Coppelion Vol. 1 (2013) [Kazé]
Eine nicht allzu ferne Zukunft: Vor 20 Jahren wurde die japanische Hauptstadt durch eine fatale Kernschmelze ungeklärten Ursprungs vollkommen zerstört und ist bis heute noch ein tödliches Ödland. Findige Wissenschaftler haben jedoch nicht nur Strahlenanzüge erfunden, mit deren Hilfe man sich ganz gut schützen kann, sondern man hat auch eine ganz besondere Sondereinheit herangezüchtet. Aus genveränderten Menschen entstand Coppelion. Die Versuche die an ihnen ausprobiert wurden machen es so, dass sie auch ohne Schutzanzüge in der verstrahlten Zone überleben können. Das weibliches Trio besteht aus der Anführerin, der 18-jährigen Ibara Naruse, sie verfügt zusätzlich noch über die 10-fache Kraft eines Menschen, und den beiden zwei Jahre jüngeren Mädchen Aoi Fukasaku und Taeko, die besser sehen kann als jeder andere Mensch. Zu dritt dringen sie immer wieder in die Todeszone ein um letztes Überlebende zu suchen, die noch irgendwo in dem Gebiet verschollen sind.
Coppelion ist ein wunderschön als Anime umgesetzter Science-Fiction Manga aus Tomonori Inoues Feder. Die Hintergründe gehören zu den schönsten, die ich seit “The Garden of Words” gesehen habe. Die Natur hat sich Tokyo vollkommen zurückerobert, an jedem Ort und aus jeder Fuge sprießen Bäume und Sträucher und auch die einst vertriebenen Tiere streunen wieder durch den Ort. Selbst aus den atmosphärischen Verfärbungen durch die Strahlung wird hier ein hübsch anzusehender optischer Effekt. Die Designs der verschiedenen Schutzanzüge sehen ziemlich cool aus und die Animationen sind sehr geschmeidig und nie kommt das Gefühl auf, die Macher wollten an irgendwas sparen. Durch die dicken Outlines bekommt der Anime einen ganz eigenen Stil. Am besten sind und bleiben jedoch die wahnsinnig lebendigen Farben. Zudem bin ich ja eigentlich immer ein Gegner von 3D Animationen, in diesem Fall sehen die Fahrzeuge, die auf diese Weise animiert wurden qualitativ sehr hochwertig und stehen dem Rest der Serie in Nichts nach. Nur die drei Hauptcharaktere könnten etwas weniger gewöhnlich aussehen. Sehr hat mich allerdings gefreut, das die Heldinnen zu keiner Zeit für Fan Service herhalten müssen und auch wenn sie kurze Röckchen tragen und damit viel umherlaufen und hüpfen, werden keine Schlüpfer gelüpft oder sonstige Objektifizierung an ihnen verbrochen.
So sehr mir Coppelion auch handwerklich imponiert hat, konnte ich inhaltlich nicht viel damit anfangen. Auch nach vier Folgen ist zu wenig klar oder besser gesagt zu vieles unlogisch. Warum müssen noch über 20 Jahren noch Menschen gerettet werden, wenn doch selbst die besten Anzüge nur kurze Zeit vor der Strahlung retten können? So die wohl größte Frage der Serie. Unzählige andere Logiklücken und teilweise auch ganz alberne Doofheiten kommen noch dazu. Ein paar Ungereimtheiten werden sich mit den späteren Folgen sicherlich noch aufklären, aber auch die Erklärungen die bisher gegeben wurden, lassen die Story in vielen Punkten nicht gerade logischer erscheinen. Vor allem tut es jedes mal richtig weh, wenn auf bedeutungsschwanger und tiefsinnig gemacht wird, die Charaktere sich aber nicht weniger albern und kindisch verhalten als die aus Serien wie “Sailor Moon” oder so. Da ist jedenfalls ein riesiges Gefälle zwischen angepeilten und wahrhaftigen Anspruch vorhanden.
Wenn ihr eine Animeserie mit wenig Anspruch, einer fortlaufenden Handlung und vor allem einem superben Artwork wollt, passt Coppelion perfekt in eure Suche. Schade ist es dennoch drum, da die Prämisse und die Welt in der die Serie spielt so viel mehr zu bieten hat und man leider nichts draus gemacht hat.
Das erste Volume enthält vier Episoden der Serie. Bild und Ton sind top und auch gegen die deutsche Synchro kann man wenig sagen. Die DVD kommt mit einem Pappüberstülper und es liegt noch ein 24-seitiges Booklet bei. Darin könnt ihr einen ausführlichen Episoden Guide, ergänzende Texte zur Mission der Mädchen und Infos zu den Hauptfiguren nachlesen.
6 von 10 Puppenmädchen