Univerne #1 - Paname (Splitter)
Davon dass der Science-Fiction Autor Jules Verne nie den Platz in der Literatur einnehmen konnte den er sich wünschte, ließ er sich nicht unterkriegen. Er ließ seine Ideen einfach Realität werden. Unter der falschen Identität Nemo, errichtete er mit der Hilfe der fortschrittlichsten Forscher, Wissenschaftlern, Ingenieuren, Philosophen und Künstlern eine utopische Stadt auf einer Insel im Pazifik. Alle Kolonialmächte rund um Univerne beneiden den Inselstaat bald um all seine zivilen, aber vor allem militärischen Errungenschaften. Gemeinsam belagert man über ein Jahr die futuristische Insel, bis man schließlich durch pure Übermacht gewinnt. Die Sieger des Krieges stahlen alle Erfindungen und brachten sie in ihre Heimat. So verbreiten sich die futuristischen Erfindung in den folgenden Jahren über die ganze Welt, bis zum Jahre 1900. Bei der Weltausstellung wird der Eiffelturm eröffnet und nur kurze Zeit später, am 14. April, schlägt ein Blitz in den Turm ein. Mit schrecklichen Folgen.
Einen wirklich feinen Comic haben Jean-David Morvan und Alexandre Nesmo hier entworfen. Die Essenz aus allen Verne Geschichten wird vermischt mit vielen realen Ereignissen, Mythen und einigen weiteren Science-Fiction Geschichten. Wir begleiten die Journalistin und Frauenrechtlerin Juliette, die versucht herauszufinden wie Jules Verne und dessen Gattin wirklich ums Leben gekommen sind. Denn es besteht ihrerseits sogar Zweifel, ob die beiden wirklich bei dem Bombardement umgekommen sind. Dabei wird sie in eine Reihe rätselhafter Ereignisse verwickelt die mit einem Gewitter über Paris enden.
Juliette ist eine überaus interessante, amüsante und auch sympathische Hauptfigur. Sie ist smart und immer auf der Hut, gleichzeitig hat sie aber auch kleine nette Makel die sie menschlicher erscheinen lassen. Der Mix der verschiedenen Science-Fiction Geschichten und auch urbanen Legenden, wie dem Blitzeinschlag im Eiffelturm wären schon für sich allein interessant und werden in einem visuell beeindruckenden Steampunk Universum untergebracht. Durch wirkliche Ereignisse, wie die Expo in Paris oder Querverweise auf die Pariser Kommune. Alles total spannend und meisterhaft miteinander verwoben.
Einige Seiten haben atemberaubende Splashpanel vorzuweisen. Perspektivisch oftmals sehr clever arrangiert. Die ganze Steampunk Sache sieht wirklich sehr hübsch aus. Architektur und Hintergründe sind sehr detailliert dargestellt und strotzen nur so vor tollen Ideen. Charaktere und Action werden hingegen ziemlich mangaesk präsentiert. Gerade bei Mimik und Körpersprache geht’s gern mal ins karikaturistische, was durchaus lustig anzusehen ist. Zu meckern gibt es dabei eigentlich nichts. Selbst das Tempo stimmt zu jeder Sekunde und das Universum hält noch viel Potential für weitere Comics offen. Klare Empfehlung für Science-Fiction und Steampunk Fans.
8,4 von 10 Teslavisionsapparate