Samstag, 3. November 2012

Augsburger Puppenkiste Märchenbox Volume 1 [S.A.D.]

Augsburger Puppenkiste Märchenbox Volume 1 [S.A.D.]

In der ersten Märchenbox der Augsburger Puppenkiste von S.A.D. befinden sich gleich 8 der lange verschollenen Märchenaufnahmen der RAI in Bozen/Südtirol auf vier DVDs. Dabei handelt es sich um einige der größten Puppenkisten Raritäten, die niemals im deutschen Fernsehen liefen und wenn fast völlig verschollen sind.

Rumpelstilzchen / Von dem Fischer und seiner Frau (1967 / 1967)

Um Königin zu werden verspricht Liese, die Tochter des Müllers ihrem König, sie könne aus Stroh Gold spinnen, was sie natürlich nicht kann. Doch da erscheint ihr ein namenloser kleiner Kerl, der im Tausch gegen ihr erstgeborenes beim Spinnen hilft. Später als sie Königin und Mutter ist, kommt das spitzbärtige Wesen zurück, um sich das Baby zu holen. Sie kann ihn überreden ihm noch eine Chance zu geben, wenn sie errät wie er heißt, darf sie ihr Kind behalten.

Ebenfalls auf der DVD enthalten ist die Geschichte „Von dem Fischer und seiner Frau“. Darin fängt der alte Fischer eines Tages einen Butt, der in Wirklichkeit ein verwunschener Prinz ist, dieser möchte ihm einen Wunsch erfüllen, wenn er ihn wieder schwimmen lässt. Doch der Fischer ist mit seinem bescheidenen Leben eigentlich ganz zu frieden. Nur seine Frau sieht es ganz anders und so muss er immer wieder zum Butt zurückkehren und ihm immer dreistere Dinge bitten, bis es dem Zauberfisch zu bunt wird.

Wusste gar nicht das die Puppenkiste diese beiden Märchen jemals aufgeführt hat. Liegt vermutlich daran das beides hier so nie zusehen war. Aufgeführt wurden beide Märchen im Theater im italienischen Bozen, von dort wurde es zum italienischen Fernsehsender Radiotelevisione Italiana übertragen. Von dort wurden diese beiden Aufführungen vom Bildschirm abgefilmt. Das dabei keine sonderlich tolle Qualität erhalten werden konnte ist klar, das Bild ist aber nicht extrem schlecht, aber eben wirklich räudig.

Die beiden Märchen kennt ja eigentlich eh jeder, daher ist diese DVD auch nur was für Puppenkisten Sammler. Nur um es den Kindern vorzuspielen sind sie eher nicht geeignet, da wohl kein Kind wirklich Interesse an der Qualität haben wird. Rumpelstilzchen wurde sehr simpel und einfach umgesetzt, fängt aber die Essenz des Märchens gut ein und hält alles möglichst einfach. Vom Fischer und seiner Frau ist ebenso gut umgesetzt und meiner Meinung nach ein viel interessanteres Märchen mit einer besseren Botschaft. Hier gefällt vor allem die gelungene Butt Puppe, die zwar nicht aussieht wie ein Butt, dafür aber ein cooler Fisch geworden ist.

Das Bild ist bei beiden Märchen schlecht, hat einen ganz schlimmen Kontrast und Verschmutzungen gibt es auch zu Hauf. Zudem leiert und scheppert der Ton immer mal wieder. Allerdings ist die Qualität für Sammler zwar nicht erfreulich, aber ausreichend um diese selten Stücke zu sehen und für eine wirklich große Restauration ist die Nachfrage sicherlich viel zu gering. Schönt das diese Titel noch erhalten sind.

6 von 10 Frauen die nicht genug kriegen


Frau Holle / Der Wolf und die sieben Geißlein (1967 / 1967)

Der fleißigen Liese fällt eines Tages beim Spinnen die Spindel in den Brunnen. Um sie wieder herauszuholen hüpft sie hinterher und findet sich kurz darauf im Reich von Frau Holle wieder. Dort stellt sie erneut ihren Arbeitswillen zu Schau und wird dafür reich belohnt. Das erweckt bald Neid bei ihrer fiesen Stiefschwester.

Im nächsten Märchen warnt die Großmutter ihre sieben Geißlein jemandem die Tür zu öffnen. Sie muss nämlich mal dringend in den Wald und weiß genau, dass der böse Wolf jede Möglichkeit nutzen wird um die kleinen Geißlein zu verputzen.

Wieder zwei bisher verschollene Augsburgerpuppenkisten Märchen der Gebrüder Grimm, aus dem Theater in Bozen im Südtirol. Bild und Ton sind daher mal wieder nicht allzu gut, aber ausreichend für solch ein seltenes Spektakel. Eine Besonderheit der beiden Märchen ist das hier beide male Walter Oehmichen persönlich für die Umsetzung zuständig war.

