Sonntag, 23. März 2014

Metallica - Through the Never (2013) [Ascot Elite]

Metallica - Through the Never (2013) [Ascot Elite]

Was tun Bands, die ihren Zenit überschritten haben und deren Versuche an alte Erfolge anzuknüpfen nur wenige Früchte trugen? Genau, sie machen einen Konzertfilm. Metallica entschieden sich dazu, jegliche Register zu ziehen. Während die vier Herren die Show ihres Lebens geben, wird Roadie Trip (Dane DeHaan) losgeschickt, eine essenziell wichtige Besorgung zu machen. Was zuerst wie eine sehr simple Aufgabe erscheint, wird jedoch bald zu einem Albtraum, zerfällt die Stadt doch außerhalb des Konzertsaals allmählich ins Chaos...

Mit Nimród Antal haben sich die Herren einen nicht gänzlich unbekannten Regisseur ins Boot geholt. Motel und Predators kann man durchaus als Erfolge zählen. Was der Herr hier jedoch in Zusammenarbeit mit Metallica für einen Schmonsens zusammengeschrieben hat, ist fast schon frech. Irgendjemand hätte doch merken müssen, dass das zusammenhangsloser Mist ist, der willkürlich in das Konzert eingestreut wird. Ich schaue in deine Richtung, Peter Mensch!

Dabei fängt es eigentlich alles superb an. Die Bandmitglieder werden ungemein daneben vorgestellt. Hetfield kommt mit seinem Hot Rod an, Hammetts Gitarre blutet, Trujillo macht den Crab Walk in einem Zimmer aus Verstärkern und Ulrich organisiert. Herrlich überzogen und lässt auf ein etwas selbstironisches Abenteuer hoffen. Leider verpufft diese Selbstironie, sobald Konzert und "Geschichte" beginnen.

Die Bühnenshow ist grundsätzlich nett gedacht, da unheimlich viele der Showelemente, die Metallica in den Dekaden ihres Schaffens so nutzten, erneut Verwendung finden. Das führt zum einen dazu, dass die Bühne allein einen zweistelligen Millionenbetrag verschlang, und zum anderen ein wenig Zirkus-Atmosphäre aufkommt. Auch, wenn die Show überladen erscheint, ist das zu verkraften. Die Jungs haben sichtlich Bock und es ist auch einfach schön zu sehen, dass Ulrich nach so vielen Jahren immer noch sichtlich erfreut und ein wenig überrascht über die Geräusche seines Instruments ist.

Die Setlist ist ganz ordentlich und beinhaltet im Prinzip alle Songs, die man bei solch einem Unterfangen erwartet. Von Hit the Lights und For Whom the Bells Tolls bis zu One und Enter Sandman sind die großen Hits alle dabei. Klugerweise fand kein einziges Lied von St. Anger seinen Weg zu diesem Spektakel.

Leider kommt nie das Gefühl auf, einem Live-Konzert beizuwohnen. Die teils etwas wahllose Folge von Bildern ist zwar qualitativ auf hohem Niveau, wurde jedoch mit einem Sound unterlegt, der auch genausogut aus dem Studio stammen könnte. Da kann man noch so schön in 3D drehen und eine Mordsshow abziehen - ohne Live-Sound hat der Zuschauer auch keine "Live-Experience".

Die Geschichte um Trip ist letztlich nur eine lose Aneinanderreihung von Gegebenheiten und Symbolen, die irgendwie für irgendjemanden krass und cool erscheinen sollen, jedoch so gut wie immer ins Nichts führen. Da treffen Aufständische aufeinander, da gibt's coole Hinrichtungen, Wolkenkratzer fallen in sich zusammen und Trip zündet sich an. Ganz großes Kino. Die einzigen Elemente, die die Episoden miteinander verbinden, ist Trips Suche nach einer Tasche und sein Antagonist - ein Reiter, der am liebsten mit Stricken arbeitet und generell keine nachvollziehbare Motivation dazu hat. Findige werden sicherlich Interpretationsmöglichkeiten erarbeiten können, allerdings wird das meiste derart plump vorgebracht, dass einem schnell die Lust daran vergeht, sich über eventuelle Inhalte Gedanken zu machen.
Auf Länge eines Musikclips funktioniert solch ein halbgares Allerlei gerne mal. Gerade, wenn die Bilder den Inhalt des Lieds oder die Stimmung der Musik irgendwie einfangen. Bei Through the Never ist leider ersteres nie der Fall und letzteres nur sehr selten.

Neben dem ca. 93 minütigem Film bietet die Blu-ray von Ascot Elite noch jede Menge Bonusmaterial, welches einen umfangreichen Einblick in die Entstehung gibt. Es ist schon interessant zu sehen, welcher Aufwand für diese Produktion betrieben wurde.


Metallica - Through the Never ist kein Spielfilm, keine Dokumentation und kein Live-Mitschnitt. Was ist Through the Never eigentlich? Ein 32 Millionen Dollar teurer, mit 93 Minuten viel zu lang geratener Performance-Videoclip. Irgendwie sowas.

5,1 von 10 ferngesteuerte Schlagzeuger