Harenchi Gakuen (1970)
In Japan gibt es eine ganz besonders dezente Privatschule. Dort klauen die Schüler sich in epischen Schlachten gegenseitig die Unterwäsche, versuchen alles um die anderen nackt zu sehen und wer es dann noch schafft der Lehrerin den Rock im Unterricht zu lüpfen, der bekommt verdammt viele Bonuspunkte. Dies muss auch die neue Lehrerin erfahren die an die Fakultät befördert wird und sogleich einen chaotischen Klassenausflug überstehen muss. Außer ihr lehren an dieser Schule noch ein sehr femininer Höhlenmensch, ein Hitler Look-a-like, ein Cowboy, ein Samurai, sowie ein Mann, der ein Zelt anhat. Als es auf zur Klassenfahrt geht fehlt die Kohle, weshalb sie mit Schweinen und geklautem Benzin zahlen müssen. Als es dann hart auf hart kommt, muss die neue Lehrerin aber selbst fahren und zwar im betrunkenen Zustand.
Wie würde wohl ein Film aussehen, der die Meiste Zeit auf Benny Hill Slapstick setzt und ansonsten alle Klischees aus “Eis am Stiel” und allen Schulmädchen Reportagen kombiniert und japanischen Schmuddelkram auskleidet? Vermutlich genau so wie Harenchi Gakuen. Bei Harenchi Gakuen, auch bekannt als Shameless School - was den Inhalt übrigens recht gut beschreibt - handelte es sich ursprünglich um eine Mangareihe von Go Nagai, der vor allem durch “Mazinger” und seine ultrabrutale Reihe “Devilman” berühmt wurde. Jedenfalls im Westen. In Japan kennt man ihn meist vor allem durch die sehr kontroverse Schulreihe. Von 1968-1972 wurden die neuesten Kapitel der Reihe im frühen Weekly Shōnen Jupp #11-#41 veröffentlicht. Nicht ganz ohne Grund skandalisierte man die Reihe damals, da er der erste Mangakünstlern war, der eine komödiantische Reihe für Kinder mit Sex und krasser Gewalt anreicherte. Dies führte unter anderem dazu das einige Lehrer und Eltern Organisationen zu Protesten gegen den Manga aufriefen. Allerdings durchbrach er nicht nur im Bereich der Erotik viele Tabus und die Mauer des guten Geschmacks, sondern lies unter anderem alle Figuren im Finale schrecklich brutale Morde sterben. Eine sehr merkwürdige Angelegenheit also, die einerseits was für Leute ist, die was vollkommen stranges suchen oder einen Fetisch haben, nur scharf zu werden wenn etwas peinliches passiert. Die Erotik ist nämlich gänzlich um das Thema Scham gestaltet, immer wenn irgendwas erotisch werden soll ist dies für eine der beteiligten Personen sehr peinlich, meistens aber für alle und den Leser. Das die Reihe trotzdem in Erinnerung geblieben ist, hat wohl etwas damit zu tun, dass es sich dabei um eine der ersten Ecchi Reihen handelt und auch das Wörtchen Hentai viel hier wohl mit zum ersten mal im Mainstream.
Aber es blieb nicht nur beim Manga. Zur Hochzeit der Reihe wurden insgesamt vier Realverfilmungen und eine Anime Serie aus ihr gemacht. In den Neunzigern folgte dann noch ein weiterer Film. Die Dinger sind aber außerhalb Japans nur schwer und ziemlich teuer zu bekommen und eigentlich lohnt sich der Aufwand auch nicht, da man dann immer noch zumindest rudimentäre Japanischkenntnisse brauch um zu verstehen was da vor sich geht. Trotzdem habe ich mich mal an den ersten Teil gewagt, ich war dann doch zu neugierig.
Sofort fallen die abstrusen Kostüme auf. Bei denen der Mädchen wird natürlich der Schuluniformfetisch bedient, später dürfen aber alle auch in Badeanzügen bewundert werden. Höschen spielen eine essentielle Rolle und die Männer sind als Nazis, Höhlenmenschen, Clowns, Cowboys, Pfadfinder oder was auch immer verkleidet. Und schon bin ich abgrundtief verwirrt. Im Grunde ist der Film nichts anderes als eine von den wohlbekannten deutschen Sexkomödien, nur das sie eben in einer bunten, völlig wahnsinnigen Manga Welt spielt. Der Humor ist wahnsinnig dumm, aber meist doch irgendwie charmant. Oftmals überschreitet man aber geschmackliche Grenzen ohne damit etwas zu erreichen. Man ist einfach nur geschmacklos um geschmacklos zu sein und diese Art des “gross out” Humors ist nicht meine Sache und langweilt mich recht schnell. Pipi Kaka ist einfach nicht witzig. Die Darsteller machen vermutlich was sie sollen und die Ausstattung, sowie sonstige technische Umsetzung kann sich für eine Mangadaption der frühen Siebziger ganz schön sehen lassen.
Etwas für Diejenigen, die schon alles gesehen haben und feststellen möchten, wie wenig sie wirklich gesehen haben. Da der Film aber für teueres Geld importiert werden muss und in keiner verständlichen Sprache aufzutreiben ist, bleibt die Sichtung für die Meisten wohl eh in unerreichbarer Ferne. Ob es schade drum ist lässt sich aber in jedem Fall streiten.