Das verräterische Herz und andere unheimliche Geschichten (Knesebeck)
Unter dem Dielenboden schlägt im Geiste des Mörders noch das Herz des Opfers. Eine Klinik für psychisch kranke, hilft seinen Insassen mit merkwürdigen Methoden nicht so wirklich. Einem Ehemann wird die überfahrt mit dem Sarg seiner Frau an Bord zum Verhängnis. Und ein Hypnotiseur versucht einem im Sterben liegenden Mann Geheimnisse über die Zeit nach dem Tod abringen. Vier Kurzgeschichten von Edgar Alan Poe auf 136 Seiten, großzügig bebildert von Gris Grimly sorgen hier mal wieder für Gänsehaut? Kann diese Interpretation der Poe Klassiker überzeugen?
In einem sehr hübschen und massivem Hardcover Band brachte man bei Knesebeck diese Interpretation von vier Poe Kurzgeschichten heraus. Die Handlung bleibt unverändert und wird von Gris Grimly mit karikaturistischen Illustrationen angereichert. Zu lesen sind hier “Das verräterische Herz”, “Die Methode von Doktor Teer und Professor Feder”, “Die längliche Kiste” und “Die Tatsachen im Fall Valdemar”. Vier gute und zum Teil auch sehr beliebte Werke Poes. Zu den Geschichten selbst muss nicht mehr viel gesagt werden. Das verräterische Herz ist mit Sicherheit eine der interessantesten Kurzgeschichten dieser Art, heute wirkt es vielleicht nicht mehr ganz so clever da die Geschichte schon so unendlich oft wiederholt wurde, aber damals war sie bahnbrechend. Auch die anderen Geschichten stehen ihr in nichts nach.
Interessant ist für den geneigten Käufer allerdings wie die visuelle Komponente geworden ist. Die Antwort lautet: Klasse! Grimlys Stil ist bitterböse, düster, zum Teil auch ziemlich eklig, zugleich aber keinesfalls frei von Humor. Manchmal wird es schon verdammt komisch und so manche Beschreibung aus dem Text wird eher frei interpretiert oder bildlich umgesetzt. Verfälscht wird der Inhalt dabei jedoch nicht. Der Zeichner scheint auch ein ganz merkwürdiges Faible für hässliche Vögel zu haben, denn wo er nur kann platziert er merkwürdig aussehende Geier, Pelikane, Möwen und sonst was. Farblich bleibt man bei gedeckten Brauntönen und ein paar Ausflügen in rote Gefilde. Insgesamt bleibt also auch dort alles stimmig. Teilweise hätte es sogar gerne noch etwas comicartiger sein, ansonsten aber ein wirklich sehr gutes Bucht, für Poe Fans, die seine Texte nicht immer ganz bierernst nehmen müssen.
7,8 von 10 Augen an einem Stil