Das Tanzbärenmärchen (1984) [S.A.D.]
In die Jahre gekommen und nicht mehr so ganz taufrisch sind Jakob, alter Bärenführer aus deutschen Landen (Hans Josef Eich) und sein Tanzbär Atta Troll (Walter Schultheiß). Auf ihrer Reise durch Frankreich tingeln sie durch die Dörfer. Ihr Klientel bringt leider nur noch wenig Geld ein und so wird es Zeit in die große Stadt zu ziehen. Auf ihrem Wege treffen sie auf Luigi, junger Bärenführer aus Italien (Ulf-Jürgen Wagner), der mit seiner Tanzbärin Mumma Troll (Brigitte Walter) ebenfalls auf dem Weg nach Paris ist, wo sie versuchen wollen zu überwintern. Zu viert nehmen sie einen zwielichtigen Job für einen findigen Geschäftsmann an, der ohne ihre Ahnung finsteres mit ihnen vor hat.
Mittlerweile bin ich in Sachen Augsburger Puppenkiste relativ versiert und bewandert und auch wenn ich teils obskure Serien komplett im Regal stehen und auch einige VHS von wenig bekannten Serien und deren ersten TV-Ausstrahlungen im Regal stehen habe, so beweist mir „Das Tanzbärenmärchen“ wieder mal, auch wenn man so viel von der Kiste besitzt können einem sehr schöne Serien durch die Finger gehen.
Auch als Kind habe ich die vierteilige Fernsehproduktion für den Hessischen Rundfunk nie gesehen. Wirklich schade, denn es handelt sich unter den unbekannteren Puppenkisten Serien sicherlich um eine der hochwertigsten. Regisseur Ulrich Mihr adaptiert hier, wenn auch nur recht lose, Heinrich Heines „Atta Troll“ und erschuf dabei ein wunderschönes Märchen, das nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene gleichermaßen verzaubern kann. Die beiden Tanzbären und ihre menschlichen Begleiter bekommen es in der Stadt mit einem gemeinen Unternehmer und auf dem Land mit der bösen Hexe Uraka (Eva Maria Keller) zu tun. Recht klassisch also der Kampf zwischen Gut und Böse, allerdings angereichert mit einigen schönen moralischen Momenten, die gleichzeitig aber nicht zu offensichtlich moralisierend wirken wollen. Eine schöne Geschichte, auch mit ernsteren Momenten, viel Witz, etwas Zauberei, niedlichen Tieren und fiesen Fieslingen. Durch und durch ein tolles, modernes Märchen.
Die Charaktere sind wahnsinnig süß und gerade die Marionetten der Bären sind überraschend Ausdrucksstark und agil. Aber auch bei den anderen Figuren waren die Macher sehr sorgfältig und haben auf kleinste Details geachtet. Daher sind die Klamotten der Figuren feiner gearbeitet als man es von anderen Titeln kennt und die Kulissen sind der totale Hammer. Gerade das belebte Paris hat ein paar wundervolle Modelle von berühmten Pariser Straßen und Wahrzeichen zu bieten. Hinzu kommen noch die gewohnt sehr guten Synchronsprecher und so bieten euch die Tanzbären beinahe zwei Stunden feinste Unterhaltung ohne auch nur einmal doof oder langweilig zu sein. Hat mir sehr gefallen.
„Das Tanzbärenmärchen“ ist über S.A.D. in der „Märchen und Sagen“ Box erschienen. Es handelt sich dabei um ein schickes Steelbook in dem sich wiederum drei DVDs befinden. Darin gibt es neben diesem Märchen noch „Der kleine Muck“, „Das kalte Herz“ und „Abdallah und sein Esel“ zu sehen. Zu meiner Freude gibt es als Bonus dann auch noch jeweils eine Folge „Natur und Technik“, sowie „Denk und Dachte“. Zuletzt wäre da noch ein 10-seitiges Booklet mit Infos zu den einzelnen Filmchen, inklusive des Filmstabs.
8,4 von 10 dusselige Krähen