Der unglaubliche Hulk (1977) [Koch Media]
Seit geraumer Zeit untersucht Dr. David Bruce Banner (Bill Bixby) ein biologisches Phänomen zu erklären. Oftmals hört man ja, dass Menschen in Notsituationen über sich hinaus wachsen und Dinge vollbringen, die physisch eigentlich nicht möglich wären. Dr. Banners Interesse daran ist allerdings nicht ganz uneigennützig. Es ist nämlich noch nicht zu lange her, als er seine geliebte Frau Laura in den Flammen eines Autounfalls verlor. Im Gegensatz zu vielen anderen in dieser Situation war gerade er nicht in der Lage diese übermenschlichen Kräfte aufzubringen. Daher will er jetzt lernen was bei ihm anders war. Die Antwort darauf entdeckt er durch einen Zufall: Gammastrahlung! Ohne vorher mit seiner Kollegin Elena (Susan Sullivan) darüber zu sprechen, setzt er sich sogleich einer gefährlich hohen Gammastrahlung aus. Zuerst passiert danach nicht wirklich etwas, doch dann platzen seine Klamotten plötzlich unter dem Druck seiner neu ergatterten Muskeln, seine Haut wird grün und sein Intellekt nimmt rapide ab. Schon bald verliert er die Kontrolle über sich und somit die schreckliche Bestie, die bald auf den Namen „Hulk“ getauft wird.
Kenneth Johnson war ein wichtiger Autor und Regisseur der Fernsehlandschaft in den Siebzigern und Achtzigern. Von ihm stammen Kultserien wie „V“, „Der sechs Millionen Dollar Mann“, „Die bionische Frau“ und eben auch „Der unglaubliche Hulk“. Aber auch Filme wie „Steel“ und „Nummer 5 gibt nicht auf“ gehen auf sein Konto. Mit der ersten Fernsehadaption des grünen Klotzes lies er sich einige Freiheiten, die er sich bei seinem alten Kumpel Stan Lee erkämpft hatte. Der Anfang dieser Freiheiten ist der Name des Helden. Aus Bruce Banner wird hier David Banner und nur ganz am Ende auf Banners Grabstein ist „Bruce“ als sein zweiter Vorname zu lesen. Diese Änderung ist recht wegweisend für die Serie, denn schon die Alliteration im Namen war für ihn zu cartoony und er wollte inhaltlich so weit von der Comicvorlage weg wie man es ihm nur erlaubte. Er wollte sogar die Farbe des Hulks in rot ändern, etwas das Marvel ja erst vor ein paar Jahren umgesetzt hat. Anstatt eine bunte Popcorncomicverfilmung daraus zu machen, ist seine Art des Hulks sehr viel mehr Charakterorientiert und lebt von seinen Emotionen und dem Drama. Jedenfalls im Pilotfilm funktioniert das auch wirklich sehr gut und ist weitaus weniger trashig als man meinen möchte.
Einzig Lou Ferrigno (Hercules) als Hulk ist auf den ersten Blick natürlich ziemlich lustig. Einerseits ist Ferrigno wohl der perfekteste Hulk Darsteller den man sich vorstellen kann. Das Make-Up ist für damals zwar recht gut, wirkt aber oftmals sehr viel billiger als es eigentlich ist. Hat man sich an diesen Anblick erstmal gewöhnt, dann gibt Ferrigno einen sehr glaubwürden Hulk ab. Sehr gefallen hat mir dabei neben dem emotionalen Höhepunkt, die Ehrerbietung an Frankenstein gefallen. Johnson reproduziert nämlich die Szene in der Frankensteins Monster auf das kleine Mädchen am See trifft. Allerdings ohne ganz so düster zu werden. Wichtiger als das Monster ist aber Bill Bixby (Die Semmelknödelbande) als Dr. Banner. Ein Mann dessen Motivation wohl stärker und komplexer als die seiner Comicvorlage ist. Der ganze wissenschaftliche Scmonsens den er von sich gibt ist letztlich zwar totaler Blödsinn, allerdings steckt ein wenig Wahrheit darin und Bixby und Susan Sullivan (Dark Shadows) schaffen es diese Dialoge jedes mal mit genug Inbrunst rüberzubringen, so dass man ihnen all das auch abnehmen kann. Die zarte Beziehung zwischen den beiden wird subtil und gefühlvoll aufgebaut. Emotionen kommen hier eh recht selten mit dem Holzhammer, sondern werden eher angedeutet. Als Zuschauer muss man jedenfalls ein wenig mitmachen um den vollen Effekt zu bekommen. Gemeinsam mit der berühmten, sehr melancholischen Klaviermelodie der Serie wird es schon manchmal recht traurig. Schließlich ist Banner eine mehr als tragische Figur und auch der Hulk will ja eigentlich nur seine Ruhe und niemandem etwas böses.
Die meisten Effekten sehen für ihr Alter und das beschränkte Budget echt gut aus, nur eben der Hulk selbst ist nicht so gut gealtert. Handwerklich und Darstellerisch gibt es auch nichts auszusetzen, jedenfalls nicht wenn man im Hinterkopf behält, dass es sich um eine Fernsehproduktion handelt. Eine authentische Adaption ist es natürlich absolut nicht, dafür macht man aber was vernünftiges, eigenständiges daraus und mich konnte es unterhalten.
Der unglaubliche Hulk ist nun auch Teil der Marvel Classics. Darin sind auch „Howard the Duck“ und „Captain America“ enthalten. Die DVD selbst überzeugt mit guter Bild und Ton Qualität und die Synchro ist auch gut. Auch Bonusmaterial ist vielseitig vorhanden. Da wäre ein Audiokommentar des Regisseurs, ein kurzes Interview mit Lou Ferrigno, die Super8 Fassung der Pilotfolge, der Trailer dazu und dann noch eine sehr umfangreiche Bildergalerie.
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