Fist of the North Star #1: Legend of Raoh - Death for Love (2006) [Kazé]
Nach einem Atomkrieg ging unsere Zivilisation unter und was dann wieder auferstand war eine Kultur, die von den stärksten unter den Überlebenden mit schrecklicher Brutalität regiert wird. Der größte Herrscher über diese postapokalyptische Welt ist Souther. Ein unfassbar brutaler und grausamer Herrscher, der sich selbst zum Gottkaiser ernannt hat. Zur Zeit lässt er von kriminellen Banden Kinder entführen, die für ihn einen Palast errichten sollen. Der einzige Warlord, der ihn aufhalten könnte ist Raoh, einer von drei Brüdern, die von ihrem Adoptivvater die geheime Kampfkunst “Hokuto Shinken” vererbt bekommen haben. Dabei handelt es sich um eine tödliche Kampftechnik, die immer nur von einem Vater an einen Sohn weitergegeben werden darf, niemals dürfen mehr als eine Person diese Technik beherrschen. Doch da Shû, einer von Southers ehemaligen Begleitern, keine Kinder hatte, gab er sein Erbe an seine drei Adoptivsöhne Raoh, Toki und Kenshirô weiter. Um letzterem das Leben zu retten opferte Shû sogar sein Augenlicht an Souther. Der gefürchtete Warlord Raoh ist gemeinsam mit seinen beiden engsten Vertrauten, den Geschwistern Sôga und Reina dabei die Länder zu erobern und letztlich auch Souther zu vernichten. Der zweite der Brüder, Toki, wurde bei der Katastrophe Atomar verseucht und setzt sein Hokuto Shinken ein, um seine Mitmenschen zu heilen. Kenshirô, der letzte im Bunde begleitet gerade die beiden Waisenkinder Lin und Bat, die ihn zu Shû bringen, der mit aller Kraft versucht die wenigen noch freien Kinder zu beschützen. Als einziger würdiger Besitzer der legendären Kraft der Sterne, soll Kenshirô die Kinder schützen und gleichzeitig den Gottkaiser aufhalten, dazu benötigt er allerdings die Hilfe seiner Brüder.
“Fist of the North Star” oder wie die Reihe in Japan heißt “Hokuto no Ken” ist eine der ikonischsten Mangareihen, die in den Achtzigern im Weekly Shōnen Jump erschienen ist. Innerhalb von fünf Jahren wuchs die Serie von Mangaka Buronson (dessen Synonym eine Ehrerbietung an den Kult Schauspieler Charles Bronson darstellt) auf ganze 27 Sammelbände an. Die Reihe spielt in einer postapokalyptischen Welt, die stark von den Mad Max Filmen beeinflusst wurde und darüber hinaus noch einige Science-Fiction, sowie Martial Arts und Splatter Elemente in sich vereint. Beinahe zeitgleich verhalf der Manga Erfolg dem Franchise auch zu einer viel gefeierten TV-Serie die innerhalb von zwei Staffeln auf über 150 Folgen kam. Darauf folgte der erste Kinofilm, der die erste Hälfte der Serie in seiner Handlung zusammenfasste. Dieser Film war sogar bei uns damals ein recht großer Erfolg und schon lange vor dem Animeboom in Deutschland jedem erwachsenen Zeichentrick Fan ein Begriff.
Wie alles was gut ist, obwohl man sagen muss das gerade die originale TV-Serie und der erste Kinofilm mehr von ihrem nostalgischen Charme Leben, als von ihrer wirklichen Qualität, wurde die Manga Reihe vor einigen Jahren mit diesem neuen Kinofilm und vier darauf folgenden OVA’s neuverfilmt. Tot war das Franchise allerdings zu keiner Zeit, denn erst kürzlich wurde die 22 Bände umfassende Prequel Manga Serie “Fist of the Blue Sky” beendet. Außerdem gab es zwischendurch noch weitere Filme, Serien und einige Spin Off Reihen.
