Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung #49 - Civil War (Hachette)
Dieser Sammelband enthält die US-Hefte Civil War #1-#7
Die letzten Wochen waren für die Superhelden der Erde nur schwer zu verdauen. Manhattan wurde Opfer einiger Racheangriffe, die auf Nick Furys geheime Aktionen während des Secret War zurückzuführen sind. An anderer Stelle, nämlich in Las Vegas, starben bei einem erneuten Amoklauf des Hulks über zwanzig Menschen und der Rassenhass auf die Mutanten ist so groß wie schon lange nicht mehr. Dies wiederum hat zur Folge das die letzten, nur knapp 200 überlebenden Mutanten, einen unausgesprochenem Hausarrest unterliegen und pausenlos von Sentinels bewacht werden. Hinzu kommt noch, dass Thor die Erde verlassen hat und noch Niemand kann ahnend, was der Gründ dafür ist. Derartig geschwächt könnte die Superheldengemeinschaft viel Glück und vor allem Zusammenhalt gebrauchen. Doch dann tritt ein unerfahrenes und übermütiges Superheldenteam auf den Plan. Um zu Reality-TV Helden zu werden versuchen sie mit einem Filmteam im Schlepptau ein, für sie viel zu starkes Schurkenteam zu bekämpfen. Dabei kommen durch einen dummen Unfall viele Kinder ums Leben, was die Regierung endgültig dazu bringt sich ernsthaft mit Gesetzen bezüglich Superheldenaktivitäten zu beschäftigen.
Mark Millers (Nemesis) Marvel Megaevent, der mit sieben Essentiellen Heften, sowie über 100 Tie-Ins aller anderen Marvel Reihen, abgesehen von Hulk, da der gerade auf einem weit entfernten Planeten sein Unwesen trieb (siehe: Planet Hulk) wohl einer der größten Comicevents und auch einer der erfolgreichsten war, beginnt genau an dieser Stelle. Die Regierung entwickelt den Plan eines Superheldenregistrierungsprogramms. Jeder maskierte Vigilant soll sich registrieren lassen. Darauf folgt eine staatliche Ausbildung zum Superhelden, ein staatlicher gezahlter Sold und eine alltägliche Arbeit für die Nation. Dazu muss man allerdings auch ganz offiziell seine Geheimidentität offenlegen. Für viele kommt dies keinesfalls in Frage, doch wer trotzdem auf illegale Weise das Böse bekämpfen möchte, wird fortan von Iron Man, den Fantastischen Vier und allen anderen registrierten Helden, sowie speziellen S.H.I.E.L.D. Teams gejagt und in die Negativzone verbannt. Dem entgegen stehen Captain America, die Young Avengers, Daredevil und viele andere Helden die ihre Identität nicht preisgeben möchten. Sie gehen in den Untergrund, wo sie von Nick Fury unterstützt werden und ohne staatliche Erlaubnis Schurken bekämpfen.
Darauf folgt natürlich eine Klopperei nach der nächsten und nur zu schnell wird klar, dass Millar nur einen Vorwand gesucht hat um das beliebte Event Gimmick der kämpfenden Helden ranzuholen. Sieht man darüber allerdings hinweg ist die Prämisse von „Civil War“ schon ziemlich cool. Gerade in anbetracht der paranoiden USA nach dem 11. September und den vielen daraufhin verabschiedeten Gesetzen, die teilweise so manche Grenze überschritten haben, wirkt dieser Event heute als interessante Zeitkapsel.
Leider versäumt Millar die Leser selbst entscheiden zu lassen auf wessen Seite er steht. Einerseits versucht er zuerst so zu tun als hätten beide Lager gute Argumente, aber schon nach wenigen Seiten rutscht die staatliche Partei immer mehr ab und zeigt sehr schnell faschistische und polizeistaatliche Tendenzen. Noch blöder wird diese zu plumpe Darstellung des Problems durch das Ende, dass irgendwie ziemlich gegen die Marschrichtung der Sache geht. Ziemlich inkonsequent und am Ende nur so geschrieben damit die Leser auch ja keine eigene Meinung entwickeln müssen oder sich nach dem Genuss ihrer allwöchentlichen 22 Seiten noch länger Gedanken zu machen haben. Wäre es die Aufgabe des Konsumenten an dieser Stelle selbst zu entscheiden was richtig und was falsch ist, könnte man so manchen zu simpel gestrickten Teil dieses Events so durchgehen lassen. Auf diese Weise bleiben nur sehr viele spannende Ansätze und ein ansonsten zu sehr Testosteron aufgeblasener Event, der uns seichtes als intelligent verkauft. Ein wiederkehrendes Thema bei Millar. Hinzu kommt noch ein meist unpassender und aufgesetzter Humor, ein paar recht bemühte Wendungen und ein zu großer Helden-Roster mit dem der Autor nur selten was anzufangen weiß, was wiederum zu einigen Szenen führt, in denen die Figuren sich wieder ihrer Natur benehmen. Als Event an sich ganz unterhaltsam, aber leider nicht annähernd so gut und vor allem Tiefsinnig und Gedanken anregend wie es sein könnte.
Zeichner Steve McNiven beherrscht den modernen, sehr cineastisch gelagerten Marvel Stil ziemlich perfekt. Trotzdem gelingen ihm dieses mal nicht alle großen Actionsequenzen problemlos. Während der erste Kampf des Captains hier noch richtig gut beweist was er drauf hat, wird es im Verlauf der Reihe ein paar mal schwierig dem Trubel richtig zu folgen. Auch in Punkto Mimik schleichen sich einige unfreiwillig komische Blicke rein und insgesamt versucht er zu sehr alles zu jeder Zeit bombastisch aussehen zu lassen. Gerade wenn ein leise Szene dramaturgisch anstehen sollte steht dies einer dichteren Atmosphäre gerne mal im Wege. Wer aber die Story so wie sie ist mag, wird sich auch an dem Artwork erfreuen können. Letztlich passt beides nämlich gut zusammen.
Die sieben Hefte erschienen in gesammelter Form als Teil der Marvel Collection von Hachette heraus. Wie immer gibt es ein paar Erklärungen, ein Worwort, eine umfangreiche Bildergalerie und weiterführende Informationen zu den Künstlern, sowie dem Event an sich.
6 von 10 zermatschte Asen