Jules Verne Adventures: Red and White - Die Geschichte des Wilden Westens (2008) [Koch Media]
Erneut ein grandioses Jules Verne Adventure, diesmal allerdings nicht auf dem historischen Dreimaster Belem. In dieser Dokumentation beschäftigt sich Jeauffre mit der US-amerikanische Geschichte. Im Speziellen geht es dabei um die Entwicklung des "Wilden Westens" und dem Zeitpunkt, ab dem die neuen Siedler anfingen, die Indianer nicht mehr ganz so offiziell zu töten und langsam ihrer Kultur und ihres Landes zu berauben.
Wie ich schon bei den anderen Dokumentationen der Reihe feststellen musste, wird auch hier ordentlich romantisiert und Informationen verklärt. Das ist nicht immer unbedingt befriedigend, ist aber bei dieser ca. 55 Minuten langen Doku relativ gut zu ertragen. Die inhaltliche Abfolge von Themen geht so schon in Ordnung, auch wenn es zu Beginn so scheint, dass der kulturelle Mord und die danach einsetzende Vernachlässigung einfach so hingenommen werden würden. Das wird aber später relativ lange thematisiert. Zwar auch hier wieder sehr rührselig und bezüglich angedeuteter nationalistischer Tendenzen unkritisch, aber passt schon alles irgendwie.
Interessant ist bezüglich des Bildes, dass die meisten Menschen mittlerweile doch vom "Wilden Westen" haben, die Passage über Buffallo Bill. Dieser trug eben mit seiner Wild West Show ganz erheblich zu dem allgemeinen Bild dieser Zeit bei. Ähnlichkeiten seiner "Show" mit den europäischen Völkerschauen derselben Zeit sind kaum zu übersehen. Von daher ist es super, dass unter dem umfangreichen Bonusmaterial ein über 30 Minuten langer Zusammenschnitt von Originalaufnahmen zu finden ist.
Die Dokumentation wird im O-Ton von Ernest Borgnine begleitet. Das ist einerseits schön, dass da ein bekannter Name verpflichtet wurde, aber andererseits war der Mensch bei den Aufnahmen fast 90 Jahre alt und hatte eine doch etwas unsaubere Aussprache. Ich habe dann irgendwann wieder auf den deutschen Ton umgeschaltet, der recht unspektakulär abliefert.
Das Bonusmaterial übersteigt in der Gesamtspieldauer die Dokumentation. Ist ja auch nicht schwer. Neben einem Audiokommentar, gibt es mehrere Featurettes, so z.B. zur Ehrung Ernest Borgnines für sein Lebenswerk während des Jules Verne Adventure Festivals in Paris. Witzig an der Ehrung ist, dass Christopher Lee Borgnine den Preis überreicht und ihm auf Französisch erstmal ein Knoppers an die Backe labert...nachdem Borgnine zuvor lang und breit erklärte, dass er kein Wort Französisch könne. Herrlich, der Lee. Zumal er später im Interview einfach ins Italienische wechselt. Hat aber anscheinend keinen mehr interessiert, denn es ist in keinster Weise untertitelt. Untertitel sucht man leider auch bei den Behind the Scenes-Beiträgen vergeblich. Hier sollte man des Französischen mächtig sein.
Red and White ist der bisher aushaltbarste Teil der Reihe. So wirklich gut ist das alles aber immer noch nicht.
5,5 von 10 Katzenmünder