Opus #1 (Carlsen Manga)
Satoko ist eine junge Frau, die sich bis zu einer Stelle, bei der Sondereinheit der japanischen Polizei hochgearbeitet hat. Gemeinsam mit dem wiedergeborenen Rin und seiner hellsichtigen Schwester Mei, die noch mehr übernatürliche Begabungen besitzt als die anderen Beiden, kämpft sie gegen die Maske. Die Maske ist ein Verbrecher, der als Sektenführer Menschen nach seinem willen manipuliert. Als es zum finalen Showdown zwischen der Maske und Rin kommt, der sich zwischen Satoko und Maske geworfen hat, soll der Kampf eigentlich tödlich enden. So hatte es sich jedenfalls Chikara Nagai gedacht. Nagai ist nämlich Mangaka und somit auch der Schöpfer der Manga-Erfolgsserie “Resonance”. Da der dritte Teil etwas schwächelt und die Leser mehr Aufregung fordern, beschließt er den aktuellen Arc mit einem Knall zu beenden: Rin soll im letzten Kampf gemeinsam mit der Maske sterben. Durch die Fähigkeiten seiner kleinen Schwester bekommt Rin davon jedoch Wind und verlässt den Manga. In unserer Welt will er nun seinen Schöpfer zur Rede stellen, doch stattdessen zieht er ihn versehentlich in die Fantasiewelt des Manga.
Satoshi Kon ist schon seit Anbeginn meiner Begeisterung für Anime und Manga einer meiner Helden. “Perfect Blue” hat mich damals sehr beeindruckt, “Tokyo Godfathers ist ein herzzerreißendes Drama und “Paprika” ist so viel innovativer und ideenreicher als viele der Ghibli Filme. Leider verstarb Kon 2010 viel zu früh mit noch einigen Drehbüchern im Schreibtisch, die wir vermutlich niemals in Bewegung sehen werden. Mit “Opus” wird jetzt endlich auch eines seiner letzten Mangaarbeiten, die er in den Neunzigern auf Papier brachte, auch bei uns veröffentlicht. Es handelt sich dabei um eine zweiteilige Reihe, die nie zu einem richtigen Ende geführt wurde. Dennoch lohnt es den ersten Band, der bei Carlsen Manga im größeren Taschenbuch Format erscheint, zu lesen und ihm einen besonderen Platz im Regal zu reservieren.
Für Fans von Kons Arbeiten gibt es einige interessante Beobachtungen zu machen. So lassen sich viele gängige Themen wiederentdecken, aber vor allem ist hier sein komplexer und in sich selbst verschwurbelter Erzählstil zu bemerken. Spätere Werke sind sich in diesem Punkt sehr ähnlich, jedoch wird hier noch nicht ganz so viel von der Leserin verlangt. Es wird zwar einiges auf der Metaebene erzählt, Realitäten beeinflussen sich gegenseitig, aber dieses mal ist es nicht nötig die Story öfter zu erleben um alles verstehen zu können, wie es zum Beispiel bei “Paprika” der Fall war.
Daher lässt sich dieser Manga schneller und leichter lesen, jedoch nicht ohne trotzdem inhaltliches Gewicht zu haben. Die Story ist immer noch tiefsinnig und kombiniert Sci-Fi und Thriller Elemente mit Philosophie und etwas Fantasy. Die Figuren entwickeln erst langsam mehr tiefe, wodurch der Actionreiche Einstieg recht leicht gestaltet wurde, aber dann doch ziemlich schnell an Tiefgang gewinnt.
Optisch hat Kon ungefähr die Waage zwischen nüchtern aufgeräumt und vertrackt verspielt gefunden. In den straighten Szenen sind die Hintergründe schön ordentlich und lenken nicht vom geschehen ab, wenn die Realitäten miteinander verschmelzen, dann wird es schon mal komplizierter. Dem Geschehen kann man trotzdem immer folgen und schön sieht es zudem auch aus. Ein cooler Manga, der nicht an Kons spätere Arbeiten herankommen kann, trotzdem eine dicke Empfehlung von mir.
8,4 von 10 fehlplazierte Lüftungsschächte