Karl Marx - verteufelt, respektiert, geliebt. Der 1818 in Trier geborene deutschsprachige Jurist und Philosoph polarisierte bereits in seinen frühen Jahren, durch gesellschafts- und kapitalismuskritische Aufsätze, die damaligen Intellektuellen Kreise. Mit Zunahme der Industrialisierung erkannte Marx die steigende Notwenigkeit einer Revolution, um die Spaltung zwischen Bourgeoisie und Proletariat zu zerschlagen und die Klassengesellschaft abzuschaffen.
Sein von Idealismus und der Vorstellung einer besseren Welt geprägtes Leben brachte ihn nicht selten in eine schwierige Lage. Gemeinsam mit seiner Familie zog Marx von einer europäischen Metropole zur Nächsten. Zunehmend an Geldmangel leidend und unter teils unwürdigen Bedingungen lebend, erlitt er einige schwere Schicksalsschläge. Doch grade sein Leben in der Armut schärften den Blick des Philosophen für die Ungerechtigkeiten in einer Welt aus Adligen und Arbeitern, die durch eine zunehmend kapitalistischere Welt ausgebeutet wurden. Zu seiner Zeit in Paris und später auch in England begegnete Marx einem langjährigen Freund und Gleichgesinnten, dem Sohn eines deutschen Industriellen - Friedrich Engels.
Gemeinsam mit intellektuellen Vertriebenen aus ganz Europa begründen sie die Internationale für den Zusammenschluss des Proletariats und den Fall des Kapitalismus. Doch sehr viele unterschiedliche Meinungen und Strömungen ließen sich nur schwer vereinbaren, es bedurfte einer gemeinsamen Schrift, dass Jahre zuvor entstandene Manifest wurde zur Grundlage ihres Handelns. Immer mehr Länder wurden vom Geiste dieser Revolution ergriffen, doch in gleichem Maße stiegen auch die Repressionen und die Unterdrückung in Europa.
Die Revolution scheint gescheitert, doch Marx gab nicht auf. Weiter kämpfen, immer weiter kämpfen für das große Ziel. In seinen letzten Lebensjahren stellt er den ersten Band des Kapitals fertig. Sein Lebenswerk, dass Wissenschaft und Lösung zu gleich sein sollte. Die beiden ausbleibenden Bände des umfassenden Werkes konnten nur postmortem von seinem guten Freund Friedrich Engels fertig gestellt werden.
Nach dem großartigen Band über das Leben von Sigmund Freud widmen sich die beiden französischen Comicautorinnen Corinne Maier und Anne Simon einem weiteren großen Denker unserer Zeit. "Marx" verpackt auf clevere Weise das umfassende Leben des gleichnamigen Revolutionärs in ein historisch korrektes und dennoch überraschend kurzweiliges Comic-Erlebnis. Alle historischen Fakten sind akkurat recherchiert von seiner Zeit in Trier, über die Pariser Jahre bis zu seinem Tod in England, sind die wichtigsten Eckdaten enthalten. Der Anspruch gehr hier selbstredend nicht von einer umfänglichen Beschreibung aus, viel mehr wird ein guter Gesamtüberblick gegeben der dem Leser den Menschen Karl Marx näher bringt. Zur Leichtgängigkeit der Lektüre tragen einige schöne Ideen bei, beispielsweise werden manche von Marx Thesen über die Ausbeutung und den Kapitalismus in kompakte Schaubilder verpackt, welche die,in Schriftform äußerst komplexen Gedanken, veranschaulichen. Außerdem führt uns der bärtige Revolutionär ganz persönlich durch sein Leben, dabei wendet er sich immer wieder an den Leser um Gedanken oder Sachverhalte, oft auf witzige Weise, zu kommentieren. Der Zeichenstil, eine Anlehnung an französische Zeitungscomics, unterstricht diese mit etwas Selbstironie versehenen inneren Monologe sehr gekonnt. Viele Details weisen die einzelnen Panels nicht auf, aber ihr minimalistischer Gesamteindruck fügt sich gut in das Konzept ein.
Marx gelingt als biografischem Comic das, was vielen Sachbüchern deutlich schwerer fällt. Auf ansprechende Weise und stets mit etwas Augenzwinkern das Wissen über einen großen Denker und seinen bis heute verbreiteten Traum einer freien Gesellschaft zu vermitteln.