Ein tolles Franchise, das viel zu bieten hat und mich schon sehr lange begleitet, allerdings sollte ich langsam mal zu dem Kinofilm “Legend of Raoh - Death for Love” kommen, der die Neuverfilmung der Reihe eingeleitet hat. Der Film beginnt ganz am Anfang und erzählt die ersten Abenteuer der drei Brüder. Die Charakterisierung ist oftmals etwas näher an der Vorlage als in den vorherigen Adaptionen und viele Details, die es bisher nicht ins Filmmedium geschafft haben, sind nun erstmals nicht nur zu lesen, sondern auch zu sehen. Selbst ein paar neue Charaktere haben es in den Film geschafft.
Neben einigen doch wirklich guten Änderungen, hat man es leider versäumt Souther die selbe Tiefe zu geben wie im Manga. Eigentlich ist er durch seine Backstory nämlich eine recht tragische Figur. Hier wirkt er allerdings mehr wie ein Vorzeige Klischeebösewicht. Schade. Leider ist auch unser Held Kenshirô in dieser Version nicht der interessanteste. Dafür sind alle anderen Charaktere sehr gut getroffen. Zum heimlichen Liebling konnte sich allerdings Raoh mausern. Denn Raoh ist hier wohl der wechselhafteste Charakter, der durchaus seine Höhen und Tiefen durchläuft und vor allem für Drama sorgt. Insgesamt eine ziemlich gute und würdige Adaption des Ausgangsmaterials.
Bei den Beteiligten kann man natürlich auch Qualität erwarten. Neben den beiden Haupterschaffern der Manga, Buronson und Tetsuo Hara sind auch weitere Größen wie die Character Designer Shingo Araki (Mila Superstar) und Tsukasa Hô Jô (Cat‘s Eye) mit an Bord. An den beliebten Designs wird nicht viel rumgepfuscht, aber sie werden doch etwas modernisiert, wobei aber nichts vom ursprünglichen Charme verloren geht. Auch am klassischen Soundtrack, allem voran dem Megahit “You wa Shock!” hat man auch nicht zu sehr herum gedoktert. Eigentlich sollte sich somit jeder Fan der Reihe zurecht finden. Was dabei allerdings zu kritisieren wäre, ist dass die Macher nicht wirklich an Neulinge gedacht haben. Denn bei einigen der Nebenhandlungen kann es schon von Vorteil sein, wenn man sich schon ein wenig im Ken Universum auskennt.
Was andere dann noch kritisieren werden, ist der nicht mehr so extrem hohe Gewaltgehalt, der die Mangareihe und den ersten Film erst so berühmt gemacht hat. Ein paar sehr deftige Martial Arts Szenen sind allerdings trotzdem vorhanden und für mich ging es bei der Reihe eh immer mehr um die Charaktere und ihr Seelenleben als um die übertriebene Gewaltdarstellung. Der Zeichenstil eifert dem Original nach, ist aber auf dem aktuellen Animationsstand und sieht daher auch wirklich gut aus. An den Animationen gibt es nicht auszusetzen, jedoch hätte man bei den Mundbewegungen ruhig etwas sorgfältiger arbeiten können.
Ein super Anime, der vor allem Fans von harter Action, postapokalyptischen Geschichten und Oldschool Anime und Manga empfohlen sei. Etwas nostalgisch sollte man allerdings in jedem Fall veranlagt sein. In diesem Sinne: YOU WA SHOCK!
Bild und Ton der Kazé DVD sind ausgezeichnet und auch die deutsche Synchro ist super geworden. Toll ist zudem auch das umfassende Bonusmaterial. Knapp eine gesamte Stunde lang werden Interviews mit den Kreativen geführt, Fist of the North Star Attraktionen und Impressionen von der Premiere gezeigt. Ein Musik und ein Livevideo des Hits gibt es dann noch oben drauf, ebenso wie die Trailer der anderen Kazé Titel “Ninja Scroll“, “Black Lagoon“, “Gunslinger Girl - Il Teatrino” und “Murder Princess”. Nicht zu vergessen ist das mit 23 Seiten sehr umfangreiche Booklet, voller Infos zu den Machern, der Reihe und den Charakteren, gepaart mit vielen hübschen Artworks.
7 von 10 Helden, die dir sagen, dass du schon tot bist