Montag, 29. September 2014

Die Nichten der Frau Oberst (1980) [Ascot Elite]

Die Nichten der Frau Oberst (1980) [Ascot Elite]

Schon in ihrer Hochzeitsnacht wurde die, noch blutjunge Frau Oberst (Karine Gambier) zur Witwe. Nach kurzer Trauer lies sie sich davon allerdings nicht lange die Lust vermiesen und fällt gerne mal über unschuldige Maiskolben und weniger unschuldige Landschaftsmaler her. Gemeinsam mit ihren beiden noch jüngeren Nichten Julia (Brigitte Lahaie) und Florentine (Pascale Vital) lebt sie auf einem malerisch gelegnen Adelshof, der wegen der drei aufreizenden und sexuell freigiebigen Damen von angegeielten Männern stark frequentiert wird. Da es der Frau Oberst ein wenig stinkt, dass ihre beiden Mädchen lieber miteinander rummachen anstatt sich einen schmucken Herren zu angeln sucht sie Traumprinzen für ihre Nichten. Niemand sollte einen Kater im Sack kaufen, daher testet sie die Männer lieber mal selbst vorher. Können die drei quirligen Dirnen bald potentielle Ehegatten aufgabeln?

Dieses Werk von Erwin C. Dietrich (Die Stewardessen) basiert wohl irgendwie auf einem von Guy de Maupassants Skandalromanen. Gleichzeitig ist diese Version auch ein Remake des gleichnamigen Dietrich Films aus dem Jahre 1968. Dietrich war hier als Regisseur, unter seinem Synonym Michael Thomas und als Autor unter dem Namen Manfred Gregor tätig. Für Musik & Kamera waren mal wieder die Brüder Walter Baumgartner (Greta - Haus ohne Männer) & Peter Baumgartner (She-Devils of the S.S.). Bei einer Zusammenarbeit von Dietrich und Baumgartner an der Kamera kann einen fundiert gemachten Film erwarten. So ist das Remake der Frau Oberst und ihrer beiden Nichten auch ein handwerklich ordentlicher, wenn auch unspektakuläres Teil geworden. Peter hat bei der Musik mal was verrücktes probiert und so unterlegt er einige der Sexszenen ganz unverkrampft mit Trauermärschen. Wäre nicht meine erste Wahl gewesen, aber was weiß ich denn schon.

Was dem Film am meisten schadet oder auch am wenigsten, kommt ja ganz drauf an was man erwartet, ist der sehr hohle Plot. Bis 10 Minuten vor Ende wird wild kreuz und quer gevögelt und erst dann gibt es einen kleinen Dialog, der etwas Handlung vermittelt. Dann darf erneut jeder ran. Ende. Nicht viel besser sind die darstellerischen Leistungen. Zu viel darf man von den französischen Pornodarstellerinnen wie Karine Gambier (Der Ruf der blonden Göttin), Brigitte Lahaie (Scharfe Katzen der Lust), Nadine Pascal (Gefangene Frauen), Pascale Vital (Wenn sie ja sagt, sag ich nicht nein) wohl auch nicht erwarten. Dennoch wäre es vermutlich nicht schlimm gewesen, die Damen, die auch oftmals mit Jess Franco (Oasis of the Zombies) arbeiteten wenigstens ein wenig zum acten zu animieren. Vermutlich wurde der Film aber eh ohne Ton gedreht, denn so wie es aussieht gibt in jeder Sprache nur nachsynchronisierte Versionen. Muskelmann Mike Montana, sowie Meisterficker Eric Falk (Blue Rita), hier als Stalljunge Erik, haben sich zudem nicht mal die Mühe gemacht sich selbst zu sprechen.

Lustig war noch, die vielen Sets wiederzuerkennen, die ich erst gerade bei “Julchen und Jettchen” gesehen habe. Vor allem das prunkvolle Wohnzimmer mit dem Spannerloch wird noch mal ordentlich zur Spielwiese gemacht. Vielmehr gibt es eigentlich auch gar nicht zu sagen. Irgendwie doch einer der ganz unspektakulären Filme dieser Art. Vielleicht noch was zu den Sexszenen. Ein paar halb erigierte Pimmelchen, sowie vorsichtig geriebene und etwas gespreizte Schamlippen sind zu erblicken. Oftmals an der Grenze des Zeigbaren für Softcore, aber eben auch nichts weltbewegendes. Wie bei vielen anderen Filmen Dietrichs halten sich auch hier Gerüchte über eine Hardcore Version, die aber bis heute nicht aufzutreiben ist. Vermutlicht da es so etwas gar nicht gibt und man diese hier besprochene Variante teilweise als Hardcore ansieht, da zum Beispiel in den UK alle Schamlippen Szenen entfernt werden mussten.

Einer von vielen Filmen seiner Art, bekommt durch den versnobten Erzähler noch etwas prätentiöses, ansonsten aber der selbe Kram wie sonst auch. Ein paar scharfe Szenen sind schon enthalten, nur die weiblichen Zuschauer tun mir sehr leid, da die Herren Falk und Montana wirklich nicht unbedingt die erotischsten Typen dieses Universums sind. Mir fällt noch ein, es solle sich ja hierbei wohl um eine Komödie handeln. Wenn dem so wäre, hätte man dabei nur wenig Erfolg gehabt. Lustig ist hier nämlich nichts, jedenfalls nicht absichtig.

Wie alle Filme der aktuellen Ascot Wiederveröffentlichungen glänzt auch diese Blu-ray mit einem guten Bild, einem guten ton und vielen Extras. Es gibt einen Audiokommentar, das Featurette “Die Nichten des Herrn Dietrich”, ein weiteres Featurette über Baumgartners Kameraarbeit und den Originaltrailer. Hinzu kommt noch das Original von 1968 (der gesamte Film) dazu noch der Trailer, ein Vorwort von Claus Tinney und ein Interview mit eben diesem.

5 von 10 Spiegelwichserinnen