Der Krimi "Mains Armées" (bewaffnete Raubüberfälle), welcher hierzulande den Titel "Point Blank - Bedrohung im Schatten" trägt, stammt vom international unbekannten französischen Regisseur und Drehbuchautor Pierre Jolivet. Mit Point Blank versucht er sich erstmals an einem Cop-Thriller und hat in Sachen Spannung den Anspruch, auch mit kleinerem Budget erstklassiges Niveau zu liefern.
Zu Beginn meiner Recherchen für diese Rezension stieß ich zunächst auf einige Verwirrung, da es ganze drei Filme mit dem Titel Point Blank gibt, wobei zwei davon auch noch ähnliche französische Schauspieler in ihrer Besetzung haben. Das wären Point Blank (1967), Point Blank - Aus kurzer Distanz (2010) und der hier vorliegende Point Blank - Bedrohung im Schatten (2012). Es schien mir als wäre Point Blank der John Doe unter den Filmnamen, jedoch ist diese Ähnlichkeit nur in den internationalen und nicht in den Originaltiteln wieder zu finden.
Der Cop Lucas (Roschdy Zem) und sein Team verfolgen schon seit einiger Zeit eine serbische Waffenschieberbande. Nun haben sie eine heiße Spur und heften sich den Verbrechern an die Fersen. Ihre Jagd führt sie in die französische Hauptstadt Paris. Die Bande scheint sich dort aufzuhalten und soll nun endlich festgenommen werden. Lucas' Team kommt seinem Ziel langsam näher. Doch dann bringt der Anführer selbst alle in Gefahr. Vor einiger Zeit hat sich Lucas' 25-jährige Tochter Maya (Leïla Bekhti) nach Paris abgesetzt und lebt nun dort. Der Vater sucht den Kontakt zu seinem Kind. Sein Anliegen ist jedoch nicht ganz ungefährlich. Die kriminellen Waffenschieber nutzen jede Schwachstelle, die sich bietet, um Lucas zu entwischen. Jetzt ist nicht nur der Erfolg der Festnahme fraglich, sondern auch die Sicherheit von Maya.
Den Einstieg in das Thema mit dem Waffenhandel und teils zwielichtigen Methoden bei der Pariser Drogenfahndung sorgen für einen interessanten Einstieg. Die Charaktere werden zwar zum größten Teil nicht eingeführt, bekommen jedoch durch ihr Handeln alle eine gewisse charakterliche Ausprägung und wirken hierdurch authentischer. Zu etwa gleichen Anteilen wird die Geschichte aus der Sicht zweier Leben dargestellt, zum Einen das der jungen Polizistin Maya bei der Drogenfahndung und das ihres Vaters, welcher Kommissar bei einer Sondereinheit gegen illegalen Waffenhandel ist. Der erste Akt des Krimis verläuft äußerst schleppend, kommt kaum in Fahrt und stagniert stellenweise ohne jeden Fortschritt der Ermittlungen, was dem gesamten sehr viel Spannung entzieht. Gut dargestellt wird hingegen der dramatische Anteil jener Vater-Tochter Beziehung, die darunter leidet, dass sich Lucas sein Leben lang nicht um Maya kümmern wollte und sie dadurch gezwungen war, sich allein durchzukämpfen. Ihre Beziehung zueinander ist nicht verhasst, aber verständlicher Weise distanziert und entwickelt sich über die Laufzeit bis hin zum letzte Akt durchaus glaubwürdig.
Bedrohung in den Schatten hat einige Schwierigkeiten, den Zuschauer wirklich durchgängig in den Bann zu ziehen. Das liegt vor allem an der trägen Erzählweise, deren Geschwindigkeit durch lange Kameraeinstellungen ohne Schnitte noch mal reduziert wird. Diese ruhige und nachdenkliche Stimmung schadet dem Krimianteil des Filmes sehr, kommt aber auf der anderen Seite dem dramatischen Anteil entgegen und lässt der Beziehung von Lucas und Maya genug Zeit, eine leichte Entwicklung zu durchleben.
Leider führt dieses Ungleichgewicht zu einer ähnlich schlechten Balance im Unterhaltungswert, welcher hierdurch nicht über einen soliden Fernsehkrimi hinaus überzeugen kann.