Samstag, 23. Februar 2013

Zwei Kumpel in Tirol (1978) [WVG Medien]

Zwei Kumpel in Tirol (1978) [WVG Medien]

“Pfoten weg von meinen Genitalien, ihr geilen Mösen Monster!”

Oben ohne blasen, Papageien die Affen mit unfreiwilligem Sex drohen, dicke Klingelbeutel, Hähne die in falsche Löcher gerammt werden, viel getrocknetes Gras, Penis Amputationen, Penis Transplantationen, saure Milch, spritzige Ölwechsel, von Kunden genervte Möbelverkäufer, fromme Nonnen, ein Mensch, der weißblaue Himmel über Bumshausen, lange Lümmel, nicht mehr funktionierende Lümmel, lümmelige Lümmel. Dieser Film hat alles aber nichts richtig. Eine Mords-Gaudi für alle für die Taschentücher neben dem Bett nicht nur nötig, sondern auch ein Lebensgefühl sind.

Man ist heutzutage von Firmen wie Asylum einiges gewohnt, aber auch vor 30 Jahren war es nicht besser. Roger Corman zum Beispiel schnappte sich Godzilla und fügte Szenen mit Amerikanern ein um den Film in den USA an den Mann, an die Frau zu bringen. Wenn zu wenig Sex drin war, lies er Sexszenen nachträglich einfügen (so passiert in Humanoids from the Deep). Genau das ist exploitation und solche Filme sagen so viel darüber aus wie die Filmindustrie, Medien und auch unsere Gesellschaft funktionieren. Ich mag so was sehr gerne, weil es eine sehr ehrliche Art des Filmemachens ist und weil es gleichzeitig so extrem Panne ist was am Ende bei solchen Dingen heraus kommt. Klar kann man sich darüber aufregen das M.I.G. alle paar Wochen die selben Public Domain Streifen in unglücklicher Qualität herausbringen und zwar jedes mal mit anderen Titeln. So was ist ohne frage dreist, aber man bestreitet ja auch nicht große Kunst in toller Qualität abzuliefern, genauso wie ich niemals behaupte dieser Blog sei lesenswert, auch wenn ein paar verwirrte trotzdem immer wieder kommen. Einige kommen auch nur immer wieder um mir zu sagen das ich unprofessionell bin.

Dieser Vorwurf trifft mich vermutlich ebenso hart wie wenn man einem Label wie M.I.G. an den Kopf knallt das sie nicht unbedingt hochwertige Ware an den Mann bringen wollen oder wenn jemand dem Asylum Chef dafür anpöbelt Geld zu verdienen an Menschen die zu blöd sind zu verstehen, dass ein Film der gerade im Kino läuft nicht schon gleichzeitig, mit leicht abgeänderten Titel in den Grabbelkisten der Elektrofachmärkten liegen kann.

Warum ich solange um den lauwarmen Brei beziehungsweise Film herumrede hat folgenden Grund: Bei “Zwei Kumpel in Tirol” handelt es sich um eine Art Clipshow, wie man sie aus Sitcoms kennt. Allerdings hat Alois Brummer (Beichte einer Liebestollen) hier wahllos Szenen aus sechs seiner Filme genommen und wild aneinander geklebt. Bei den sechs Titeln handelt es sich um “Graf Porno bläst zum Zapfenstreich”, “Obszönitäten”, “Gefährlicher Sex frühreifer Mädchen 2: Höllisch heiße Mädchen”, “Geilermanns Töchter - Wenn Mädchen mündig werden”, “Liebesmarkt” und Unterm Dirndl wird gejodelt”. Natürlich wird das Ganze nicht als Clipshow dargestellt, sondern durch die Art der Zusammensetzung, als gänzlich neuer Film. So werden zum Beispiel Szenen in denen Josef Moosholzer (Urlaubsgrüße aus dem Unterhöschen) verschiedene Charaktere spielt zusammen geschnitten, damit es so aussieht als wäre es eine Szene. Damit der Schmu nicht arg so auffällt hat man den Film auch komplett neu Synchronisiert und sich eine neue Geschichte ausgedacht, die zum Großteil aus dem Penisamputationsplot aus “Obszönitäten” und der nackt Bläserei aus “Graf Porno bläst zum Zapfenstreich” besteht. Von einem roten Faden ist dabei nicht mal zu träumen. Macht also noch weniger Sinn als das wirre Zeug das Brummer sonst so abliefert.

Warum ich jetzt dazu so eine ausufernde Einleitung verfasst habe ist einfach das ich sagen möchte das es schwer ist so etwas zu bewerten. Zu den Filmen aus denen die Szenen stammen habe ich zum Großteil schon was geschrieben und der Rest wird bald nachgeholt. Andererseits muss ich noch los werden, dass ich verdammt viel Respekt vor Brummer habe. Er hat zwar keinen einzigen guten Film gemacht, dafür hat er aber den Sexklamauk in die deutschsprachigen Länder gebracht. Daraus ist auch nichts wirklich tolles entsprungen aber man muss einfach anerkennen das er gemacht hat was er gemacht hat. Nicht mehr und nicht weniger. Selbst bei solch einem Müll wie diesem Salat hier, hat er seinen Namen nicht aus den Credits genommen und stand zu seinen Filmen. Er hat nie behauptet das seine Filme gut wären, dafür haben sie aber viele Menschen kurzweilig und vor allem damals ziemlich gewagt unterhalten können. Kein guter Filmemacher, aber ein mutiger, der zu seinem Scheiß immer gestanden hat.

Trotz allem kann man “Zwei Kumpel in Tirol” nicht mehr als ein Pünktchen geben und falls ihr keine Komplettisten des Genres seid, solltet ihr einen großen Bogen um den Film gehen.

Die Veröffentlichung innerhalb der Erotik Classic Reihe, besticht wie die anderen auch, durch das nostalgisch anmutende Design der Verpackung. Aber auch der Film selbst kommt in überzeugender Ton Qualität. Die Bild Quali schwankt dafür leider sehr. Fehlen darf auch diesmal nicht das Faltblatt mit den Infos über die wichtigsten Darsteller des Genres. Außerdem sind auf der DVD noch die folgenden Elf Trailer enthalten: “Hausfrauen-Report Teil 6“, “Gestatten Vögelein im Dienst“, “Jagdrevier der scharfen Gemsen“, “Aus dem Tagebuch einer 17-jährigen“, “Gefährlicher Sex frühreifer Mädchen", "Die heißen Nächte der Josefine Mutzenbacher“, “Liebesvögel“, “Zwei Kumpel in Tirol“, “Hausfrauen-Report Teil 4“, “Wenn Mädchen mündig werden“, “Die munteren Sexspiele unserer Nachbarn” und der Alpenglühn TV Werbespot.