Die Liste der Downloadtitel soll gefüllt werden. Die Downloadplattformen gefüttert. Was liegt also näher, als alten bekannten ein bisschen Botox zu spritzen und sie feilzubieten. So geschehen mit Sonic Adventure 2, dem zweiten Sonic-Titel auf der viel zu früh von uns gegangenen Dreamcast. Damals von vielen trotz einiger Probleme positiv aufgenommen, wurde das Spiel nun in feinem HD erneut veröffentlicht. Kann das Spiel auch heute noch überzeugen oder hat die Zeit doch zu sehr an dem Titel genagt?
Erster Eindruck: wä?
Kaum im Spiel, schon an einem Auto festgehakt. Die Kombination aus unfähigem Spieler, DualShock 3-Controller und die nicht konfigurierbare Sensibilität der Steuerung führt schon sehr früh zu Frust und Ratlosigkeit. Die Kamerasteuerung ist nur in sehr seltenen Fällen wirklich nutzbar. Da kann man gerade in engen Räumen rumpfriemeln wie man möchte, eine Kameradrehung kommt meist erst zustande, wenn man sie so gar nicht gebrauchen kann. Das dadurch das eine oder andere Leben verloren geht, steigert die Begeisterung nur sehr geringfügig. Ärgerlich.
Nicht meckern, rennen!
Rennen und Geschwindigkeit sind zumeist die ersten Dinge, an die man denkt, wenn der Name „Sonic“ fällt. In der zweigeteilten Geschichte des Spiels bilden diese Passagen allerdings nur ein Drittel. Sonic und Shadow rasen in teilweise unfassbarer Geschwindigkeit durch die großen Level – zumindest solange, bis die Kamera wieder freidreht oder die Spielfigur an einer Wand abrupt zum Stopp kommt. Leider sind zudem einige Levels weitaus weniger temporeich gestaltet, als man es sich bei Sonic wünschen würde, sondern wollen eher durch die Größe und reichlich Hüpfpassagen punkten.
Nicht rennen, ballern!
Teil der Story sind zudem Parts, in denen man Tails und Dr. Eggman in ihren jeweiligen Mechs spielt. Diese Shootereinlagen sind nett und durch die Zielerfassung auch reichlich einfach.
Nicht ballern, graben!
Den dritten Teil bilden die Schatzsucher Knuckles und Rouge, die riesige Areale nach Schlüsseln bzw. Bruchstücke des Master Emeralds absuchen müssen, und damit auch den langweiligsten und nervigsten Beitrag zum Spiel. Die Spielfiguren lassen sich durch ihre Flug- und Kletterfähigkeiten recht fix durch die Areale führen, aber als das bringt einem nichts, wenn das „Echolot“, das in der Nähe des gesuchten Gegenstands ausschlagen sollte, wirre Informationen weitergibt. Die genaue Stelle zum Graben zu finden, bedarf dann schon mal starke Nerven.
Richtig gruselig wird hier die Steuerung, sobald Knuckles im „Last“-Kapitel schwimmen soll. Irgendwie war man früher leidensfähiger als heute.
Das Ende ist nur der Anfang
Nach und während der Story gibt es im Spiel noch allerhand andere Beschäftigungsmöglichkeiten. So z.B. der aus dem ersten Sonic Adventure bekannte Chao Garden, in dem man Tamagotchi-ähnliche Tierchen aufziehen, leveln und gegeneinander antreten lassen kann. Das besondere damals war die Tatsache, dass man sein Chao auf die VMU laden konnte, unterwegs mit ihm spielen und damit an eine andere Konsole gehen konnte. Dies fällt nun mehr oder weniger flach. Die Mini-Spiele sind zwar immer noch erhalten, aber irgendwie hat der Chao Garden nur noch sehr wenig Reiz, außer man möchte alle Trophäen freischalten.
Desweiteren spielt man im Laufe des Spiels Kartrennen und Bosskämpfe frei. Nach dem Beenden der Story kann man zudem in jedem Level noch vier weitere Missionen erfüllen. Diese reichen von Rennen auf Zeit, Ringe sammeln bis zum Finden eines verloren gegangenen Chaos. Das ist alles durchaus nett und reicht für gelegentliches Zocken allemal.
DC HD
Die Frischzellenkur ist optisch auf jeden Fall gelungen. Das Ausgangsmaterial war ja schon schön anzusehen, aber in-game ist die HD-Variante über jeden Zweifel erhaben. Die Videosequenzen wirken hingegen teils etwas verwaschen, da diese nur hochskaliert wurden.
Nett ist, dass bei dieser Version ein Interview mit den Machern im Zuge der „Sega Heritage“-Serie enthalten ist.
Sonic Adventure 2 ist sicherlich eine Empfehlung für diejenigen, die das Spiel damals spielten und nun keine andere Möglichkeit mehr haben, das Spiel zu spielen. Leider hat Sonic in diesem Abenteuer immense Probleme mit der Kamera und konkret auf der PS3 mit der Steuerung, was die Freude über die zahlreichen guten Ideen innerhalb des Spiels zunichte macht.
Die Zeit war dann doch nicht allzu gnädig.
5,9 von 10 fliegende Ameisenigel