Zu den Märchen selbst muss nicht viel gesagt werden, die kennt eh jeder. Positiv fällt bei Frau Holle auf wie einfallsreich die Designs in Frau Holles Reich sind und auch die Kulissen und die Modellstadt sehen interessant und einfallsreich aus. Zu erwähnen ist noch, dass der Ton von Frau Holle nicht mehr erhalten ist und man daher den Ton einer anderen Fassung, die ungefähr gleichzeitig aufgeführt wurde drübergelegt hat. Wurde gut gelöst und fällt eigentlich gar nicht auf.

Der Wolf und die sieben Geißlein hingegen ist ziemlich nervig umgesetzt wurden. Die kleinen Racker plärren ständig rum und sind unheimlich laut. Dann wird auch noch gesungen und zusammen ergibt das ein eher anstrengendes Märchen.

Zwei weitere Raritäten der Puppenkiste auf einer DVD. Frau Holle hat die Zeit gut überstanden und ist immer noch nett anzusehen und ein lohnendes Märchen, während die Geißlein ziemlich anstrengend sind und nicht wirklich unterhalten können. Außerdem ist die Inszenierung der Geißlein ziemlich minimalistisch und auch fürs Auge nicht ansprechend.

6 von 10 abgeschüttelte Äpfel


Peter und der Wolf / Die zertanzten Schuhe (1967 / 1967)

Am Rande des dunklen Walds lebt der zusammen mit seinem Großvater. Zwar hat sein Opa es ihm verboten, aber eines Morgens macht er sich trotzdem auf, um gemeinsam mit seinem Vogel den bösen Wolf zu fangen, der schon seit einiger Zeit die Gegend unsicher macht.

Eigentlich sollten die drei Töchter des Königs nachts schlafen. Doch stattdessen schleichen sie sich durch einen Geheimgang nach draußen und gehen tanzen. Zumindest entdeckt der König immer wieder das die Schuhe der Prinzessinnen am Morgen völlig zertanzt sind. Um das Rätsel zu lösen, beschließt der König demjenigen eines der Mädchen zur Frau zu versprechen, der es schafft herauszufinden wie die Mädchen aus dem Schloss kommen. Sogleich macht er Kasperle sich daran die Wahrheit herauszufinden.

Genauso wie auch schon „Rumpelstilzchen“ und „Von dem Fischer und seiner Frau“, wurden auch diese beiden Märchen von Segej Prokofiew und den Gebrüder Grimm in Südtirol in Bozen während der Sechziger Jahre für RAI aufgeführt. Wir haben es also mal wieder mit bisher verschollenen Raritäten der Augsburger Puppenkiste zu tun.

Bei beiden circa 35 Minuten langen Märchen führte erneut Manfred Jenning (Das tapfere Schneiderlein) Regie. Im Gegensatz zu Rumpelstilzchen, ist hier allerdings auch die Qualität des schwarzweiß Bilds ausreichend und auch der Ton ist immer verständlich. Die Geschichten selbst wurden ganz gut umgesetzt. Peter und der Wolf ist natürlich besonders durch die musikalische Untermalung gelungen. Bei den zertanzten Schuhen stört der Kasperl ein wenig, das liegt aber vermutlich eher daran das ich eine persönliche Antipartie gegen den Krokodil Verprügler habe.

Wieder eine seltene Chance für Sammler an seltenes Material aus der Kiste zu kommen, normale Fans sollten sich aber vielleicht erstmal mit den Standartwerken vertraut machen und sich diese Märchen erst später anschauen wenn der Rest abgearbeitet ist.

6,5 von 10 nicht unsichtbare Füße


St. Nikolaus in Not / Wie das Eselchen das Christkind suchte (1967 / 1967)

Sankt Nikolaus und sein Knecht Ruprecht laufen mit ihrem Esel durchs Städtchen. Dabei verteilen sie Süßigkeiten an die braven Kinder. Alle freuen sich natürlich, aber dann ist schon beim verletzten Haus alle Köstlichkeiten alle.

Mutter Esel und ihr Söhnchen verbringen nach einem langen Tag auf der Weide den Abend gemeinsam. Beim ins Bett bringen erzählt die Mutter ihrem Sohn die Weihnachtsgeschichte. Kurz darauf ist er eingeschlafen und schon bald träumt er davon wie er das Christkind sucht.

Noch mal zwei Märchen der Puppenkiste aus der nur schwer zu bekommenden RAI Ära. Diesmal handelt es sich dabei um “St. Nikolaus in Not” und “Wie das Eselchen das Christkind suchte”. Im ersteren hat Nikolaus einen Süßigkeiten Engpass und im zweiten träumt der Esel von seinem Vorfahren, der den kleinen Jesus durch die Gegend getragen hat. Beides relativ kurzweilige Weichnachtsgeschichten, mit weihnachtlicher Botschaft. Nicht unbedingt mein Ding aber ganz nett anzusehen. Genauso wie die anderen Märchen sind sie nicht sehr aufwendig gestaltet und auch die Bild- und Tonqualität läst zu wünschen übrig, schlecht sind sie aber nicht.

Wie auch die anderen Märchen nur was für Puppenkisten Sammler, diese werden sich aber über diese Seltenheit freuen.

5,8 von 10 leere Säckchen