Knights of Sidonia #11 (Egmont)
Seitdem Nagata und seine mittlerweile weibliche Mitbewohnerin Izana während eines Auftrags eine Nacht allein verbracht haben, ist Yuhata sehr eifersüchtig geworden und bangt nach der Aufmerksamkeit von Nagata. Immer noch wohnen sie gemeinsam mit dem Gauna Hybriden Tsumugi (oder wenigstens einem seiner Tentakel in ihrem kleinen Häuschen. Ihr nächster Pilotenjob führt sie auf Planet 7, wo eine Kolonie der Pazifisten von Gaunas attackiert wurde. Zwar ist nur noch ein Roboter am Leben geblieben, doch selbst den möchte Nagata retten. Da die Pazifisten jedoch glauben Nagatas Auftauchen und die Waffen der Menschen währen verantwortlich für die Angriffe der Gauna, selbst wo man schon seit längerem weiß, dass die Benutzung von Higgs-Antrieben die Gauna auf die Menschen aufmerksam gemacht hat. Trotz der kruden Theorien der Pazifisten retten die Piloten den weiblichen Androiden Teruru Ichigaya und nehmen sie bei sich auf, nicht ohne noch mehr Eifersucht bei Yuhata auszulösen.
Im elften und wohl vorerst vorletzten Band kommt eine weitere weibliche Figur hinzu, die nach ersten Unwollen zum Liebesinteresse von Tanikaze wird. So steht er nun zwischen einer Frau, die erst seit kurzem eine ist, seiner heimlichen Liebe, einem Alienklon, der der Rasse angehört die einst seine wahre Liebe umbrachte und einem pazifistischen Androiden, der ihn eigentlich hasst. Harem-Manga mal ganz anders. Durch Teruru und ihren Glauben kommt eine weitere philosophische Strömung zu Wort. Dies zeigt ein weiteres mal wie groß die Gesellschaft auf der Sidonia ist und auch wie ideologisch verschieden ihre Bewohner sind. Neben Teruru als sehr interessante neue Figur ist auch das Liebeswirrwarr in der WG ein zentrales Thema, das erneut oft aufgegriffen wird. Aufgrund von Pilotenmangel kommen wir in diesem Tankōbon in den Genuss von Lala Hiyama als Akteurin während der Action. Die Bärendame, die eigentlich das Wohnheim betreut muss als Pilotin einspringen und dabei erfahren wir dann auch recht nebenbei warum sie eine Bärin ist und kein Mensch. Viele tolle Szenen und mittlerweile so viele sympathische Charaktere machen Knights of Sidonia ganz groß und machen jedes mal wieder Lust auf mehr.
Aber selbst wenn die Handlung nicht spannend, lustig, intelligent, nachdenklich, melancholisch und actionreich wäre, könnte das Artwork vermutlich trotzdem noch eine beachtliche Punktzahl aus mir herauskitzeln. Keine Frage, Tsutomu Niheis Artwork gehört vermutlich zu den schönsten der aktuellen Mangawelt. Seine Charaktere sind filigran, verletzlich und dennoch nie zu weich. Sie sind zerbrechlich, haben aber trotzdem die Härte von Weltraumkriegern, die schon vieles miterleben mussten. Unschlagbar sind Niheis Darstellungen der Kulissen. Selbst wenn der Großteil der Szenen im Raumschiff spielt, schafft der Mangaka es trotzdem alles so episch aussehen zu lassen. Vor allem was er mit der Architektur macht ist fantastisch. Kein anderer kann derartig gut kalte Hochhäuser verlassene Ruinen und andere hübsche und weniger hübsche Orte aufs Papier bringen. Die Hintergründe sind eigentlich immer eine Augenweide. Durch die fehlenden Schraffuren, für Nihei eher untypisch und die stattdessen eingesetzten Rasterfolien, wirkt seine Arbeit hier etwas sauberer und weniger kantig als frühere Arbeiten. An schwere verliert sein Stil dadurch jedoch nicht und spätestens wenn die Kämpfe ein hartes Ende finden, dann wird klar, dass Nihei nichts von seiner schroffen Erzählart opfern musste.
Knights of Sidonia ist ein toller Science-Fiction Manga, der in seinen Randbereichen immer wieder Klischees und Fan-Service ankratzt, sich dann jedoch wieder in schwerer vermarktbare Gefilde verabschiedet. Gute Sache! Tolle Story, spannende Charaktere und ein wahnsinnig tolles Artwork machen die Reihe erneut zu etwas besonderem.
8,7 von 10 friedfertige, nackte Robots