Porterville - Staffel 3 (Folgenreich)
Ein Liebespärchen, Emily und Jonathan, hetzt verloren durch die Kanalisation von Porterville. In der Hoffnung endlich einen Ausweg zu finden, der sie ins “Draußen” bringt. Sie wollen frei sein und leidenschaftlich wann und wie es ihnen gefällt. Doch endlich in ihrer Freiheit angekommen entdecken sie eine Gruppe Ausgestoßener, der sich betörenden Beeren und freier Liebe hingeben. Bis es zum Ritual geht. Ein Mann durchsucht alte Akten. Es geht um den besten deutschen Flieger und wie er während des ersten Weltkriegs verschwand. Ein junger Mann taumelt in zerfetzten Lumpen bekleidet durch die Straßen. Ein anderer erkennt den verletzten Jüngling wieder. Es ist Joanathan, auf die Frage wo Emily sei, entgegnet er nur ein leises Wimmern. Ein Mann nimmt eine Audiobotschaft auf, nichts von dem was er sagt ist wahr, nichts von dem was er sagt, spricht er freiwillig aus. Nichts außer “Ich liebe dich sehr.” Ein Mann sitzt am Schreibtisch. Er schaut sich sein Porterville an, er sieht wie es in Flammen auf und in Anarchie untergeht. Nichts scheint sein Lebenswerk retten zu können. Selbst ein Ort wie Porterville kann nicht ewig halten. Ein Gedanke lässt Jorid nicht los. Sie ist eifersüchtig auf Emilys Glück. Sie zwingt sich an etwas anderes zu denken. Schließlich hat auch sie eine besondere Bestimmung und in diesem Sinne eine Auserwählte.
Ivan Leon Mengers Mystery Serie Porterville geht in die dritte und zugleich letzte Staffel. Traurig, aber zum Abschluss bekommen wir einmal mehr sechs Folgen mit einer Gesamtspielzeit von über acht Stunden. Genug Stoff also, aber reicht das auch um die letzten Rätsel Portervilles zu lösen? Die großen ja und als letzte Staffel machen diese Folgen einen sehr viel schlüssigeren Eindruck als die vorherigen. Vor allem ist es sehr viel einfacher der Handlung zu folgen, da diesmal auch wirklich so etwas wie ein roter Faden vorhanden ist. Viele letzte Wissenslücken können mit diesen Episoden geschlossen werden, viele Details bleiben aber dennoch unklar. So schreit hier zwar nichts mehr danach aufgelöst zu werden, ein paar Mysterien schaden ja nie, aber völlig abgeschlossen ist das Thema Porterville für mich damit noch nicht.
Man kann also insgesamt sehr zufrieden sein mit dem Finale, dass aber vielleicht noch ein wenig temporeicher und weniger gemächlich hätte sein dürfen. An der Schreibe an sich ist aber nichts zu meckern. Schließlich sind mit Simon X. Rost, Hendrik Buchna, Raimon Weber und anderen wieder einige der besten aktuellen Autoren des Mediums vertreten. Ebenso verhält es sich mit den Vorlesern. Vor allem Oliver Rohrbeck hat mal wieder richtig bock und rasselt seinen Text nicht so routiniert wie in vielen seiner letzten Hörspielauftritte runter. Auch Manja Doering, als einzige weibliche Sprecherin macht einen sehr guten Job. Auch an Tobias Kluckert, Gerrit Schmidt-Foß gibt es nichts auszusetzen.
Die Texte wurden atmosphärisch dicht umgesetzt, meist ist die Stimmung ziemlich drückend, der Schrecken der Ereignisse beinahe greifbar. Für eine inszenierte Lesung wirkt das ganze jedenfalls ziemlich lebendig, auch wenn der fromme Wunsch nach einer Hörspieladaption zumindest bei mir riesig ist. Für Genrefans gibt es auf keinen Fall einen Weg um Porterville (und Dark-Side Park) herum. Inhaltlich absolute Highlights, verfasst von den besten Autoren und von einigen der tollsten Sprechern die man zur zeit auftreiben kann.
Die dritte Staffel erscheint bei Folgenreich auf zwei MP3-CDs in einem sehr schicken Digipack und einem gut gestalteten Booklet. Guter Release.
8,3 von 10 Tentakelviecherchen