Selma ist die Geschichte einer Bewegung und ihres Erfolges gegen Rassendiskriminierung. Der Film erzählt chronologisch von der dreimonatigen Phase im Jahre 1965, als Dr. Martin Luther King, Jr. (David Oyetokunbo) eine schwierige und gefährliche Kampagne zum gleichberechtigten Wahlrecht von Schwarzen und Weißen Amerikanern, gegen eine starke Opposition in Angriff nimmt. Der daraus resultierende, legendäre Marsch von Selma nach Montgomery, Alabama mündet in einem der bedeutendsten Siege der Bürgerrechtsbewegung - der Unterzeichnung des "Voting Rights Act" und dem damit einhergehenden gleichberechtigten Wahlrecht für alle Amerikaner.
1964 reist King mit seinen Wegbegleitern Ralph Abernathy, Andrew Young, James Orange, und Diane Nash erstmals nach Selma. Der jüngst abgelehnte Antrag der schwarzen Amerikanerin Annie Lee Cooper (Oprah Winfrey) auf das Wahlrecht und der sehr niedrige Prozentsatz an Wahlberechtigten in der afroamerikanischen Bevölkerung, sind ein Dorn im Auge der Bewegung und der Funke des Anstoßes. King nutzt zwar seine gute Beziehung zu Präsident Johnson, dieser sieht das Anliegen der Bewegung allerdings nicht mit so hoher Priorität. Darum sieht sich die kraftvolle Bürgerrechtsbewegung dazu veranlasst, jenes brennende Thema auf anderem Wege auf die politische Agenda zu bringen. Mit einer flammenden Rede vor der versammelten Gemeinde in Selma, ruft Dr. Martin Luther King zum gewaltfreien Widerstand und einem Marsch von Selma in die Hauptstadt Montgomery auf. Doch es kommt zu blutigen Auseinandersetzungen mit der Polizei des Staates, die aus ihren rassistischen Ansichten keinen Hehl macht.
Das Thema bekommt dadurch immense Medienwirkung und übt verstärkten Handlungsdruck auf den Präsidenten aus. Doch auch normale Bürger aus der amerikanischen Bevölkerung sind von den Vorkommnissen erschüttert und so folgen hunderte Menschen aller Hautfarben einem weiteren mutigen Aufruf, der dieses Mal von der Nationalgarde begleitet wird und bis in die Hauptstadt führt.
Die daraus entstehende politische Dynamik mündet letztlich darin, dass Präsident Lydon B. Johnson am 6. August 1965 den "Voting Rights Act" unterzeichnet, der bei allen US-Wahlen, gleiche Rechte für alle Minderheiten gewährleistet.
Häufig wird im Zusammenhang mit Selma von einer Biografie-Verfilmung über Martin Luther King gesprochen, doch diese Bezeichnung ist in meinen Augen nicht ganz korrekt. Der Film ist viel mehr das Bild einer Bewegung, die Dr. King gewiss sehr viel zu verdanken hat, doch will Ava DuVernay gar nicht so sehr auf eine einzelne Person hinaus sondern vielmehr die Dynamik einer Protestbewegung zeigen, die auch unter schlimmsten Bedingungen und unter der immanenten Bedrohung von Laib und Leben, für die Ziele kämpft die ihr wichtig sind - die Gleichberechtigung aller Menschen.
Dabei wird nicht auf Pathetik gesetzt oder die Ereignisse geschönt, der Zuschauer wird Teil des sehr harten und blutigen Weges, den die friedlichen Menschen auf Grund von polizeilicher Repression beschreiten müssen. Was dabei gut rüberkommt ist die zentrale Rolle Kings in den politischen Verflechtungen dieser Tage, aber vor allem auch sein Zweifeln und Hadern, in Anbetracht des vielen Leides die der Weg mit sich bringt.
Was den historischen Hintergrund und dessen Korrektheit angeht, so muss ich mich für die Details auf eine Recherche verlassen, bei der oft zu lesen ist das die Bürgerrechtsbewegung und ihre Akteure sehr gut getroffen seinen und alle Fakten gut wiedergegeben werden. Nur die Rolle von Präsident Johnson soll zugunsten der Dramaturgie etwas verschärft worden sein, denn seine Beziehung zu King soll durchaus respektvoll und auf Augenhöhe gewesen sein.
DuVernay gelingt es mit Selma ein historisches korrektes und zugleich berührendes Drama über einen der größten Erfolge der Bürgerrechtsbewegung auf die Leinwand zu bringen und liefert zugleich interessante Einblicke in das Leben des Friedensnobelpreisträgers Martin Luther King.
Academy Award Nominee
Best Motion Picture of the Year
Best Achievement in Music Written for Motion Pictures, Original Song