Sonntag, 2. März 2014

Batman: Legenden des dunklen Ritters - Der Schamane (Panini)

Batman: Legenden des dunklen Ritters - Der Schamane (Panini)

Bevor Bruce Wayne in seine neue Rolle als dunkler Ritter von Gotham City schlüpft, bereist er die Welt, um seine Fähigkeiten zu verbessern. So verschlägt es ihn nach Alaska, um vom Kopfgeldjäger und Spurenleser Dogget zu lernen. Dabei wird Dogget von dem, von ihm gesuchten, Mörder Thomas Woodley erschossen und auch Bruce schafft es nur knapp zu entkommen, wobei er aber seine Ausrüstung verliert. Alleine im eisigen Gebirge kann er nicht überleben, wird aber von einem alten Eingeborenenstamm gerettet und von dessen Schamanen mit Hilfe einer alten Indianer-Erzählung geheilt.
Zurück in Gotham beginnt er seine zweite Identität als Batman zu formen. Doch immer wieder trifft er auf Spuren eines gefährlichen Kultes, der in Gotham zu operieren scheint. Als dann noch ein Unbekannter mit Schamanen-Maske ihn zu töten versucht, wird klar, dass da ein Zusammenhang bestehen muss.

„Der Schamane“ erschien zwei Jahre nach Frank Millers „Batman: Year One“ und führt uns zurück in die Anfangstage Batmans. Dennis O‘ Neil und Zeichner Ed Hannigan erzählen aber nicht noch mal die komplette Origin des dunklen Ritters. Sie gehen ein wenig anders vor.
So läuft die Geschichte um den mysteriösen Chubala-Kult zu Beginn noch parallel zu den Geschehnissen von Millers Kultstory. So gibt es immer wieder Anspielungen auf „Year One“, wie Beispielsweise die erste Begegnung mit Selina Kyle an seinem ersten Abend noch ohne Kostüm, oder die Erwähnung der Rettung von Jim Gordons Baby auf der Brücke. Insgesamt zieht sich die Geschichte aber über einen längeren Zeitraum als „Year One“.

Auffälligste Merkmale der Geschichte sind zum Einen der mystische Grundton, zum Anderen der Fokus auf die detektivische Arbeit Batmans.
Zum ersten Punkt muss ich sagen, dass die Geschichten um die alten Stammeslegenden, die offenbar magische Fähigkeiten besitzen und Menschen heilen können, sicher nicht jedermanns Sache sein dürften. Diesen Leuten gebe ich aber zu bedenken, dass wer keine Probleme mit Charakteren wie Ra’s al Ghul (ebenfalls von O’Neil erschaffen) mitsamt seiner Lazarus-Grube hat, sollte sich meiner Meinung nach nicht zu sehr beschweren.
Überhaupt ist die rein realistische Darstellung Batmans und seiner Welt (oder der Versuch dieser)auf Dauer auch etwas unspektakulär. Daher begrüße ich diese Herangehensweise sehr. Zumindest so lange, wie man nicht total sinnlos Charaktere oder deren Markenzeichen mit magischen Fähigkeiten ausstattet (wie aktuell bei Black Mask).

Etwas Mystisches tut da immer ganz gut, auch wenn es der Geschichte einen leicht trashigen Appeal verleiht. Aber darauf steh ich ja, also passt das für mich ganz gut. Muss aber jeder für sich entscheiden und ich kann verstehen, wenn sich manch einer davon abgeschreckt fühlt.
Das ganze verpackt in ein, eher an das bereits erwähnte erste Jahr der Fledermaus erinnernde Setting, schlägt es so den Bogen zwischen der realistischeren Betrachtungsweise und der oftmals eher mystischen Welt von Dennis O’Neil.

Der Fokus auf die detektivische Arbeit gefällt mir persönlich sehr gut. Nicht nur ewige Konfrontationen mit den gleichen Superschurken, sondern echtes Ermitteln ist hier die Treibfeder der Geschichte.
Die kommt dieses Mal auch ohne erwähnte Superschurken aus. Wir erinnern uns: Batman steht noch am Beginn und ist daher noch nicht der dunkle Ritter den wir kennen. Er befindet sich immer noch im Lernprozess und macht Fehler. Daher beinhalten Konfrontationen eine andere Form von Spannung, als der Kampf gegen einen Super-Bösewicht mit fiesen Gadgets und einer Menge Handlanger. Jedenfalls in meinen Augen ist es angenehm auch mal so eine Geschichte zwischendurch zu lesen.
Als ein Kernelement kann vor allem der Satz: „Verbrecher sind ein feiges und abergläubisches Pack.“ gewertet werden, der leicht abgewandelt auch in verschiedenen Batman Origins auftaucht und auf den Punkt bringt, was das Ziel hinter Bruces Maskerade ist. Dies wird auch genutzt, um den Fall zu einem guten Ende zu führen.

Die Zeichnungen Von Ed Hannigan (unter anderem verantwortlich für Brainiacs Redesign) sind in Ordnung und meist eher Standartware. Nicht die beste Leistung von ihm, aber es reicht definitiv für ein paar coole Panels und auch seine Actionsequenzen können überzeugen. Nichts was einen umhaut, aber auch nicht wirklich schlecht.

Wirklich gestört hat mich eigentlich nur die X-te Interpretation der durch die Scheibe fliegenden Fledermaus als Inspiration für Bruce Wayne. Sicher ein wichtiges Bild in Batmans Geschichte, aber doch viel zu oft wiederholt und mittlerweile schon fast Klischee.
Die Farben von Richmond Lewis sind eher minimalistisch und hin und wieder etwas blass geraten, was dem Ganzen eine merkwürdige Stimmung verleiht. Allerdings bleibt Lewis hier hinter seinen sonstigen Leistungen zurück.

Das Trade von Panini enthält alle fünf Ausgaben des Arcs, sowie als Anhang eine Galerie mit George Pratts schönen Covermotiven zu den Einzelheften.
„Der Schamane“ konnte mich auf seinen knapp 140 Seiten durchaus gut unterhalten. Zwar ist die Geschichte eher für Fans und Komplettisten interessant, da der Figur nicht allzu viele neue Aspekte abgewonnen werden können, aber auf Grund der mystischen Natur einiger Plotelemente und des Fokus auf die Detektivarbeit sicher einen Blick für diejenigen wert, die diese Art von Batman Geschichten mögen.

7 von 10 Killer-Schneemännern