Magdalena, vom Teufel besessen (1974)
In einem Ort bei München wird ein alter Mann (Peter Martin Urtel) gekreuzigt vorgefunden. Gleichzeitig beginnt sich seine verwaiste Enkelin Magdalena Winter (Dagmar Hedrich) merkwürdig zu ändern. In dem Internat in dem sie lebt fliegt plötzlich das Porzellan wild durchs Zimmer, Tiere reagieren aggressiv auf sie und auch ihr verhalten wird immer unheimlicher. Immer wieder wird sie Gewalttätig und Vulgär, bis sie sogar bald ihren Körper einsetzt um Männer gegeneinander auszuspielen. Die Situation wird auch für das junge Mädchen selbst immer schlimmer, bis sie sich schließlich dazu entscheidet einen Priester um Hilfe zu bitten und einen Exorzismus an ihr zu veranstalten.
Walter Boos (Krankenschwestern-Report) hat in seiner Filmkarriere zwei Dinge getan. Einmal sehr viele Sexfilmchen gedreht und zum anderen als Editor einige deutsche Krimis geschnitten. Mitten in seiner Filmography befindet sich dann aber noch “Magdalena” ein offensichtlich stark vom Erfolg von “The Exorcist” beeinflusster Besessensheitsstreifen, den er als einzigen Titel unter dem Pseudonym Michael Walter gedreht hat. Passt nun auch gar nicht zu seinem sonstigen Schaffen, aber mit einer Besessenen kann man auch relativ schnell ins Sex-Report Gefilde absteigen, es wirkt also nicht zu weit hergeholt für ihn.
Ich muss sagen “Magdalena” funktioniert ganz gut. Dagmar Hendrich macht einen ziemlich guten Job und legt sich ordentlich ins Zeug oder aus dem Zeug, wie immer man es auch sehen möchte. Wie meist bei Exploitation Streifen kann man gut und gerne einiges in die Handlung hineininterpretieren. So möchte ich behaupten mitbekommen zu haben, dass Magdalenas vulgäres Verhalten auf die Unterdrückung der weiblichen Sexualität hinweisen soll, genauso wie die Unterdrückung der Frauen innerhalb der Religion. Beides kann zwar auch purer Zufall sein, aber besonders ein paar der ulkigen Dialoge zwischen Magda und dem Priester weisen schon sehr vehement auf die Scheinheiligkeit der Kirche hin.
Tricktechnisch geht hier relativ wenig. Ein paar Objekte werden an Fäden durch den Raum gezogen und manchmal werden einige Szenen rückwärts abgespielt um gruselige Bewegungen darzustellen. Optisch ist der Film dafür aber gar nicht schlecht. Mutet halt sehr europäisch an. Eine recht gute Mischung aus Grindhouse und einer atmosphärischem Darstellung die sehr europäisch ist. Vor allem die Szene im Finale, in der sie mit ihrem inneren Dämonen Sex hat, ist sehr intensiv und gruselig gefilmt. Leider geht es danach noch etwas weiter und so endet alles etwas antiklimatisch (danach wird es aber noch mal kurz eklig).
Freunde von etwas besserem Eurotrash machen hier nichts falsch. Das Drehbuch ist etwas schwach, vieles endet zu unspektakulär und alles wirkt zu durcheinander und nur selten schlüssig. Alles Probleme also die durch ein besseres Skript von August Rieger (Urlaubsgrüße aus dem Unterhöschen) aus der Welt zu schaffen wären.
6 von 10 schlangen im Mund