Der Meister mit den gebrochenen Händen (1973) [Steamboat Pictures]
Nachdem sein Vater umgebracht wurde, weil er sich weigerte einen Mord auszuführen, wird der kleine Jackie von seinem Onkel aufgezogen. Der verbietet dem Jungen aber strikt das Kämpfen und so muss Jackie den Unterricht der örtlichen Kung Fu Schule aus der Ferne beobachten. Allerdings bringt so ein Training auf Entfernung nicht viel und als der Lehrer ihn erwischt und wegschickt scheinen alle Träume geplatzt zu sein. Jedoch trifft Jackie einen alten Bettler (Simon Yuen), der behauptet ein Kung Fu Meister zu sein und den Jungen trainieren zu wollen. So vergehen die Jahre und aus dem kleinen Jungen wird ein äußerst passabler Kämpfer (jetzt dargestellt von Jackie Chan), dessen erste Bewährungsprobe nicht lange auf sich warten lässt.
„The Master“ mit den gebrochenen Händen war Jackie Chans erste richtige Hauptrolle und sollte aus ihm einen Star machen. Das mit dem Star-sein hat ja auch geklappt, allerdings erst später und nicht mit diesem Film. Dieser Film wurde nämlich, nachdem er an allen Ecken und Enden krankte, nicht fertiggestellt und das vorhandene Filmmaterial verschwand im Archiv. Erst einige Jahre später und nach dem Erfolg von Die Schlange im Schatten des Adlers und Drunken Master (Sie nannten ihn Knochenbrecher) wurde das unfertige Material wieder hervorgekramt und mit Hilfe von mit Doublen gefilmten, neuen Szenen und anderem, fremden Filmmaterial (unter anderem eben auch Drunken Master) zu einer Art Zelluloid-Frankenstein zusammengepfuscht.
Das was dabei herausgekommen ist, ist schwer als Film zu erkennen. In den ersten 20, vielleicht 30 Minuten geht’s ja noch. Zwar gibt es auch dort Ungereimtheiten, aber nichts, was einem den Spaß verderben könnte. Dann jedoch dreht der Film völlig frei und es wird immer klarer, dass keiner der Beteiligten auch nur die geringste Ahnung hatte, was er da tut. Eine Story ist kaum vorhanden und das bisschen, was noch da ist, ist zu wirr, als dass ein wirklicher Erzählfluss aufkommen könnte.
Ständig wird Jackie Chan (oder sein Double) von einem Kampf in den nächsten geschickt, alles ohne roten Faden oder Sinn.
Hinzu kommen die vielen stümperhaften Schnitte, die altes und neues Filmmaterial miteinander verbinden sollen. Die können manchmal ganz lustig sein, aber nach kurzer Zeit vergeht auch da der Spaß und es kommt viel Frust beim Zuschauer auf. Außerdem ist diese Fassung des Films auch noch in punkto Gewaltdarstellung geschnitten. Nicht, dass es noch irgendeinen Unterschied machen würde, aber auffällig ist es trotzdem.
Spaß ist auch wieder so eine Sache. Typischerweise wurde auch hier versucht dem Film eine leichte Comedy Note zu verpassen, was allerdings trotz der Mitwirkung von Simon Yuen und Dean Shek nicht so recht gelingen wollte und so ist deren gemeinsame Szene höchstens zum Schmunzeln, mehr aber auch nicht.
Jackie Chan merkt man hier noch an, dass er noch ein wenig Profillos ist und wirkt in seinem Spiel und in seinen Kampfszenen eher wie einer der hundert Bruce Lee Nacheiferer, die in den 70ern die Kinos überschwemmten. Noch hatte er seinen eigenen Stil nicht ganz gefunden, allerdings sind Ansätze schon zu erkennen und das ganze wirkt schon akrobatischer, als zu der Zeit üblich.
Die Filmmusik gestaltet sich auch als interessant, da auch hier auf allerlei Fremdmaterial zurückgegriffen wurde. So hören wir während des Duells zwischen Simon Yuen und Dean Shek Musik aus Popeye und später im Finalkampf den Goblin Soundtrack zu Dawn of the Dead.
Als Fazit bleibt mir nur zu sagen, dass der Film wirklich nur etwas für totale Jackie Chan Enthusiasten ist und auch von diesen nur mit Vorsicht zu genießen sein sollte. Alle anderen sollte lieber zu späteren Chan Filmen greifen (allerdings auch nicht zu spät ;) )
Nach unzähligen Ramschboxen findet der Film endlich auf einer anständigen Blu-ray sein Zuhause. Erwartet trotzdem nicht zu viel von Bild und Ton, dafür gibt es noch die US-Version, den US-Trailer, Deleted Scenes und eine Bildergalerie. Der Film ist ungeschnitten.
4 von 10 heile Hände
Review by: Fabi