Crossed #3: Psychopath (Panini)
Dieser Sammelband von Panini enthält die gesamte Miniserie Crossed: Psychopath #1-#7.
Schon seit drei Jahren ist die Welt nicht mehr was sie einmal war. Die Gefirmten regieren über die Erde und töten, vergewaltigen und fressen alles was ihnen in die quere kommt. Falls sie mal keine Opfer finden sollten zerfleischen sie sich auch gerne mal untereinander. Mittlerweile bilden sie große Herden, die marodierend durchs Land ziehen und können in die beiden Gruppierungen Bluthäute und Hautgesichter unterteilt werden. Während die Hautgesichter ihren Opfern die Gesichtshaut abziehen, schmieren sich die Bluthäute mit ihrem eigenen und dem Blut anderer ein oder auch mit schlimmeren. Zu den letzten Überlebenden gehört die Vierergruppe Darwin, Amanda, Rick und Claire. Darwin ist recht cholerisch und war vor dem Weltuntergang Medizinstudent und zu Uni Zeiten mit Amanda zusammen, die mit ihm studierte. Im Gegensatz zu ihrem Ex ist Amanda eine sehr warmherzige und fürsorgliche Person. Rick ist der Anführer der Truppe und mit Claire in einer Beziehung, die früher Park Ranger war und sich daher in der Natur auskennt. Sie überleben ganz gut, haben aber schon seit über einem Jahr keinen anderen nicht verseuchten Menschen entdeckt.
Da hören die vier ein leises Wimmern aus einer Felsspalte. Es kommt von Harold Lorre, der auf der Flucht vor den Gefirmten hinabgestürzt ist. Sie bergen ihn, aber da er sich bei dem Sturz ein Bein gebrochen hat, wollen sie ihn zurücklassen. Schließlich würde er sie nur behindern. Amanda besteht aber darauf ihn mit sich zu nehmen. Er erweist sich auch schon bald als große Hilfe, denn sein Gehör ist sehr gut und auch ansonsten verfügt er über eine gute Kombinationsgabe, die ihre Gruppe lange am Leben halten könnte. Was sie aber noch nicht ahnen, ist dass Lorre kein bisschen weniger gefährlich ist als die Verseuchten, nur bei ihm kann man es nicht sofort erkennen. Schon bald erweisen sich die Abgründe seiner Seele tiefer als bei fast jedem Infizierten.
Crossed geht nun auch hierzulande in die dritte Staffel. Noch scheint sich kein Jugendschützer beschwert zu haben. Eigentlich merkwürdig, schließlich gehört dieses Comicfranchise zum härtesten was ich bisher gelesen habe. Jedenfalls kann ich sagen, dass ich sicherlich einen verdammt harten Magen habe. Vieles von dem was hier gezeigt wird fühlt sich allerdings durchaus an wie ein fieser Schlag in die schmodderigen Eingeweide. David Lapham (Ferals) zieht hier deftig vom Leder. Keine Perversität die man sich denken oder auch nicht denken kann wird ausgelassen. Zum dritten mal in Folge schafft man es Grenzen zu überschreiten und ein Ende ist nicht in Sicht. Inhaltlich wird ein Gedanke der sowohl in “Crossed“, als auch in “Crossed: Familienbande” aufgekommen ist, aufgegriffen und stark ausgebaut. Nämlich die Gefahr, die auch von den Überlebenden ausgeht. Schließlich scheint die Seuche nur nach außen zu kehren was eh schon in ihnen steckt. Somit kann es auch passieren, dass andere überlebende noch gefährlicher als die Verseuchten sind, da man ihnen nicht ansehen kann wie gefährlich sie sind. Was also in der ersten Miniserie mit dem Serienmörder nur eine kleine Nebenhandlung war und mit dem sadistischen und pädophilen Vater aus der zweiten Serie von Beginn an offensichtlich war wird hier zu einem Geheimnis für die Charaktere. Nur die Leser sind von Beginn an eingeweiht und warten gespannt darauf das sich die aufgebaute Spannung endlich entlädt. Und wie sie es tut…
Man muss aber auch sagen, dass von der Gesellschaftssatire und Kritik nur noch wenig übrig geblieben ist. Die Geschichten sind zwar immer noch gut und gekonnt von Lapham geschrieben, allerdings kann hier niemand mehr verneinen, dass es nur darum geht den Leser mit heftigen Gewaltattacken zu schockieren. Könnte gerne wieder etwas tiefgründiger und cleverer werden. Andererseits verfehlt der Comic seine Wirkung als Horrorgeschichte aber auch nicht und wirkt beklemmend, angst einflößend und unmenschlich brutal. Wer es ertragen kann, könnte also gut unterhalten werden.
Damit sollte klar sein, dass Raulo Caceres sich bei seinen Zeichnungen zu keiner Zeit zurückhält. Kinder im Baumhäcksler, Pissduelle und frisch aufgekochte Brüste, es gibt eigentlich nichts, was es hier nicht gibt. Unschön und eklig. Die Zeichnungen sind noch düsterer geworden als im vorhergegangenen Band, da diesmal auch fast gar keine Szenen darunter sind, die bei Sonnenlicht spielen. Dafür gibt es toll inszenierten Regen und einige fantastische Seitenlayouts. Zum Beispiel sind die Panelgitter beim Regen Fenster, an denen das Regenwasser hinab läuft. Eine andere sehr gelungene Idee hat mit einem überfahrenen Kind zu tun. Der Fahrer lässt die Reifen auf seinem Opfer durchdrehen, wobei das wegspritzende Blut die Panelgitter in einer immer größer werdenden Spirale formt. Auch die Splash und Doppel Splash Pages sind wunderschön makaber arrangiert. Neben all der härte und den wahnsinnig fiesen Gewaltdarstellung, hat Caceres auch sehr viele tolle Ideen um das Geschehen interessant umzusetzen. Die erste Crossed Serie, die optisch mehr hermacht als inhaltlich. Die bisher recht plumpen digitalen Kolorierungen sind sehr viel besser geworden. Zwar immer noch nicht so gut wie sie sein könnten, aber es wirkt plastischer und nicht mehr so billig raufgepappt. Schlecht sieht es auch zu keiner Zeit mehr aus, ein bisschen könnte man aber weiterhin verbessern. Ein richtiger Kritikpunkt ist es allerdings nicht mehr.
Fans von extremen Horror sollten ihre zertrümmerten Flossen schnellsten in Richtung dieses Comics bewegen, besseren Stoff in der Richtung werdet ihr aktuell nicht finden können. Wer aber neben Schockmomenten und Suspense auch noch nach einem Gesellschaftskommentar sucht wird mit dieser Mini nur noch bedingt bedient.
7 von 10 gefüllte Geier