MindNapping - 15 - Einsamer Anruf (Audionarchie)
Melanie Solweik (Anja Topf) ist eine Studentin unter vielen. Nicht gerade auffällig und eher etwas schüchtern. Wie viele ihrer Kommilitonen könnte sie dringend eine Nebenbeschäftigung gebrauchen. Um ein dickes Zubrot zu verdienen, heuert sie bei der Telefonsexhotline von Viola (Gabi Libbach) an. Viola ist etwas herrisch und überheblich, ansonsten aber ganz okay und schließlich handelt es sich um leicht verdientes Geld, da will man nicht weiter meckern. Ihre ersten Anrufe meistert sie bravourös, aber dann kommt es zur ersten Irritation. Friedhelm (Michael von Rospatt) ruft an und erzählt der Studentin bald von seinem etwas ungewöhnlichem Fetisch. Er erdrosselt gerne junge Damen, was ihm auch den Spitznamen “schwarze Drossel” eingebracht hat. Scheinbar kein netter Geselle, vor dem Melanie zu Recht angst hat. Aber selbst als der Wahnsinnige heraus findet wo die Telefonagentur zu finden ist und die Damen weiterhin bedroht, hält Viola es nicht für nötig die Polizei zu alarmieren. Wenn das mal nicht nach hinten los geht.
Nach vielen Jahren verlässt André Minninger den sicheren Hafen Europas erstmalig und traut sich mal was neues. Eine schöne Idee, schließlich gehören seine Fälle “Der drei ???” ohne Frage zu den besten der letzten Jahre. Ein Psychothriller der herkömmlichen Sorte gibt es allerdings nicht, sondern eher einen Telefonthriller mit einer leicht humorigen und etwas gemeinen Wendung am Schluss. Von der ersten Szene an, sind die Musiken von Jan-Friedrich Conrad maßgeblich daran beteiligt der Folge ein ganz eigenes Soundgewand zu geben. Dadurch entsteht gleichermaßen der Eindruck ein älteres Hörspiel aus dem Kassettenzeitalter zu hören, wie auch Assoziationen an leicht schmuddelige Thriller aus den Siebzigern kommen beim Hören in den Sinn.
In den ersten Minuten viel es mir zuerst etwas schwer mit Anja Topf und Gabi Libbach warm zu werden. Aber noch im Verlauf des ersten Dialogs wird offensichtlich wie die Figuren angelegt sind und beziehungsweise oder, sie stellen sich nicht so unpassend für ihre Rollen heraus, wie man übereilig annahm. Zum Glück startet diese Episode auch sehr schnell durch und wenn Michael von Rospatt erstmal los legt, bleibt kein Auge trocken. Der Herr ist einfach perfekt für die Rolle und stiehlt den anderen Sprechern diverse male die Show.
Ihr bekommt also eine tolle Besetzung, einen astreinen Soundtrack, durch den das Hörspiel ein klares Alleinstellungsmerkmal bekommt und die Soundkulisse ist mal wieder stark aber nie lärmend aufdringlich wie andere Hörspiele die auf eine gewisse cineastische Wirkung aus sind. Dann fehlt noch die Handlung. Minninger beweist das er es auch etwas schmuddeliger kann. Vor allem die teilweise angenehm eloquenten und lebendige Dialoge wissen zu gefallen. Die Auflösung dieses Falls ist ziemlich überraschend und wird wohl von Niemanden vorhergesehen, da sie doch etwas aus dem Blauen kommt. Hinweise darauf gibt es vorher allerdings schon, nur können sie vom Hörer zum derzeitigen Moment noch nicht als solche entlarvt werden. Beim zweiten Hören fällt aber schon was auf. Bei diesem zweiten Durchlauf wird es zuerst auch bleiben. Denn danach ist der Witz dieser Folge ein wenig verflogen, der vor allem vom ungeahnten Ende ausgeht. Dadurch rutscht diese Folge nicht in meine Topliste der MindNapping Folgen, da ich doch die komplexeren Episoden mehr in mein Herz schließen kann. Bis auf das Finale bekommen Fans mit dieser Veröffentlichung aber alle mal einen gradlinigen und spannenden Thriller serviert, der bis zum letzten Track Anlass zum Mitgrübeln bietet.
7,9 von 10 Gummibären