Ikigami - Der Todesbote #6 (Carlsen Manga)
Kazuma Yamazakis Eltern verstarben als er noch ein kleiner Junge war. Deshalb wuchs er auch bei seiner Tante und ihrem Mann auf. Da letzterer ihn aber zu jeder Gelegenheit schlug, lief er schon mit 13 Jahren von zu Hause davon und ist nun ganze fünf Jahre lang obdachlos. Wie tausende andere Menschen seines Alters erreicht ihn nun auch sein Ikigami. Die Konsequenzen des GFW werden also sein Leben innerhalb der nächsten 24 Stunden beenden. Zu verlieren hat er jedoch sowieso nichts und so nutzt er seinen Ikigami als Zahlungsmittel um wenigstens noch einen einzigen Tag in Saus und Braus zu leben. Doch dann bekommt er eine SMS von seiner Tante und wird von ihnen eingeladen seine letzte Zeit mit den beiden zu verbringen. Allerdings muss Kazuma schon nach ein paar Minuten einsehen, dass die beiden ihn nur aufnehmen, um Fehlverhalten seinerseits zu verhindern. Schließlich würden sie in diesem Fall keine Hinterbliebenenrente bekommen. Deshalb entschließt er sich erneut wegzulaufen und zum Systemfeind zu werden. So kann er sich für alles in seinem Leben rächen. Vielleicht kann er den Ikigami und seine letzten Stunden aber auch anders nutzen und das Leben einer anderen Person retten.
Soweit der eine, der beiden Fälle die Fujimoto, ein junger Ikigami Bote zu erledigen hat. Wie immer ist auch ein zweiter Fall in diesem Band zu lesen. Darin bekommt ein Systemfeind einen Ikigami, der alles daran setzt seinen Tod so medial auszuschlachten das andere Bürger verstehen, dass das GFW eine faschistische Methode ist um die Bürger Japans als Geisel zu halten. Der erste Fall zeigt die Sinnlosigkeit von Rache auf und macht gleichzeitig deutlich, dass immer die Möglichkeit besteht etwas in der Welt zu bewegen. Wenn auch meist nur etwas kleines. Um die Welt ein wenig zu verbessern muss man oftmals aber nur wenig tun, aber eben das richtige.
Durch den zweiten Fall wird der verzweifelte Kampf gegen das totalitäre Regime einmal mehr deutlich und wie aussichtslos es scheint irgendwann dieses System besiegen zu können. In der untergeordneten Rahmenhandlung, die erneut nur wenige Seiten einnimmt, geht es darum wie Fujimotos Einstellung zu seinem Job wieder konformistischer wird. Eine seiner Kolleginnen erzählt ihm nämlich wie sehr sie das System in Wahrheit hasst. Was ihn dazu bringt aus Furcht und wohl auch gespielter Hörigkeit dem paranoiden System des Staats in die Hände zu spielen. Erstmal entfernt der einzige konstante Charakter also wieder vom Leser, letztlich scheint sich dadurch nur aufzubauen warum er irgendwann gegen den Staat kämpfen wird. So richtig sicher kann man sich zum derzeitigen Punkt allerdings nicht sein.
Die beiden Einzelfälle sind erneut spannend und vor allem bewegend. Es ist jedes mal auf ein Neues interessant den kleinen Charakterstudien der Figuren zu folgen. Zwar sehen wir nur wenig mehr als den letzten Tag aus den Leben der Charaktere, dabei erkennen wir aber auch jedes mal die Essenz dieser Personen. Gesellschaftskritische Science-Fiction trifft auf eine sehr große Portion Drama. Motoro Mase erschafft immer wieder eine moderne Variante von Orwells “1984”. Durch das Mangatypische und hochqualitative Artwork schleicht sich noch eine gehörige Portion japanischer Popkultur mit ein, gerade bei der Verdeutlichung von Emotionen ist man daher oftmals ein Level drüber, aber genau das macht Ikigami letztlich so einzigartig. Wenn ihr also einen Sci-Fi Manga ohne Weltraumopern braucht und stattdessen gerne mal zum Denken angestoßen werdet, dann führt an Ikigami nichts vorbei.
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