In Zeiten von Fernsehen und den immer schneller, schriller und bedeutungsloser werden Erscheinungen des World-Wide-Web hat es die vermeidlich wahre und traditionelle Kunst nicht leicht. Zu sperrig, hölzern oder gar monoton erscheint in einer stets am Abgrund zur Langeweile tänzelnden Gesellschaft, die eherne Kunst des Theaters. Bereits viele Traditionshäuser mussten schließen, zu klein die Besucherzahlen, zu gering das Interesse.
So ergeht es auch den Brettern, die für Theo Joachim (Wolfram Berger), die Welt und seinen Lebensunterhalt bedeuten. Doch das Geld ist längst nicht alles, so gebietet es schon die Berufsehre, Schauspiel ist Lebensinhalt oder gar Selbstverwirklichung. Weniger idealistisch sehen das jedoch die Betreiber jener theatralischen Etablissements, so auch die Finanzberaterin Paula Marquardt (Katharina von Bock). Kunst, schön und gut, aber wenn die Erträge nicht stimmen, Zuschauer aus bleiben, dann müsse eben rationalisiert werden, der Markt richte sich nach Angebot und Nachfrage. Besonders gefragt ist das Theater zur Zeit wirklich nicht mehr, aber Theo gibt sich im Diskurs weltmännisch, zieht alle Register seines Könnens von Bestechung bis zu Selbstmord Drohungen, nur um sein Gegenüber von der Wichtigkeit seines Schaffens zu überzeugen. Aber Paula lässt sich nicht so leicht beeindrucken und bringt schlagfertige Argumente, an denen der Mime ordentlich zu knabbern hat. Das Aufeinandertreffen der beiden ungleichen Menschen, dem Idealist auf der Einen und der Rationalistin auf der anderen Seite führt in unterschiedlichste Bereich des gesellschaftlichen Lebens.
Das Literatur-Hörspiel nach einem Text von Charles Lewinsky seines Zeichens renommierter Regisseur und Schriftsteller konfrontiert zwei unterschiedliche Gedankenwelten auf teils forciert skurrile Weise. Theo lässt nichts unversucht das zu bekommen was er will. Eine klassische Tat aus Leidenschaft, jedoch geht es hier nur oberflächlich um das Geld, zwischen den Zeilen und in vielen winzigen Nuancen des Textes verbergen sich Referenzen, Kritik und hintergründige Gedankenkonstrukte. Heiligt der Zweck die Mittel und was sind die wirklich wichtigen Dinge im Leben? Auf intellektuell ansprechende Art gelingt es dem Hörspiel dabei sich unterhaltsam und leichtgängig zu präsentieren und seine Tiefe in den angesprochenen Details zu verbergen. Hieraus ergibt sich ein gesteigerter Mehrwert, dieses Hörspiel nicht nach eine Mal ins Regel zu verfrachten. Viel mehr lädt es wegen seiner Balance aus Unterhaltung, Wortwitz und geistiger Bereicherung zum mehrmaligen Anhören ein.
Die gewählten Sprecher tragen dazu bei, trotz mancher Skurrilität ein authentisches Gefühl zu vermitteln, ein Wort das heute fast übermäßig Verwendung findet, doch grade an dieser Stelle so trefflich beschreibt, wie gut das Schauspiel nur über die Stimmen und eine minimalistische Geräuschkulisse, getragen wird. Stellenweise könnte man den Eindruck haben die beiden Akteure wäre bei ihrem Zwiegespräch wirklich aufgenommen worden.
Der Christoph Merian Verlag ist bekannt dafür Produkte mit dem gewissen Anspruch auch an die geistigen Fähigkeiten ihrer Hörer herauszubringen. "Gestorben wird immer rechts" ist hier keine Ausnahme, gekleidet in eloquente Leichtigkeit verbirgt sich in dem Text von Charles Lewinsky in vielen Winkeln Sozial- und Gesellschaftskritik, die zu mehrmaligem Hören einlädt.