Freitag, 19. September 2014

Toriyama Short Stories #2: Dragon Boy und andere Geschichten (Carlsen Manga)

Toriyama Short Stories #2: Dragon Boy und andere Geschichten (Carlsen Manga)

Viele von Akira Toriyamas frühen Arbeiten sind hierzulande nur wenig bis gar nicht veröffentlicht worden oder bekannt. Soll sich jetzt aber ändern und zu diesem Zweck veröffentlicht man bei Carlsen der Tage eine Reihe von Sammelbänden voller Kurzgeschichten aus der Feder des Erfinders von Dragonball. Während der erste Band sich zentral um “Go! Go! Ackman!” drehte, ist im zweiten Band “Dragon Boy” der Nukleus der Erzählungen. Eine sehr besondere, in zwei Kapiteln abgeschlossene Handlung, ohne die Dragonball niemals so ausgesehen hätte wie es nun der Fall ist. Zwischen den einzelnen Storys sind noch kleine Texte platziert worden, die Toriyama 1988 veröffentlichte und in denen er seine bisherige Karriere Revue passieren lies. Genug gesagt, schauen wir mal genauer herein:

Heute auf der Highlight-Insel

Eine nur ein Kapitel lange Geschichte aus dem Weekly Shōnen Jump. Dabei handelte es sich um die zweite Arbeit Toriyamas die überhaupt kommerziell veröffentlicht wurde. Erschienen ist das Abenteuer des Mittelschülers Kanda um Jahre 1979, wie so oft ist Akiras Artwork und humoristischer Erzählstil auch hier schon relativ zeitlos. Die Geschichte selbst ist schnell erzählt: Kanda, ein ungehobeltes Schlitzohr und immerhungriger Rabauke, hat ganz plötzlich auffällig wenig Appetit. Klar, dass da was nicht stimmt. Er hat nämlich Zahnschmerzen. Unangenehm. Deshalb muss er zu Dr. Bock, einem Zahnarzt, Handwerker und Bauern, der gleichzeitig aber auch ein Ziegenbock ist. Der Zahn muss jedenfalls raus, was Kanda nicht sonderlich gefällt.

Der Humor ist sehr typisch für Toriyama, etwas ungewohnt ist ein zentrales Wortspiel, das allerdings seine Wirkung durch die Übersetzung verliert. Fußnoten erklären aber was es damit auf sich hat. Wie jeder Witz der erklärt werden muss, funktioniert aber auch dieser hier nicht besonders gut. Eine kleine Anspielung auf Ultraman ist mir aber sehr positiv aufgefallen. Eine von vielen Toriyama Geschichten mit ähnlichem Humor und ähnlichen Figuren. Für seine Fans sicherlich spannend, aber keinen zweiten Blick wert.

Escape

Auch im Weekly Shōnen Jump erschienen, allerdings erst im Jahre 1981, ist die nur 6-seitige Kurzgeschichte um ein kleines Mädchen, das mit ihrem Drachen in einer postapokalyptischen Welt lebt und versucht zu überleben. Der Plot ist natürlich extrem dünn, dafür gibt es einen interessanten und überraschenden Twist zu bestaunen. Richtig großartig ist allerdings das Artwork, das von der Qualität her weit über den meisten Magazin Beiträgen von Akira anzusiedeln ist. Vielmehr erinnern mich seine Zeichnungen hier an Promotion Artwork, das er für die Dragon Quest Games von Enix gezeichnet hat.

Pink

Ein Jahr später erschien dann im Fresh Jump Magazin “Pink”. In dieser Kurzgeschichte (wieder ein One-Shot), erlebt Pink ein großes Abenteuer. In ihrer Heimatwelt hat es plötzlich aufgehört zu regnen, weshalb Wasser nun wahnsinnig teuer ist. Gemeinsam mit ihrem Hausdino Black und ihrem Roboter White raubt sie gerne den Oligarchen Silver aus, der ohne Erklärung scheinbar unendlich viel Wasser verkaufen kann. Sie badet aber eben so gerne und irgendwann bemerkt man ihr diebisches Treiben. Ein Sheriff wird auf sie angesetzt, aber gemeinsam entdecken sie die Wahrheit hinter Silvers großen Reichtum.

Hübsch gezeichnet, toller Humor, eine klasse Pointe und sogar ein paar rührselige Momente, etwas Melancholie und es wird endlich ein wenig schmutzig. Viele der Versatzstücke kennt man so und so ähnlich recht häufig vom Autoren. Pink und ihre beiden Sidekicks sind aber mal was recht frisches. Eben mal was anderes als immer nur die selbe Handlung um einen verfressenden kleinen Jungen der alle vermöbelt.

