Donnerstag, 1. November 2012

Königliche Hoheit (Christoph Merian Verlag)

Königliche Hoheit (Christoph Merian Verlag)

Unser Märchen beginnt zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Im fiktiven Grossherzugtum Grimmburg wird Prinz Heinrich (Jürgen Goslar) geboren. Abgesehen von einem etwas verkümmerten rechten Ärmchen ist an ihm aber alles dran. Seine Schullaufbahn bis zum Gymnasialabschluss ist reine Formsache und auch danach wird sein Leben von den adeligen Aufgaben wie von selbst geleitet. So kommt es das er sich immer mehr vermisst ein normaler Untertan zu sein. Mit echten Freunden, echten Problemen und einem selbstständigen Lebensstil. Neben seiner persönlichen Unzufriedenheit hat sein Reich bald ganz andere Problemchen. Das Wirtschaftssystem ist marode und die Kasse ist vollkommen leer. Zu seinen Problemen mit der Staatsverschuldung kommt noch, dass er sich nun in die Tochter eines amerikanischen Milliardärs verliebt hat.

Zuerst waren die Kritiker von Thomas Manns zweiten Werk nicht allzu begeistert. Schließlich folgte dieses leichtfüßige moderne Märchen mit parodistischem Unterton direkt auf seinen ersten Epos, der nun mal die Buddenbrooks war. Zu gefällig, zu wenig komplex und überhaupt nicht vielschichtig genug war das Buch für die meisten Intellektuellen. Die Leute haben es aber auch schon damals 1909 bei der Erstveröffentlichung wie blöde gekauft und mittlerweile hat “Königliche Hoheit” seinen rechtmäßigen Platz in der Mann Bibliographie einnehmen können. 1953 wurde der Roman mit Dieter Borsche in der Hauptrolle verfilmt und ein Jahr später legte man eine Hörspielfassung von HR/SWF/DRS nach. Dieses beinahe vier Stunden umfassende Radiohörspiel ist nun auf drei CDs im Digipack beim Christoph Merian Verlag erschienen.

Das Hörspiel wird eingerahmt von einem Vor- und Nachwort von Thomas Mann selbst, das einen seltenen und ziemlich interessanten Einblick gewährt. Gerade weil Mann darin sehr offen und auch selbstkritisch spricht. Das Hörspiel selbst ist für sein Alter nicht annähernd so angestaubt wie man es erwarten könnte. Die Sprecher wie Jürgen Goslar, Magda Schmidt, Kurd E. Heyne und Friedrich von Bülow klingen auch Heute noch frisch und sind sehr gut dabei. Die Dialoge wirken dynamisch und nur die spärliche Nutzung von Geräuschen, sowie die strikte Trennung zwischen Dialog und Musik lässt das alter bemerkbar werden. Wenn man von diesen Kleinigkeiten absieht, die aber nicht wirklich den Unterhaltungswert schmälern können, handelt es sich bei “Königliche Hoheit” um ein solides Hörspiel, das immer noch zu unterhalten vermag.

7,5 von 10 unnütze Krüge