DC Premium 81: Batman - Noel (Panini)
Weihnachten in Gotham City. Der Joker ist (mal wieder) ausgebrochen und untergetaucht. Batman ist ihm auf den Fersen und hofft durch die Beschattung des Handlangers Bob, der aus der Not seinen Sohn versorgen zu müssen die Arbeit angenommen hatte, an ihn heranzukommen. Dass er dabei sehr rücksichtslos vorgeht merkt er nicht. Doch durch die Begegnung mit drei bekannten Gesichtern erkennt Bruce, was er für Fehler begangen hat.
Anhand der Inhaltsangabe lässt sich natürlich schon erahnen, dass für diese Batman Weihnachtsstory, mit Charles Dickens „A Christmas Carol“ die wohl bekannteste Weihnachtsgeschichte der Weltliteratur als Vorlage herhalten musste (Also abgesehen von dieser einen anderen, komischen mit dem jungen Pärchen, die ihr Kind in nem Stall bekommen. Aber die ist halt total schlecht geschrieben und erhebt den Anspruch der Wahrheit zu entsprechen, obwohl alles offensichtlich erstunken und erlogen ist.). Da stellt sich auch gleich die Frage, ob man denn noch eine Umsetzung des Stoffes braucht. Eigentlich nicht. Wenn sie aber so gut umgesetzt ist, kann man aber gerne darüber hinwegsehen, dass es gefühlte 1000 Versionen der Geschichte gibt.
Lee Bermejo geht die Sache nämlich auf zwei Ebenen an. Auf der einen wird die Geschichte vom Narrator so nacherzählt, wie sie von seinem Vater an ihn herangetragen wurde. Auf der anderen Ebene sehen wir die Ereignisse um Batman, die eine Spiegelung der erzählten Geschichte darstellen. Das alles passiert sehr natürlich und würde man die Nacherzählung weglassen, bliebe halt ein sehr typischer Batman Comic übrig. Den Leser erwarten also keine übersinnlichen Besucher ( Es sei denn man zählt Superman dazu) und lustige Geister. Alle werden von Charakteren aus dem Batman/ DC Universum dargestellt, die verschiedene Dinge Bruce betreffend ansprechen. Catwoman, die sich darüber beklagt, dass es früher viel mehr Spaß gemacht hat mit bruce ihre kleinen Spielchen zu spielen, Superman, der ihm zeigt, wie sehr Batman sich von der Stadt und den Leuten in seinem Feldzug entfernt hat und der Joker, durch den Bruce eine Vision, eine Vorstellung bekommt, wie es aussehen könnte, wenn er seinen rücksichtslosen Kampf gegen das Verbrechen so weiterführt.
Neben all dem Lob gibt es aber auch ein paar Punkte, die mich ein wenig stören. Zum einen wirken diese Begegnungen manchmal ein wenig merkwürdig. Dass Superman einfach so auftaucht müssen wir als Leser mal so akzeptieren, ohne dass es einen trifftigen Grund gibt. Und auch, wenn klar wird, was er Bruce sagen will, hätte die Szene ein wenig Effektiver sein können.
Zum anderen wäre da die Darstellung Batmans. Da er in der Geschichte den Scrooge geben soll, wird er auch rücksichtsloser und regelrecht hartherzig portraitiert.
Das wirkt zuweilen auch schonmal recht lächerlich, wenn er nämlich gefragt wird, was er denn dem Sohn von Bob sagen würde, wenn dieser Aufgrund von Batmans Vorgehen in den Knast wandert und Bruce darauf recht schroff, beihnahe besessen, antwortet, dass er ihm Angst einjagen würde, damit er nicht so wird wie sein Vater und sowieso nur Abschaum werden würde, bei so einem Vater.
Wenn man den Kontext der Geschichte betrachtet und Batmans Rolle darin macht diese Darstellung zwar durchaus Sinn, erinnert mich in ihrer extremen Art manchmal eher an den obdachlosen Alkoholiker Steve, den Frank Miller in „All Star Batman and Robin“ ins Fledermauskostüm gesteckt hat (Für Leute die diesem wirren Vergleich nicht Folgen können → Hier der Link zu Linkaras Review zu „All Star Batman and Robin“)
Bobs Sohn wird auch manchmal so liebenswürdig dargestellt, dass es zuviel ist, das stört aber nicht so sehr, so dass man da auch drüber hinwegsehen kann.
Woran ich allerdings nichts zu meckern habe ist das Artwork. Das ist einfach Atemberaubend schön und ich spare mir hier einfach die Worte und rate euch doch einfach mal die previews dazu anzuschauen.
„Batman Noel“ ist an sich ne ziemlich gute Sache, wenn man über die kleineren Fehler hinwegsehen kann. Mich jedenfalls hat der Band gut unterhalten. Die negativen Aspekte haben mich dann doch aber ein wenig gestört, so dass es etwas Punktabzug gibt. Ansonsten ist der Band aber ne absolute Empfehlung
Die deutsche Ausgabe hat eine gelungene Übersetzung spendiert bekommen und hat neben einem Vorwort von Jim Lee noch einige Sketches samt Liner Notes von Lee Bermejo zu bieten. Eine runde Veröffentlichung also.
8,5 von 10 Plastiksoldaten