Chobits (2002) [Kazé]
Hideki (Tomokazu Sugita) hat in seinem Leben noch nicht viel erlebt. Bisher lebte er friedlich und recht abgeschottet vom Rest der Welt bei seinen Eltern in Hokkaido auf der Farm und kümmerte sich um die Rinder. Um im Leben weiter zu kommen hat der Achtzehnjährige sich dem Prüfungstest einer tokyoter Uni gestellt. Allerdings nicht gerade erfolgreich. Was aber nun? Um es im nächsten Semester zu schaffen zieht er schon mal in die Metropole. So kann er ganz in Ruhe das Stadtleben kennenlernen, ein wenig Lebenserfahrung beim jobben erlangen und nicht zuletzt auch einen Uni Vorbereitungskurs besuchen. Aber schon allein das Eingewöhnen wird schwierig. Er findet ein kleines Zimmer und wirft gleich ein Auge auf seine Vermieterin. Durch seinen Nachbarn Hiromu Shinbo lernt er einiges über die Persocoms. Dabei handelt es sich um schöne, meist feminine Roboter, die nicht nur als Computer Ersatz genutzt werden können, sondern auch einfach Arbeiten übernehmen können. Egal, er hat ja eh kein Geld für so was teures. Nachts entdeckt er auf dem Sperrmüll allerdings einen ganz speziellen Persocom den anscheinend jemand weggeworfen hat. Das lässt er sich natürlich nicht entgehen und nimmt sie mit nach Hause. Allerdings fehlt ihr ein Betriebssystem und somit muss er ihr erst alles beibringen. Da sie im Moment aber nichts anderes als Chii sagen kann, nennt er sie auch so. So lebt er nun also mit Chii (Rie Tanaka) zusammen. Nun macht ihn nicht nur die hübsche Vermieterin, sondern auch der hübsche Persocom kirre. Schlimmer wird es als er sich zudem auch noch in seine Mitarbeiterin Yumi Omura verguckt, als er endlich einen Job findet. Auch seine Lehrerin Frau Takako Shimizu findet er zum anbeißen. So viele nette Frauen, ein harter Job, dann noch lernen und Chiis Geheimnis muss auch noch gelüftet werden. Alles nicht so einfach…
Harem und Magical Girfriend Manga und Animes sind mit Sicherheit der Bodenatz des fernöstlichen Storytellings. Billigster Fan Service für verklemmte Burschen und jede menge schamloser Sexismus. Meistens uncool aber CLAMP’s Mangareihe Chobits wirbelt im Genre einiges durcheinander. Es beginnt recht typisch fürs Genre. Landei Hideki kommt in die große Stadt, wo ihm ein paar schöne Damen und ein perfekter, infantiler, willenloser und formbarer Computer Roboter in Form eines wunderschönen perfekten Mädchens in den Schoß fällt. Wie immer kommt der liebenswerte Trottel ganz zufällig an die perfekte Frau ohne etwas dafür getan zu haben. Alles beim alten also. Vor allem wenn Chii nackig umher läuft, da sie es nicht besser weiß und dabei immer treu doof mit ihren riesigen Kulleraugen umherblickt, was Hideki natürlich so manches mal Nasenbluten beschert.
Wenn man aber dran bleibt bemerkt man immer mehr, dass Hideki doch anders als die anderen Serienhelden seiner Art ist. Er versucht wirklich sein bestes Chii gut zu erziehen, er hat wirklich Probleme damit den Alltag zu meistern und der wichtigste Punkt ist wohl, dass er vom Land in die Stadt kommt und vollkommen überfordert ist. Vor allem von den Frauen und dem technischen Fortschritt, denn von beidem hat er überhaupt keine Ahnung.
