Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen - Nemo: Die Rosen von Berlin (Panini)
16 Jahre ist es her, dass Janni Dakkar das Erbe ihres Vaters Kapitän Nemo annahm und als Piraten gemeinsam mit Broad Arrow Jack von der Antarktis bis hin zur Sahara alles unsicher gemacht hat. Gemeinsam haben die beiden Tiefseepiraten mittlerweile eine sechzehnjährige Tochter. Vor kurzem wurde Hira taktisch klug mit dem französischen Luftpiraten Armand Robur vermählt. Ihr Luftschiff wurde jedoch von den Nazis attackiert und zu Boden gebracht. Dabei wurde Armand von den Nazis gefangen genommen und nach Metropolis gebracht. Da man ihn dort festhält, vermutet Janni auch ihre Tochter dort. Gemeinsam mit dem Rest de Crew will sie ihre Tochter aus den Händen der Nazis befreien. In Metropolis wartet jedoch nicht nur Naziführer Adenoid Hynkel, sondern auch seine Zwielichthelden auf sie. Sofort stürzen sie sich in einen Kampf mit dem Roboter Maria, Königin Ayesha, sowie die Doktoren Mabuse und Calligari.
Alan Moore beglückt uns hier mit dem zweiten Teil seiner Nemo Trilogie, einem kleinen Spin-Off seiner „Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ Reihe. Die Geschichte beginnt 16 Jahre nach „Nemo: Herz aus Eis“. Jack und Janni haben mittlerweile eine gemeinsame Tochter, die mit Armand Robur, dem Sohn des Jules Verne Charakters aus den Abenteuerromanen „Robur the Conqueror (1886)“ und The Master of the World (1904). Beide werden vom Hitler Pendant der Liga Welt entführt und müssen natürlich befreit werden. Auch mit Hitler hat Alan Moore sich einiges ausgedacht. Der Führer trägt im Liga Universum den Namen Adenoid Hynkelm, also genauso wie Charlie Chaplins Hitlerparodie in „Der große Diktator“. Genauso wie Chaplins Version ist auch sein Logo nicht das Hakenkreuz, sondern zwei XX. Um die Metaebenen vollkommen durcheinander zu bringen gibt es in der Liga Welt auch eine Hitler Parodie, die nennt sich allerdings Addie Hitler, wie die Hauptfigur des amerikanischen Stripcomics „Addie and Hermy“. Wenn ihr es ganz nerdig haben wollt könnt ihr auch noch den Anspielungen nachgehen, dass es Adenoid Klone gibt, was wiederum eine Anspielung auf das Buch „The Boys from Brazil“ ist. Ansonsten unterscheiden sich der reale Hitler und der, der Liga nicht wirklich. Abgesehen davon dass er auch einen Genozid an den skandinavischen Trollen verübt hat und Brünette hasst. Berlin wurde zum Nazi Metropolis aus Fritz Langs gleichnamigen Film umgebaut, weshalb es auch nicht verwundert, dass Langs Roboter Maria (übrigens der erste Roboter der je filmisch dargestellt wurde) Teil von Hitlers Zwielicht-Helden ist. Königin Ayesha ist ebenfalls Teil dieser Truppe, genauso wie die frühen Horrorikonen Dr. Mabuse und Dr. Calligari. Wenn ihr euch also für vertrackte Spielereien auf der Meta-Ebene interessiert oder gerne nach den obskursten popkulturellen Anspielungen forscht, gibt es schon mal keinen Weg um diesen Comic.
Aber was taugt der eigentliche Plot? Moore erwartet von seinen Leserinnen einmal mehr recht viel. Zwar ist der eigentliche Plot ziemlich straight Vorwärts erzählt, doch vieles muss man sich selbst zusammenreimen, da so gut wie nichts erklärt wird. Dafür ist der eigentliche Plot sehr überraschend simpel gehalten. Von Anfang an geht es actionreich nach vorn und nur selten wird für etwas Backstory und kleinere Wendungen halt gemacht. Eigentlich erwarte ich von den Liga Comics etwas mehr Substanz, aber als Abwechslung war auch dieser 80-seitige Comic wirklich gut. Der letzte Teil der Nemo Trilogie sollte aber wieder etwas mehr Inhalt bieten. Dafür gab es hier ein paar sehr emotionale Momente die gut funktioniert haben.
Für die bildliche Übersetzung von Skript zu bebilderten Comicseiten war wie immer Kevin O‘Neill zuständig. Besonders den kalten und gigantischen Look von Fritz Langs Metropolis hat er fantastisch eingefangen, die Charaktere sehen cool und stylish aus und wie immer ist alles im unverkennbaren Liga Stil gehalten. Die Action ist rasant, etwas puppig, etwas exploitativ und das Ergebnis ist hübsch, kurzweilig und meist aufregend. Nicht der beste Release des Franchise, aber trotzdem immer noch ein verdammt guter Comic.
8 von 10 Tintenfischmützen