Das Frauenhaus - Blue Rita (1977) [Ascot Elite]
In Paris da steht die Freiheitsstatue. Gar nicht weit von ihr und dem Eifelturm in einer schmalen Gasse gelegen findet ihr den Strip und Kabarett Schuppen “Blue Rita”. Geführt wird dieses nicht ganz so feine Etablissement von Blue Rita (Martine Fléty) und ihren Assistentinnen und gleichzeitigen Showgirls Gina (Pamela Stanford) und Franchesa (Sarah Strasberg). Vor den Toren verheißt die Lady Liberty noch alle Freiheiten der Welt und für die Shows stimmt dies wohl auch, doch wenn die falschen Personen in diesen Laden treten werden sie nie wieder den Weg nach draußen finden. Blue Rita ist nämlich nur auf dem Kopf blau. Ihre Gedankenwelt ist in Wahrheit eine Rote. Im Geheimen arbeitet sie als Agentin für die Sowjetunion und wenn ein politischer Informations- und Titelträger der Stripstange zu nahe kommt, werden diese im Auftrag des russischen Bruders durch Sex und etwas Betäubungsgas in den Folterkeller gelockt, wie sie durch noch mehr Sex gezwungen werden sollen alle ihre Geheimnisse und Konten offenzulegen. Damit ihre sexuellen Belange noch rasender werden nutzt Rita unter anderem nicht nur ihre Betörungskünste, sondern einen grünen, dickflüssigen Geilheitssaft.
In “Das Frauenhaus”, den Meisten wohl besser als “Blue Rita” bekannt, entführt der spanische Kultexploitationfilmer Jess Franco (Downtown - Die nackten Puppen der Unterwelt) uns in Zusammenarbeit mit dem Elite Film, heute Ascot Elite, Filmchef Erwin C. Dietrich (Die teuflischen Schwestern - Sexy Sisters) nach Paris. Dort sonderte er innerhalb weniger Drehtage und unter Einsatz eines sehr begrenzten Budgets einen unfassbaren Schmonsens ab, der sich in den letzten Minuten als hanebüchenen Politthriller entpuppt. Liest man den Klappentext nicht vor der Sichtung wird es schwer fallen überhaupt zu ahnen was geschieht. Im Gegensatz dazu ist der erste Satz des Films weniger kryptisch. Ein etwas älterer Herr erörtert gleich zu beginn, dass er Lust hätte eine der strippenden Damen zu “verzupfen”. Seine Intention wird also schnell klar. Allerdings wird er zum ersten Opfer von Rita und ihren Damen. Von einer indischen Schönheit wird er nicht nur angeschärft, sondern auch mit einer grünen Substanz bekleckert.
Dabei handelt es sich um Geilheitssaft. Die Geilheit nutzen sie dann aus um ihre Opfer zu foltern, die ihnen Geheimnisse verraten sollen. Alles für die Sowjetunion. Es wird aber nie klar was die Gefangenen wirklich wissen und selbst in der Realität, die in diesem Film vermittelt wird ist der Plot sehr dünn und unglaubwürdig. Bis zum Ende ist nicht wirklich klar was los ist und dann bricht in den letzten fünf Minuten die Hölle los. Jeder ist ein Doppel- oder Dreifachagent, der dann aber doch noch einen anderen Plan hat. Sinn ergibt das alles nicht wirklich, dafür ist der Film dann aber gleich vorbei. Macht also nicht.
Wie bei den meisten Exploitern ist das aber ziemlich egal, der Weg bis zu dem wirren Ende ist nämlich gesäumt von viel Absurdität, Nacktheit und ein paar flotten Sprüchen. Am auffallensten ist dabei wie sehr Franco sich um die Optik gekümmert hat. Jeder Raum ist komplett durchgestylt und ein stimmiger Stil wird dabei durchgängig durchgezogen. Zugleich überzeugen zumindest zwei der Sexy Times mit einer durchaus etwas erotischen Grundstimmung. Andere sind dafür einfach nur kaputt oder verwirrend. Besonders die Dame, die der Elefantenmaske einen runter holt, die einer anderen Dame im Schritt hängt, bleibt da in Erinnerung. Man sieht den Sets zwar zu jeder Zeit an wie billig sie hergerichtet wurden, vor allem wurde mit extrem viel Alufolie gearbeitet. Sieht trotzdem ganz nett aus und wirkt vermutlich überlegter als es wirklich war.
Unter den Darstellern sind wie immer bei Franco ein paar bekannte Gesichter. Eric Falk (Die munteren Sexspiele unserer Nachbarn) ist in einer der beiden männlichen Hauptrollen wiederzufinden und dabei so charismatisch bis dümmlich wie er stets so ist. Neben seinen Muskeln darf er noch seine Tanzmoves vorführen und sogar seine, zugegeben eher schlechte, Judo-Technik ist zu sehen. In einer weiteren, eher kleinen Rolle, ist noch der französische Schauspieler Guy Delorme zugange, den man in diversen Louis de Funes Streifen gesehen haben könnte. In der Hauptrolle ist Martine Fléty (Cocktail Porno) anzutreffen. Lila perrückt führt sie leicht aufreizend durch die Geschichte und wird von anderen zeigefreudigen Damen wie Pamela Stanford (Bloody Camp) und Esther Moser (Greta - Haus ohne Männer) unterstützt. Also schon ein paar bekannte Darsteller, aber bei Weitem nicht so viele Franco Begleiter wie in den meisten seiner anderen Filme.
Im Frauenhaus ist einiges los, nicht alles ergibt Sinn, manches ist etwas pikant, lustig oder sonst wie unterhaltsam. Sieht man dieses kleine Kunstwerk aber in seiner Gänze fehlt doch das richtig kuriose oder etwas noch anrüchigeres. So unterhält der Film Genrefreunde zwar auf Dauer seiner Laufzeit recht passabel, doch die Erinnerung daran wird im Wust vieler Filmchen dieser Art ziemlich schnell untergehen.
Bei der Bildqualität der unzensierten Ascot Blu-ray muss man ein paar Abstriche machen, schlecht ist das Bild jedoch nicht. Störend sind aber ein paar recht körnige Szenen und das etwas unruhige Bild. Als Bonus gibt es einige Trailer zu den Werken Francos, eine Bildergalerie, sowie ein Vorwort und ein kurzes Interview mit Eric Falk. Herr Falk ist ein kultiger Vogel und erzählt angenehm viel Blödsinn. Vor allem seine Geschichte um den “Meisterficker” stimmt den Rezensenten freudig.
5 von 10 superscharfe Gasmaskennummern