Boyhood ist ein amerikanisches Coming-of-Age Drama, welches unter der Federführung und Regie von Richard Linklater (Fast Food Nation, School of Rock) entstanden ist. Der Film wurde in Abständen (ein paar Wochen im Jahr) über eine enormen Zeitraum von 11 Jahren, zwischen 2002 und 2013 gefilmt. Es geht dabei um das Erwachsenwerden eines Jungen aus Texas dessen Eltern in Scheidung leben und dessen Mutter, wenn auch bemüht, nicht immer die besten Entscheidungen trifft.
Mason (Ellar Coltrane) lebt mit seiner Schwester Samantha (Lorelei Linklater) und ihrer alleinerziehenden Mutter Olivia (Patricia Arquette) im beschaulichen Texas. Ihr Ex-Mann und Vater der beiden Kinder Mason Senior (Ethan Hawke) verließ die Familie früh, weil ihm die Verantwortung zu viel war. Jetzt spielt er den Dad, der alle paar Wochen mal reinschaut und mit den Kindern die "coolen" Dinge unternimmt, ohne dabei die tägliche Verantwortung zu tragen.
Um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen, zieht die Familie nach Houston, da Oliva dort ihr Studium beenden und eine gute Arbeit finden möchte. An der Universität lernt sie Professor Bill Wellbrock kennen, der selbst zwei Kinder aus einer früheren Beziehung hat. Die beiden heiraten und einige Jahre später lebt die Großfamilie recht glücklich zusammen, doch der herrische Erziehungsstil von Bill und sein Alkoholismus werden zu einem Problem.
Als sein Verhalten eine zunehmende Bedrohung für die Kinder wird und auch sie selbst körperlicher Misshandlung ausgesetzt ist, reicht Olivia die Scheidung ein und ziehen mit ihren Kindern nach San Markos einer Stadt in der Nähe von Austin. Die Kinder werden größer und älter, bald kommen die ersten Teenager Probleme, Samantha hat ihren ersten Freund und Mason entdeckt, trotz Schwierigkeiten in der Schule, seine Liebe zur Fotografie.
Mittlerweile lehrt Olivia selbst als Professorin für Psychologie an der Universität und verliebt sich in einen Studenten, den Irakkriegsveteran Jim mit dem sie bald zusammen zieht. Masons leiblicher Vater hat nun auch eine eigene neue Familie gegründet und gemeinsam mit ihm und Samantha fahren sie aufs Land, wo Mason anlässlich seines 15. Geburtstags eine Bibel und ein Gewehr geschenkt bekommt.
Die Zeit vergeht und die Jugendlichen sind in ihrem letzten Jahr auf der High School. Gemeinsam mit seiner Freundin Sheena philosophiert der misanthrope Mason über die Ängste vor der Zukunft und dem College, was einen komplett neuen Lebensabschnitt darstellen wird. Als jener Tag kommt und die beiden einstigen Kinder das Nest verlassen wollen, um endlich ihren eigenen Weg zu gehen, ist Mutter Olivia zugleich erleichtert und am Boden zerstört.
Wer unseren Blog verfolgt weiß, dass wir schon eine Menge Filme besprochen haben, aber bei Boyhood ist es mir wirklich nicht leicht gefallen eine gute Beschreibung zu finden. Klar findet man oft als erstes natürlich die lange Arbeit von 12 Jahren an diesem Film beeindruckend und es stimmt Linklater hat es hier geschafft das Älterwerden mit denselben Schauspielern darzustellen ohne CGI oder Make-up nutzen zu müssen. Alle handelnden Akteure altern realistisch mit, was visuell und erzählerisch eine absolute Seltenheit oder gar Innovation sein dürfte. Aber was bleibt im Herzen dieses Langzeitfilmprojektes übrig, die Substanz ist schwer zu umschreiben, da die Handlung wenn sie auch einem Drehbuch folgt einfach das Leben darstellt, wie es sich in vielen Familien abspielen dürfte.
Diese fast nüchterne und oft auch ernüchternde Darstellung des Älterwerdens ist mit Sicherheit ein Schlüssel zur Qualität von Boyhood, jeder wird sich oder jemanden den man kennt irgendwo in diesem Film wieder finden. Allerdings geht die lange Spielzeit von 166 Minuten und die schiere Menge von Ereignissen recht deutlich gegen den Unterhaltungswert des Dramas.
Abgesehen von den kleinen „oh das kenne ich“-Momenten ist es schwierig sich in die Charaktere zu versetzen oder eine emotionale Verbindungen zu finden, daher reduziert sich der Zuschauer schnell auf ein bloßes Beobachten, als auf ein aktives Erleben. Durch diese Passivität wurde der Film aus meiner Sicht etwas zu langatmig und lief mehr so nebenbei daher als mich richtig zu fesseln.
Sehr unterstützend und erwähnenswert ist die gute Songauswahl des Soundtracks, der sich aus Indie-Songs der entsprechenden Jahre zusammensetz und dadurch einen guten zeitlichen und emotionalen Bezugspunkt darstellt.
Richard Linklaters innovative Herangehensweise bringt mit Boyhood ein coming-of-age Drama auf die Leinwände, dem es gelingt das Älterwerden als visuelles Erlebnis erfahrbar zu machen doch geht diese Betrachtungsweise und Ruhe des Filmes etwas zu Lasten des Unterhaltungswertes.
Academy Award Nominee
Best Motion Picture of the Year
Best Performance by an Actor in a Supporting Role (Ethan Hawke)
Best Performance by an Actress in a Supporting Role (Patricia Arquette)
Best Achievement in Directing
Best Writing, Original Screenplay
Best Achievement in Film Editing