Auch Chii ist nicht wirklich das Magical Girlfriend. Denn in Wirklichkeit ist sie überhaupt nicht perfekt. Eigentlich macht sie Hideki sogar mehr Probleme als alles andere. Er muss sie immerzu erziehen und ihr alles beibringen und dazu kommt noch das sie viel Geld kostet das er nicht hat. Das schlimmste ist dann aber wie er sich in sie verliebt. Das verwirrt ihn dann am allermeisten schließlich ist es ja nicht normal wenn man seinen Computer liebt.
Und an dieser Stelle kommt die stärke der Serie zum Vorschein. In den ersten Folgen bekommt man eine romantische Komödie der einfachsten und teilweise auch der dämlichsten Art. Die Witze sind plump und oftmals sagt Chii einfach nur 100 mal hintereinander Unterwäsche. Nicht gerade clever aber schon ganz süß das ganze. Nach einigen Folgen geht es aber los etwas tiefgründiger zu werden. Es wird die Frage aufgeworfen ob man eine künstliche Intelligenz lieben kann und inwiefern sie zurücklieben kann. Alles beginnt als Chii anfängt sich für Bücher zu interessieren und eine schöne melancholische Liebesgeschichte entdeckt. Dabei kommt es immer wieder zu sehr hübschen Traumsequenzen, die sich entscheidend von dem herkömmlichen Animationsstil der Serie abhebt.
Zudem löst sich die Harem Thematik vollkommen auf, da heraus kommt, dass alle Mädchen in Wirklichkeit schon an einem anderen Jungen interessiert sind. Langsam zerfallen auch die letzten gängigen Strukturen des Genres und langsam wird’s immer dramatischer. Im mittleren Teil weichen einige alberne Momente um dem Drama platz zu machen. Die letzten folgen werden dann zusehend Science-Fiction lastiger. Es geht um Chiis Geheimnis, wobei dann noch eine geheime Organisation des Staats ins Spiel kommt. Es geht bald gänzlich fast nur noch um die alte Frage wie menschlich eine Maschine werden kann und ab wann eine künstliche Intelligenz einem echten Lebewesen ebenbürtig sein kann. Somit wird es dann doch noch viel tiefsinniger als man zuerst erwarten konnte. Wirklich philosophisch oder tiefgründig wird die Serie dann trotzdem nicht. Das eigentlich Zielpublikum sollte aber trotzdem ordentlich gefordert und zum Denken gebracht werden.
Die Zeichnungen sind sehr gut und die Zeichner der Madhouse Studios haben es geschafft den sehr eigenen CLAMP Stil treffend umzusetzen. Übrigens sollte noch erwähnt werden, dass auch diese Serie ein paar Verbindungspunkte zu den anderen CLAMP Werken aufweist. Diese sind nicht immer offensichtlich mit einem wachen Auge entdeckt man aber so manche Anspielung. Zuletzt sei noch gesagt wie gut der Soundtrack ist. Zuerst leicht und süß klebrig, ebenso wie die Handlung, wird die Musik im laufe der Serie ernster, nachdenklicher sowie eindringlicher.
Meiner Meinung nach eine tolle Serie und ohne Zweifel eine von CLAMP's besten Geschichten.
Kazé bringt die Komplette Serie, also alle 24 Folgen auf fünf DVDs in einem mächtig hübsch gestalteten Digipack samt Schuber heraus. Zu der Serie gibt es noch einen Audiokommentar vom Dialogregisseur der deutschen Version Sascha Kaufmann, der gleichzeitig auch Hideki spricht und Synchronsprecherin Barbara Seifert, die Chii spricht. Die Mini-Episode “Chibit” ist ebenfalls enthalten. Insgesamt also über 10 Stunden Unterhaltung. Ein paar Trailer dürfen auch nicht fehlen. Unter anderem zu “Zombie Loan“, “El Cazador de la Bruja”, “Oh! My Goddess”,
“Die Melancholie der Haruhi Suzumiya”
und einigen mehr. Eine wirklich gute und hochwertige Veröffentlichung. Der O-Ton samt deutscher Untertitel ist natürlich auch dabei.
7 von 10 verkabelte Ohren