Das Mädchen von Triest (1982) [Ascot Elite]
Dino Romani (Ben Gazzara) ist ein, in die Jahre gekommener, Comiczeichner mit einer großen Vorliebe für junge Dinger. Wie so oft zeichnet er seine schlüpfrige Kunst am italienischen Strand. Dabei bemerkt er wie die Junge und natürlich bildhübsche Nicole (Ornella Muti) ins Wasser steigt und beinahe ertrinkt. In letzter Sekunde wird sie aus den Fluten gerettet, kommt mit Dino ins Gespräch und wird erst zu seiner neuesten Muse, dann zu seiner Bettgespielin und schließlich zu seiner Freundin. Doch immer wenn sie sich näher kommen verschwindet sie, erzählt ihm unwahrscheinliche Geschichten und glatte Lügen über andere Männer, Arbeit, Reisen und ihr Leben. Dann reicht es dem alternden Comickünstler und er geht zurück in die Arme seiner Ex-Geliebten Valeria (Mimsy Farmer). Noch weiß er aber auch nicht, dass Nicole klinisch Deprresiv ist und unter anderem auch unter Angststörungen leidet. Auch täuscht sie ihre Suizidversuche jedes mal nur vor um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Als die beiden wieder zusammenkommen, erfährt Dino von ihren Erkrankungen, was ihre Beziehung allerdings nicht einfacher macht.
Denke ich an den italienischen Regisseur Pasquale Festa Campanile, kommt mir zuerst der Celentano Streifen “Ein total versautes Wochenende” in den Sinn. Ziemlicher Schund. Sieht man dann auch noch, dass hier nicht nur Campanile Regie geführt hat, sondern auch, dass Erwin C. Dietrich (Ich - Ein Groupie) produzierte denkt man beim Genre Erotik sofort an Trash und Klamauk. In Wirklichkeit geht “Das Mädchen von Triest” aber in eine ganz andere Richtung.
Campanile hat ein recht trockenes und humorloses Erotikdrama geschaffen, dessen Erotik meist vom lächerlichen Melodrama erstickt wird. Wäre dieser Versuch von Dramatik nicht so unfreiwillig lächerlich, könnte Triest ein sehr solider Genrevertreter sein. Denn abgesehen vom Holzhammerdrama, handelt es sich um einen recht launischen Film, der durchaus an so mancher Stelle Mut beweist und an anderen kommt das gute Händchen des Regisseurs durch, dass er für schön komponierte Bilder besitzt.
So kommt es aber, dass die Figuren teilweise schrecklich stumpfe Dinge sagen müssen. Am schlimmsten hat es wohl den Psychologen getroffen, der von Jean-Claude Brialy (Wer hat dem Rabbi den Koks geklaut?) gespielt wird. Genauso schwierig ist es, auch nur den geringsten Teil der Liebesgeschichte zu glauben und das obwohl Ben Gazzara (The Big Lebowski) und Ornella Muti (Flash Gordon) wirklich ihr bestes geben. Wenn das Drehbuch es zulässt, dann sind die beiden allerdings auch wahnsinnig gut. Vor allem kurz vor Schluss, wenn Nicole ihre heftigsten Zusammenbrüche durchmacht, kommt der Film drastisch und real rüber. Gerade in diesen Momenten wird klar, wie viel mehr Potential der gute Cast und der handwerklich sehr gute Regisseur eigentlich gehabt hätten. Zudem muss man noch Respekt vor Frau Muti haben, allein schon dafür, dass sie ihre langen Haare extra für diese Rolle zu einer Glatze schoren lies. In einer der weiteren Rollen ist noch Mimsy Farmer (Vier Fliegen auf grauem Samt) zu finden. Auch sie gibt eine super Show ab. Genauso wie alle anderen Nebendarsteller. Nur in den kleinsten Nebenrollen sind unglaubwürdigere Darsteller zu entdecken. Schade um alles, was hätte sein können.
Ein im Grunde gutes Drama und ein harmloser Erotikfilm. Leider gibt das Drehbuch wenig her und unterfordert so gut wie alle Beteiligten maßlos. Nur im finalen Akt wird eine Zeit lang klar, wie gut der Film wäre, wenn er doch nur glaubhafter und weniger kitschig geschrieben worden wäre.
Die DVD von Ascot hat ein ganz gutes Bild. Der Film ist nun endlich ungeschnitten zu bekommen und als Bonus ist noch eine Bildergalerie, sowie ein paar Trailer zu Franco Filmen mit auf der Disc.
4 von 10 imaginäre Käferchen