Samstag, 23. März 2013

Horror Cinema (TASCHEN)

Horror Cinema (TASCHEN)

Egal ob fleischfressender Hase, todbringender Schneemann, deformierter Kannibale, blutrünstiges Alien, Serienkiller oder afroamerikanischer Zombie / Vampir, im Horrorfilm ist für sie alle Platz. Jeder Freak oder Ausgestoßene findet im Horror ein neues Zuhause fernab der Realität und jeder Spießbürger findet etwas auf das er herabblicken kann. Man fiebert mit, lacht ist angewidert, blickt schockiert weg oder empört sich. Horror hat viele Facetten und kulturelle Ausprägungen, doch die Urängste die von den Filmemachern aufgegriffen werden sind bei jedem Menschen auf der Welt die gleichen, egal man arm reich, grün, gelb, weiß, schwarz oder kariert ist. Mal kann man vor dem harten Alltag in eine dunkle spannendere Fantasiewelt fliehen um abzuschalten oder man lässt den langweiligen Alltag hinter sich. Nur wenige Genres können auf so viele verschiedene Formen verweisen wie die Gruselfilmkunst. Horror Cinema von Jonathan Penner und Steven Jay Schneider versucht einen kleinen Überblick über einige der Subgenres zu geben und zeigt massiv bebildert wovor man sich dabei zu gruseln hat.

Die 192 Seiten wurden in zehn Teile aufgeteilt. Somit widmen sich die Autoren nach einer kurzen Einleitung, die das Genre für sich erklärt und einem rasanten überblick über die wichtigsten Entwicklungen dieser Filme, geht es weiter mit genaueren Blicken auf einzelne ausgewählte Subgenres. Den Anfang machen “Slasher und Serienmörder” wobei man natürlich nicht an “M” vorbeikommt wenn man es ganz klassisch will und von dort geht es weiter zu “Psycho” bis zu “Blutgericht in Texas” über andere auswucherungen des Genres, wie zum Beispiel den italienischen Giallo Streifen, bis hin zu selbstreflektierten Neo-Slashern a la “Scream” und Konsorten. Dabei schafft man es auf nur wenigen Seiten einen wirklich guten überblick über das Genre zu bieten. Allerdings muss man dabei auch sagen, wenn ihr euch schon etwas länger mit solchen Filmen beschäftigt, wird euch nicht mehr zu viel neues geboten werden. Insgesamt gibt es folgende Teile:

Slasher und Serienmörder
Kannibalen, Freaks und Hinterwäldler
Die Rache der Natur
Science-Fiction-Horror
Die lebenden Toten
Geister und Spukhäuser
Besessene, Däminen und teuflische Bösewichte
Voodoo, Sekten und Satanisten
Vampire und Werwölfe
Ungeheuer in Frauengestalt

Auch wenn Genreveteranen nicht mehr zu viel neues lernen werden, bietet dieser Fotoband doch einen sehr guten Überblick über die wichtigsten Filme des Horrorgenres. Löblich ist auch, dass man sich nicht nur auf die großen Erfolge und ein paar der frühen Klassiker konzentriert, sondern auch eher obskure Filme anspricht, wie zum Beispiel das Wurmhorror Spektakel “Squirm” oder sich sogar neben den Kannibalen Streifen auch etwas näher mit den Mondo Movies beschäftigt und Kritik anbringt. Überhaupt ist der Schreibstil der beiden sehr angenehm. Manches Thema scheint man etwas zu ernst zu nehmen und es werden Dinge interpretiert, die so vermutlich nicht wirklich in den Filmen zu finden sind, aber so was macht man als Kritiker bei Horrorfilmen ja gerne mal. Andererseits werden die beiden gerade bei Exploitation Filmen lockerer und dann liest sich das Ganze noch ne ganze Ecke amüsanter. Es scheint den beiden auch wirklich viel Spaß zu machen unbekanntere Filme unter die Klassiker zu mischen. Liest sich jedenfalls alles sympathisch und flüssig. Nur manchmal sind ein paar Absätze etwas verklopft, was sich manchmal aber nicht vermeiden lässt. Unterhalten wurde ich jedenfalls ziemlich gut, auch wenn ich nicht viel neues erfahren habe. Zum auffrischen des Wissens war es trotzdem gut.

Und da sind ja auch noch die vielen Bilder. Es sind wirklich ein paar schöne Sachen dabei. Zum Beispiel Skizzen zu “Das Phantom der Oper” (1925) oder auch Stills aus “King Kong und die weiße Frau”. Cool sind auch die Blicke hinter die Kulissen von “Alien” und anderen effektlastigen Filmen wie “The Howling”. Hierbei gibt es wirklich viele seltene und ungesehene Stills aus großartigen Filmen, sowie spannende Blicke hinter die Kulissen.

“Horror Cinema” ist ein sehr feiner, hochwertiger und gut geschriebener Überblick übers Genre und zudem noch picke packe voll mit vielen großartigen Bildern. Horrornerds werden zwar nicht mehr viel lernen, aber für nur 10€ (-1cent) bekommt ihr hier ein wunderbares Nachschlagwerk und einen schmucken Bildband der sich toll im Regal machen wird.

8,5 von 10 wilde Riten