Dragon Boy

Bisher alles ganz nett. Aber auch wenn mein Hit “Pink” war, werden die meisten sich vermutlich über die Veröffentlichung der beiden Dragon Boy Kapitel am meisten freuen. Kein Wunder, ist dieser Manga von 1983 aus dem Fresh Jump Magazin doch die Grundlage auf die Toriyama ein paar Jahre später seinen Magnum Opus basieren lies. Es beginnt damit, wie unser Held, ein Waisenkind und Monster nach eigener Aussage, von seinem Meister Roshi trainiert wird, der zufällig auf einer Überschallwolke schwebt. Im Gegensatz zu einem Affenschwanz trägt er allerdings Drachenflügel und anstatt sieben Dragonballs zu sammeln bekommt er hier einen, mit dessen Hilfe er die Kraft eines Drachens bekommen kann. Er bekommt die Aufgabe die Prinzessin des Blumenreichs in ihre Heimat zu bringen, aus der sie einst vor einem Krieg fliehen musste. Die Prinzessin wurde später in Dragonball zu Chi-Chi und sogar das Piraten Skelett aus DB kam hier schon mal vor, bevor es auch im Videogame Dragon Quest auftauchte. Und auch Pool hat hier seinen ersten Auftritt, allerdings noch nicht als katzenartiger Formwandler, sondern als Geist.

Die Geschichte hat die meisten Charakteristika für Dragonball etabliert, die Erzählweise ist aber noch ein wenig holprigriger und die Witze noch nicht ganz so gut pointiert. Generell fällt in Toriyamas früheren Arbeiten oftmals auf, wie sehr ihm damals das sehr kurze Storytelling in die Hände gespielt hat, da er schnell den Faden verliert oder sich von allem Möglichen ablenken lässt. Unterhaltsam aber nicht so kurzweilig wie seine kürzeren Storys.

Tongpoos großes Abenteuer

Ein weiterer One-Shot, jedoch befinden wir uns nun wieder im Weekly Shōnen Jump des Jahres 1983. Tongpoon ist ein Cyborg auf der Suche nach neuen bewohnbaren Planeten. Mit seinem Raumschiff Planet 12 gerät er in Schwierigkeiten und muss auf einem überfluteten Planeten notlanden. Dort entdeckt er wiederum die Überreste der Planet 8 mit der vor einigen Jahren 3 Astronauten der Erde dort abgestürzt sind. Eigentlich eine sehr unterhaltsame Angelegenheit. Störend ist nur, dass wir wieder mal den selben Son-Goku Verschnitt als Held haben, während seine Begleiterin die Archetypin ist die Toriyama irgendwann Bulma nennen sollte. Jedenfalls ist die Dynamik hier eben die selbe wie auch schon die zwischen Bulma und Goku in den frühen Kapiteln von Dragonball. Ihr Gegner ist ein Alien, das stark an den Xenomorph erinnert. Ein paar zotige Witze, eine ulkige Actionszene und schöne, nur wenig gealterte Zeichnungen. Nichts besonderes, aber dennoch lohnend um zu schauen, wie einige von Toriyamas Klischees angefangen haben.

Mister Ho

Mister Ho erschien 1986 als ein weiterer One-Shot im Weekly Shōnen Jump. Ho erinnert an DB’s Yamchu und ist ein draufgängerischer Gangster. Er durchkreuzt die Lande und genießt als Mann aus dem Norden die Freiheit den Süden besuchen zu können, nun wo der Krieg zwischen Nord und Süd endlich vorbei ist. Dabei strandet er allerdings in der einzigen Provinz, in der eine Truppe aus dem Norden nicht einsehen möchte, dass der Krieg vorbei ist. Er verhaut sie dafür natürlich erstmal und erobert damit das Herz einer schönen Bauernfrau.

Der Humor ist hier etwas angestrengt und auch ansonsten ist das Konzept wenig spannend und wird zusätzlich nicht toll umgesetzt. Das Artwork ist auch eher eines der schludrigen des Zeichners.

Kennosuke-Sama

Kennosuke-Sama erschien ein Jahr später im selben Magazin, ist aber sehr viel unterhaltsamer. Der kleine Kennosuke lebt in einer verrückten Welt, die sehr nach feudalem Japan aussieht. Dennoch hat auch diese Welt moderne Errungenschaften wie Fernseher, Autos und in die altertümliche Sprache schleichen sich immer wieder moderne Floskeln. Recht lustig. Lustiger wird es noch, als Kennosuke von seiner kleinen Freundin zu einem Date eingeladen wird. Das schlimmste könnte sein, dass das Date Mega-Lame sein könnte. Deshalb muss der kleine Samurai gemeinsam mit seinem Shinobi Freund - ein anthropomorphes Schwein, das sehr nach Oolong aussieht - schon mal durchspielen wie es ablaufen soll. Sehr süß, lustig und vor allem die Pointe ist herrlich dumm und antiklimatisch. Zwar hätte die Geschichte mit wenigen Änderungen auch vielen anderen Figuren des Künstlers passieren können. Also auch nichts eigenartiges, dennoch ein kurzer Spaß.

Der Bürgermeister

Mamejiro erschien 1988 bei Shonen, wobei es sich um einen kleinen Manga handelt, der die Frage beantwortet: Was wäre, wenn Muten-Roshi Bürgermeister wäre. Natürlich werden Damen begrabscht, Müllwegwerfer zur Rechenschaft gezogen. Für die paar Seiten ganz okay, mehr aber nicht wirklich. Schade drum.


Fazit: Auch der zweite Band bringt uns ein paar obskure und ein paar lange erhoffte Geschichten von Toriyama in einem kompakten Sammelband. Fans müssen zugreifen, aber auch alle denen Dragonball zu lang ist, die aber dennoch Manga mögen, die von Rabauken und wilden, aber humorvollen Abenteuern handeln mögen, sollten diese seltenen Klassiker nicht verpassen.

8 von 10 Mist schaufelnde Zahnärzte