Damit der Titel nicht so nackt allein dastehen braucht, haut man noch „im Original erzählt von Christopher Lee“ drunter. Fertig ist ein Dokumentationstitel, der mehr Fragen als Antworten gibt. Zwar wirkt diese Melange auf eigentümliche Art und Weise interessant, aber man fragt sich schon, wie zum Geier man das alles innerhalb von 52 Minuten unter einen Hut bringen will. Und worum geht es hier überhaupt?
Der Bezug zu Jules Verne ist nur sehr diffus vorhanden. Jules Verne Adventures ist eine gemeinnützige Organisation, die 1992 vom Regisseur der Dokumentation, Jean-Christophe Jeauffre, und Frédéric Dieudonné mit Unterstützung von
Unter der Annahme, dass die Azoren die Bergspitzen des versunkenen Atlantis sind, brach Jeauffre mit seinem Team auf der Belem, einem 1896 gebauten Dreimaster unter französischer Flagge, auf eine fünfmonatige Expedition auf, um die dortigen Wale zu filmen. Somit erschließt sich langsam, aber sicher der etwas wirre Titel. Leider wird sehr viel Raum dafür verwendet, die bis 1986 ausgeführten Tätigkeiten der ansässigen ehemaligen Walfänger zu romantisieren. Das Ganze wird gelegentlich mit Melville-Zitaten, gesprochen von Christopher Lee, unterlegt, was nicht allzu gut funktioniert.
Es wäre durchaus interessant gewesen, inwieweit sich die stark auf den Walfang ausgerichtete Kultur und die Wirtschaft auf den Azoren durch das weltweite Moratorium verändert haben. Stattdessen wird gezeigt, wie die Menschen immer noch an einem Feiertag symbolisch auf Walfang gehen und auch vor einem alten Mann, der beim Anblick einer zerfallenen Schiffshalle kurz vor den Tränen steht, wird nicht zurückgeschreckt. Irgendwie grenzwertig.
Außer den Melville-Zitaten wird im weiteren Verlauf der Dokumentation noch ein weißer Pottwal gezeigt. Die Suche nach Moby Dick war also erfolgreich – schön. Leider werden bis dahin spärlich Informationen geboten. Es wird sich eher darauf konzentriert, ein Gefühl zu vermitteln. Die „realistische“ maritime Atmosphäre und das Gefühl von Abenteuer wird auch recht ordentlich transportiert. Allerdings wird sich allzu oft darin verloren, die Belem aus allen Winkeln zu zeigen, so dass Segelschiff-Enthusiasten sicherlich auf ihre Kosten kommen, aber alle anderen eher gelangweilt werden.
Umso ärgerlicher ist, dass viele der Aufnahmen – egal ob an Land oder unter Wasser – von unterirdischer Qualität sind. Ein paar der Motive sind wirklich imposant, aber so verwaschen und teilweise sogar verpixelt, dass es einfach keine Spaß bringt.
Die Dokumentation erreicht in der vorliegenden Veröffentlichung nie ansatzweise Blu-ray-Qualität. In manchen Fällen kann man noch nicht mal von DVD-Qualität sprechen. Da kann weder das umfangreiche Bonusmaterial (u.a. Audiokommentar, Behind the Scenes, Featurette mit Christopher Lee) noch eben Christopher Lee irgendetwas retten.
Jules Verne Adventures: Die Wale von Atlantis - Auf der Suche nach Moby Dick im Original erzählt von Christopher Lee ist weder sonderlich lehrreich noch unterhaltsam.
4,2 von 10 CAP'S LOGS