Wie der Wind sich hebt (風立ちぬ, Kaze Tachinu) ist der letzte Film des Studiobegründers und weltweit bekannten Zeichners, Autoren und Regisseurs Hayao Miyazaki. Die Geschichte des Filmes basiert dabei auf dem gleichnamigen Manga (jap. Comic), welcher ebenfalls der Feder Miyazakis entsprungen ist. Er verfolgt das Leben des Flugzeugkonstrukteurs Jirō Horikoshi und den zehn wichtigsten Jahren seines Schaffens. Bereits im Vorfeld wurde der Film auf vielen Filmfestivals aufgeführt und erhielt eine Oscarnominierung als Bester Animationsfilm 2014.
Im Japan der 1920er Jahre träumt der junge Jirō davon ein großer Kampfpilot zu werden, doch auf Grund einer frühen Sehschwäche bleibt ihm diese Möglichkeit für immer verwehrt, so flüchtet sich der Junge in die Träume und trifft dort auf den italienischen Flugzeugbauer Gianni Caproni. Dieser eröffnet ihm eine Zukunft als Konstruktur großer Flugmaschinen. Viele Jahre des harten und kontinuierlichen Studiums beginnen. Jirō erlebt das große Kantō-Erdbeben von 1923, die folgende Weltwirtschaftskrise mit all ihrem Elend und das Aufkeimen des Imperialismus im japanischen Kaiserreich.
Bevor er sich dran macht seine Träume auf der Universität voranzutreiben, begegnet er der jungen Naoko Satomi. Sie leidet an einer frühen Form der Tuberkulose, doch ist zu jener Zeit der Verlauf dieser Krankheit zumeist mit einer hohen Sterblichkeitsrate verbunden. Die beiden begegnen sich im Laufe des Lebens immer mal wieder und beschließen letztlich zu Heiraten. Mittlerweile arbeitet Jirō sehr erfolgreich bei Mitsubishi in der Konstruktionsabteilung und hat sogar die Ehre einige Zeit in Deutschland zu lernen. Der aufkeimende Nationalsozialismus und die Vorzeichen des Krieges verlangen nach neuen Entwicklungen unter den japanischen Jagdflugzeugen, doch dem idealistischen Jirō geht es eigentlich nur darum schnelle und gut gefertigte Flugzeuge zu konstruieren. So verbringt er die meiste Zeit seines Lebens zwischen Zeichentischen und dem Krankenbett seiner geliebten Naoko.
Wer Studio Ghibli kennt, wird wissen, dass oft große Erwartungen an ihre Werke gestellt werden, nicht zu Letzt wegen der enormen Reputation für die zu großen Teilen Hayao Miyazaki verantwortlich ist. Die Kritikerpresse war, wie in der Einleitung bereits angeführt überaus angetan vom neusten Werk. Doch ich sehe das noch ein wenig differenzierter. Oft werden diese Animes mit etwas zauberhaftem und fantastischem verbunden, Elemente wie große, flauschige Waldbewohner oder eine Stadt voller bunter Geistergestalten sind da vollkommen normal. So fällt es besonders ins Augenmerk, wenn das Studio einen realeren und weniger fantastischen Weg wählt (siehe Die letzten Glühwürmchen).
In "Wie der Wind sich hebt" beschränkt sich die, am echten Leben des Jirō Horikoshi angelehnte, Geschichte in ihrer Fantasterei auf die Träume und die einzelnen Begegnungen mit Caproni. Die übrige Handlung ist klar und deutlich als zeitgeschichtliche Realität dargestellt. Natürlich gibt es die, im Genre des Anime, üblichen visuellen Übertreibungen und das leicht überspitzte, trotz allem ist der Film sehr viel ruhiger und nüchterner zu sehen als viele der anderen Werke. Aber auch hier liegt die Stärke von Miyazakis-Kunst, die bedrückende Beklemmung des deutschen Nationalsozialismus und seine Verflechtung mit Japan stets im Hintergrund wirken zu lassen und trotzdem nicht den Blick auf den hoffnungsvolleren Teil der Erzählung zu verlieren.
Viel externe Kritik am Film richtet sich dabei auf die "Glorifizierung" des Kampfflugzeugkonstrukteurs Horikoshi auf der anderen politischen Seite kritisieren japanische Nationalisten, dass der Krieg und die damalige Zeit zu negativ dargestellt werden. Daran das beide Seiten an dem Film anstoßnehmen, ist aber deutlich zu erkennen, wie gut es gelungen ist die Balance zwischen eben jenen Ansichten zu halten. Darüber hinaus stand Jirō Horikoshi selbst dem Militär nie positiv gegenüber, sondern verfolgte eher seine Träume vom Bau technischer Meisterleistungen.
Die immense Zeitspanne von geschätzt 15 bis 20 Jahren, über die sich "Wie der Wind sich hebt" letztlich erstreckt drückt durch die schiere Menge an Ereignissen stark auf die Homogenität der Handlung. Es ist nicht leicht allem zu folgen und viele Handlungsstränge müssen einfach gerafft werden, was zu einer unharmonischen Erzählgeschwindigkeit führt, die mir beim Zusehen nicht gut gefallen hat. Manche Ereignisse hätten sich meiner Meinung nach länger entfalten müssen und andere vielleicht ganz weggelassen werden. So bleibt der Kritikpunkt, einer Episodenhandlung, die nur lose durch bestimmte Punkte verbunden ist, grade die Beziehung zu seiner Frau wurde zu Gunsten der Darstellung seines beruflichen Erfolges merklich komprimiert.
Der letzte Film von Hayao Miyazaki ist ein klassisches Drama über den Idealismus eines jungen Ingenieurs, die Bedrohung durch Krieg, den Tod geliebter Menschen und die Hoffnung auf ein besseres Leben. Der ungewohnte Realismus verbindet sich mit der meisterlichen Animations- und Zeichenkunst für die Ghibli seit Jahren steht, allerdings bleibt der Film gesamthaft hinter anderen Werken des Studios zurück.