er war irgendwann jung und in dieser Zeit muss man nach den Antworten suchen, wenn man versucht herauszufinden wie er zu der apokalyptischen Figur wurde, die er heute ist. Schon bei seiner Geburt war Thanos ein außergewöhnliches Baby. Unter den genetisch makellosen und immer schönen Eternals war er von Beginn ein Aussätziger. Sein markantes Gesicht mit den ungewöhnlichen Malen, seine purpurne Haut und die toten Augen ließen es ihn von Anfang an schwer haben. Selbst seine Mutter Sui-San hatte bei seiner Geburt sofort den Impuls den Säugling zu töten. Doch man hielt sie auf und Thanos wuchs zu einem intelligenten und höchst talentierten Kind auf. Trotz seiner besonderen Optik konnte er bald seine Umgebung von sich überzeugen und er wurde zu einen angesehenen Teil seiner Klasse. Bis ein schicksalhafter Ausflug alles änderte. Dabei starben einige Mitschüler und nur er überlebte den Unfall. Dadurch wurde aber eine Veranlagung geweckt die auf dem Titan einzigartig war: Die Lust zu töten.
Denn schon seit vielen Jahrhunderten herrschte Frieden auf dem Titan und selbst innerhalb der Gesellschaft gab es keine Gewalttaten und schon lange keine Morde. So blieb Thanos Treiben so lange unbemerkt, bis er sogar seine Mutter tötete. Seit diesem Tag durchstreift er als Weltraumpirat die Galaxie und tötet alles und jeden, immer auf der Suche nach seiner wahren Liebe.
In den Siebzigern erschuf Jim Starlin den todbringenden Thanos. Inspiration für die Figur waren für ihn neben den Todesgottheiten mehrerer Religionen vor allem Jack Kirbys New Gods, die die Comiclegende für das DC Universum erschaffen hatte. Abgesehen davon, dass seine Idee des Schurken etwas schmächtiger war, eine Version von Thanos die Simone Bianchi hier optisch umsetzen konnte, hat der Charakter sich über die Jahre nicht viel verändert seit seinem ersten Auftritt in Iron Man #55. Aber dafür ist sein recht eindimensionales Innenleben etwas komplexer geworden. Passend zum “Infinity” Crossover Event von Marvel, schob das Große M vorher noch eine aktualisierte Origin von Thanos vor, die von Jason Aaron und Simone Bianchi innerhalb von 5 in sich geschlossenen Heften abgefrühstückt. Der Event interessiert mich zwar nicht die Bohne, aber eine kleine unaufgeregte Story um Thanos Entstehung kann man sich gerne geben.
Jason Aaron (X-Men: Schism) behält die Grundzüge von Thanos Entstehung bei, berücksichtigt aber weitere Elemente der Figur die eigentlich erst später im Verlauf ihres Werdegangs hinzugekommen sind. Schon ziemlich früh wird seine Liebe zu Lady Death thematisiert und wer ein wenig Vorwissen zu dem Charakter hat, wird ziemlich schnell die Wendungen der Geschichte voraussehen können. Handwerklich gut geschrieben und gekonnt rübergebracht ist die Handlung aber allemal. Heroicfantasy trifft auf phantastische Science-Fiction alter Schule. Könnte auf junge Leser vielleicht etwas altbacken wirken, ich würde es aber eher als Zeitlos einstufen. Gefällt mir jedenfalls sehr gut, wenn auch der Tiefgang nicht sonderlich tief geht und man vielleicht besser ein kleines Faible für Trash haben sollte. Etwas störend fand ich die eher plumpen Versuche, deutlich zu machen, dass wir uns im Marvel Universum befinden. Außerdem hat Thanos Bruder Eros hier nur eine sehr kleine Rolle bekommen und hätte durchaus prominenter eingesetzt werden können.
Eigentlich sollte die Miniserie ja schon im Juli 2012 starten. Damals waren noch Joe Keatinge und Richard Elson (Die neue X-Force) angedacht gewesen. Doch das Team wurde zu einem anderen Marvel Now! Projekt abgezogen und “Thanos: Son of Titan” wie die Mini damals noch heißen sollte, lag erstmal auf Eis und zwar bis Anfang des folgenden Jahres. Neben Aaron als Schreiberling holte man den italienischen Comickünstler Simone Bianchi als Zeichner an den Tisch. Der Schüler Claudio Castellinis, überzeugt mit einem zeitlosen Stil, der nicht zu ungewöhnlich für ein Marvel Heft wirkt, dennoch keinen Hehl an seiner europäischen Herkunft macht. Es könnte sich also durchaus auch um ein frankobelgisches Album handeln, das zufällig eine Geschichte im Marvel Universum erzählt.
Der 108. Marvel Exklusiv Band enthält eine starke Origin von einem der archaischen Bösewichten der Comicwelt. Science-Fiction und Fantasy Fans greifen zu, wer aber nur Interesse an typischeren Marvel Geschichten hat, wird vielleicht nicht finden wonach er sucht.
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